Münchner Katholikenrat will keine Spionagetechnik im Dom

"Befremdliche Art der Nutzung"

Der Katholikenrat der Region München fordert einen Abbau der angeblich im Nordturm des Liebfrauendoms installierten Spionageanlage. Wie der "Münchner Merkur" berichtet, reagiert der Rat damit auf eine Meldung des Magazins "Der Spiegel".

Symbolbild Überwachung / © Arno Burgi (dpa)
Symbolbild Überwachung / © Arno Burgi ( dpa )

Domdekan Lorenz Wolf hatte als Hausherr dazu lediglich erklärt, es befänden sich "diverse technische Einrichtungen von verschiedenen Organisationen" in dem Turm, und für weitere Fragen an den Bundesnachrichtendienst (BND) verwiesen. Der Geheimdienst hatte auf Anfrage lediglich erklärt: "Zu operativen Aspekten seiner Arbeit berichtet der Bundesnachrichtendienst grundsätzlich nur der Bundesregierung und den zuständigen Stellen des Deutschen Bundestages."

"Befremdlich"

Die Vorsitzende des Katholikenrats, Johanna Rumschöttel, sagte der Zeitung, sie persönlich befremde diese profane Art der Nutzung der Domtürme. Diese stünden schließlich "für Gläubige und auch Nichtgläubige als Symbole und Wahrzeichen unseres christlichen Glaubens in München". Christian Weisner, Sprecher von "Wir sind Kirche", äußerte die Befürchtung, "dass diese Zusammenarbeit von Kirchen und Geheimdiensten auch kein Einzelfall war und ist".

Als Urheber der "Spiegel"-Meldung nannte der "Merkur" den Weilheimer Geheimdienstexperten Erich Schmidt-Eenboom. Dieser denke, dass die angeblich vor 1989 im Turm eingebaute "Funkleitzelle" des BND sich nach wie vor im Dom befinde. Er sei bei Recherchen im Kreise von Geheimdienstveteranen auf die Anlage gestoßen. Sie habe wohl dem Beschatten von ausländischen Diplomaten gedient, aber auch der Überwachung von BND-Mitarbeitern, die verdächtigt worden seien, die Seite gewechselt zu haben.

Frauenkirche geeignet

Die Observationstrupps hätten für die Übermittlung von Funksignalen eine hochgelegene Anlage gebraucht. Dafür habe sich die Frauenkirche gut geeignet, da es in der Münchner Innenstadt immer wieder Funkschatten gebe. Schmidt-Eenboom ist sich dem Bericht zufolge sicher, dass die Kirche eingeweiht gewesen sei. So hätten zwei Mitarbeiter des BND für Wartungsarbeiten immer wieder in den Nordturm gemusst.


Liebfrauenkirche in München / © Sven Hoppe (dpa)
Liebfrauenkirche in München / © Sven Hoppe ( dpa )

Mithilfe von Künstlicher Intelligenz ahmten die Betrüger die Stimmen bekannter Bischöfe, Generalvikare und Priester nach. (dpa)
Mithilfe von Künstlicher Intelligenz ahmten die Betrüger die Stimmen bekannter Bischöfe, Generalvikare und Priester nach. / ( dpa )
Quelle:
KNA