Bischof Feige sieht in Diaspora auch Möglichkeit zu reifen

"Eigener Glaube kann wachsen"

Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige sieht in dem Leben als katholische Minderheit auch Chancen. "Kirche kann dadurch lebendiger und überzeugender werden", sagte er bei der Eröffnung des 17. Delegiertenkonferenz des Deutschen Caritasverbandes.

Bischof Feige  / © Bistum Magdeburg (Bistum Magdeburg)

Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige eröffnete die 17. Delegiertenkonferenz des Deutschen Caritasverbandes feierlich mit einem Gottesdienst.  Er begrüßte die etwa 200 Gottesdienstbesucher mit dem Autobahn-Slogan "Willkommen im Ursprungsland der Reformation" in der Kathedrale St. Sebastian.  Denn schon vor einigen Jahren entschied sich der Deutsche Caritasverband seine Versammlung 2017 anlässlich des 500. Reformationsgedenktages in Magdeburg anzuhalten.

In seiner Predigt griff Bischof Feige das Motto der diesjährigen Tagung "Christ sein in säkularer Gesellschaft" beherzt auf.  Ist das Leben in der Diaspora ein Missgeschick, Unglücksfall oder gar eine Katastrophe der Kirchengeschichte? Am Anfang des Christentum war dies anders, da war es der Normalfall, dass Christen in der Zerstreuung (=Diaspora) lebten.

Leben in der Diaspora

"Auch in unserer Region ist uns Katholiken das schon lange vertraut", so der Bischof „"zunächst als Minderheit unter evangelischen Christen und dann zunehmend mit den anderen Christen zusammen in einer immer säkularer werdenden Situation, in der es kaum noch Anknüpfungspunkte für den Glauben gibt."  Aber solch eine Diasporasituation hat zugleich auch ihre Chancen: "Herausgefordert durch die Gleichgültigkeit oder die Kritik des gesellschaftlichen Umfeldes, moderne Entwicklungen und das Verhalten der eigenen Kinder und Enkel kann der persönliche Glaube sogar wachsen und reifen, kann Kirche dadurch lebendiger und überzeugender werden."

Dabei spitzte Bischof Feige erst einmal die Situation im Bistum Magdeburg zu. Auf einer Fläche von etwa 23.000 Quadratkilometern – das entspricht etwa der Größe Israels leben etwa 83000 Katholiken. Zum Erzbistum Köln hingegen gehören vergleichsweise mehr als 2 Millionen Katholiken, und das auf einem Drittel der Fläche.

Gemeinden müssen im Austausch stehen

Und er zitiert aus dem Beschluss Dresdener Pastoralsynode von 1974:"Wenn wir uns als kleine Gemeinde erleben, hilft uns der Glaube an die Bedeutung des EINEN für alle, einzelner für viele, kleiner Gemeinschaften für große Gebiete …" Die Gemeinden – so heißt es weiter – werden "ihrer Situation erst dann gerecht, wenn sie sich nicht abschließen, sondern in Austausch mit anderen stehen, mit ihnen Mensch und für sie Christ sind. Für unser Selbstverständnis in der Diaspora ist der Begriff Stellvertretung von großer Bedeutung." In diesem Sinne gehöre auch die Caritas in ihrem umfassenden Sinn ganz wesentlich dazu. Denn mit seiner eigenen Prägung gebe der Caritasverband der Kirche ein besonders menschenfreundliches Gesicht. Der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Prälat Dr. Peter Neher, bedankte sich bei Bischof für diese Mut machenden Worte.