Pfarrer nach intensivem Chat mit Jugendlichem abgesetzt

Kein strafrechtlich relevantes Verhalten

Wegen eines "unangemessenen Kommunikationsverhaltens" zu einem Jugendlichen hat das Bistum Münster einen leitenden Pfarrer am Niederrhein abgesetzt. Es gebe aber keinen Hinweis auf ein strafrechtlich relevantes Verhalten.

Messenger-Gemeinde (DR)
Messenger-Gemeinde / ( DR )

Auch auf sexuellen Missbrauch liege kein Hinweis vor, erklärte die Diözese. Das bestätigte eine Sprecherin auf Anfrage. Nach einem Bericht der "Rheinischen Post" hat der Priester über den Handy-Kurznachrichtendienst WhatsApp fast zwei Jahre lang mit dem heute 16-Jährigen intensiv kommuniziert. Teils seien mehr als 100 Nachrichten am Tag ausgetauscht worden. Der Chatverlauf umfasse mehr als 3.000 Din-A4-Seiten.

Intensiver Chat-Kontakt

Nach Darstellung der Zeitung begann die Geschichte zwischen dem Pfarrer und dem in der Messdiener- und Jugendarbeit engagierten Jugendlichen harmlos. Nach anfänglichen Komplimenten sei das Verhältnis intensiver geworden. Der Pfarrer habe dann auch über seine Gefühle gesprochen und den Jungen, den er "unendlich doll lieb" habe, als wichtigsten Menschen in seinem Leben bezeichnet.

"Es war eine sehr große Vertrautheit, keine Beziehung, schon gar kein Liebesverhältnis", zitiert die "Rheinische Post" den Geistlichen. Irgendwann habe der Pfarrer den Jugendlichen mit Problemen seines Priesteramtes belastet, hieß es. Ende 2017 habe der 16-Jährige Hilfe bei einem anderen Seelsorger gesucht.

Bistum handelt

Das Bistum wurde nach eigenen Angaben am 29. Dezember mit dem Fall konfrontiert und habe daraufhin gehandelt. Der Missbrauchsbeauftragte habe fast täglich mit der Familie und dem sie begleitenden Seelsorger Gespräche geführt. Zudem seien dem Jugendlichen professionelle Hilfeangebote gemacht worden, die er auch nutze.

Weil es keinen Hinweis auf strafrechtlich relevantes Verhalten gebe, wolle das Bistum keine Anzeige bei der Staatsanwalt erstatten. Münsters Bischof Felix Genn habe aber den Pfarrer mit Ablauf des 12. Januar von seiner Aufgabe entpflichtet.

Die Diözese wendet sich gegen die Darstellung der "Rheinischen Post", wonach sie den Priester mit der Begründung eines Burnouts habe entpflichten wollen. "Das Bistum Münster hat zu keinem Zeitpunkt versucht, etwas zu verschleiern", heißt es in einer Erklärung. Die Diözese bedaure zutiefst, dass der Jugendliche durch das Verhalten des früheren Pfarrers habe leiden müssen.


Quelle:
KNA