Neujahrsempfang des Bistums Görlitz

Freude über Mönche und Sorge über Stellenabbau

Beim Neujahrsempfang des Bistums lobte Bischof Wolfgang Ipolt die Wiederbesiedlung des brandenburgischen Klosters Neuzelle und den kirchlichen Einsatz gegen den Stellenabbau in der Lausitz.

Klosterkirche Neuzelle / © Renardo Schlegelmilch (DR)
Klosterkirche Neuzelle / © Renardo Schlegelmilch ( DR )

Bischof Wolfgang Ipolt betonte am Samstag in der Neißestadt, er erhoffe sich von der Rückkehr des Ordens wichtige Impulse für das Bistum. Politiker der Region dankten den Kirchen nachdrücklich für ihren Protest gegen die drohenden Arbeitsplatzverluste beim Görlitzer Siemens-Turbinenwerk und dem Waggonbauer Bombardier.

Starkes christliches Zeichen

Ipolt erklärte, er sehe die Mönche in Neuzelle als "Verstärkung" der Kirche "in diesem so entchristlichten Landstrich Europas". Deshalb habe er sie aus der österreichischen Zisterzienserabtei Heiligenkreuz eingeladen. Seit vergangenem August leben vier Zisterzienser in dem Wallfahrtsort. Dort engagieren sie sich in Seelsorge und Religionsunterricht. Zuvor war der Orden nach der Verstaatlichung der Klosterbesitzungen durch Preußen dort 200 Jahre nicht präsent. Die Abtei Heiligenkreuz will in diesem Jahr bis zu vier weitere Ordensmänner nach Neuzelle entsenden, um im 750. Gründungsjahr des Klosters am 2. September eine Niederlassung in Form eines Priorats zu gründen.

Bislang ist noch ungeklärt, wo die Mönche auf Dauer wohnen können. Derzeit sind sie im katholischen Pfarrhaus auf dem Klostergelände untergebracht. Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch (SPD) betonte, sie sei "sehr zuversichtlich" mit Blick auf eine einvernehmliche Lösung. Es sei jedoch "noch ein weiter Weg", die Erfordernisse der bisherigen Nutzer der Klostergebäude und der Mönche in Einklang zu bringen. Geplant sei, dass die Mönche im früheren Kanzleibau des Klosters wohnen, in dem bislang unter anderem eine Musikschule ist.

Lob aus der Politik

Der Görlitzer Generalsuperintendent Martin Herche sicherte die Unterstützung der evangelischen Kirche zu, "dass der Neustart monastischen Lebens gelingt". Er versprach den staatlichen Stellen und Arbeitnehmervertretern zudem die weiteren Rückhalt der Kirchen für einen Erhalt der Arbeitsplätze. Auch der Görlitzer Generalvikar Alfred Hoffmann forderte "Lösungen auf dem Fundament der Sozialen Marktwirtschaft".

Der Görlitzer Landrat Bernd Lange dankte den Kirchen, dass sie "nicht zuletzt mit dem Gebet" auf der Seite der Arbeitnehmer stünden. Auch Oberbürgermeister Siegfried Deinege (parteilos) würdigte die "moralische Unterstützung" im Widerstand gegen Stellenabbau. Der Diözesanrats-Vorsitzende Hartmut Schirmer rief die Kirchen auf, ihre im Reformationsgedenkjahr gewachsenen Kontakte fortzuführen.

Christliche Botschaft verbreiten

In seiner Ansprache hob Ipolt die zentrale Rolle von Religionslehrern für die Weitergabe der christlichen Botschaft hervor. Heute hätten auch die meisten Schüler im Religionsunterricht kaum noch eigene Erfahrungen mit dem Glauben und seien "erst recht nur selten engagierte Mitglieder der Kirche". Umso wichtiger würden die Religionslehrer. In dem Fach sei nicht zuerst "der kluge Dozent gefragt, sondern der wahrhaftige Zeuge".


Quelle:
KNA
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