Weltfriedenstag war Beßmanns letzte Großveranstaltung

41 Jahre Domküster im Osnabrücker Dom

Als Rolf Beßmann mit 22 Jahren Domküster wurde, war er einer der jüngsten in Deutschland. Jetzt ist er der dienstälteste: Seit 41 Jahren sorgt er dafür, dass im Osnabrücker Dom die Gottesdienste nach Plan laufen und alle Lampen leuchten.

Autor/in:
Nicolas Ottersbach
Rolf Beßmann: Domküster im Osnabrücker Dom / © Nicolas Ottersbach (DR)
Rolf Beßmann: Domküster im Osnabrücker Dom / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Er kümmert sich nicht nur um die Liturgie, als gelernter Starkstromelektriker ist er auch handwerklich begabt. "Das ist im Domalltag natürlich von Vorteil, kleinere Reparaturen mache ich selber", erzählt er. Für ihn ist der Küster einer der vielfältigsten Jobs der Welt.

Das klang damals noch ganz anders. "Früher war das für mich vor allem ein Job für alte Männer", sagt Beßmann. Doch ein Bekannter überzeugte ihn, sich im Dom zu bewerben. Dort war eine Stelle frei geworden, Beßmann war zuvor schon Messdiener in einer anderen Gemeinde und vertrat dort öfter den Küster. "Nach der Bundeswehr und meiner Elektriker-Ausbildung bei der Bahn merkte ich in der Fachoberschule, dass studieren nichts für mich war." Da kam die Stelle in Osnabrück gerade recht.

Papstbesuch 1980

Die erste große Veranstaltung, die er miterlebte, war der Papstbesuch 1980, als das Bistum sein 1200-jähriges Bestehen feierte. "Es regnete in Strömen, wovon der Papst immer noch erzählte, wenn jemand aus Osnabrück in Rom zu Gast war." Auch die Fernsehsender kamen in diesem Jahr oft vorbei, beispielsweise die ARD zur Christmette. "Wie so oft ging etwas schief und wir mussten improvisieren", sagt Beßmann. Denn einer der Kameramänner brach kurz vor dem Start der Übertragung zusammen, weil seine Partnerin sich von ihm getrennt hatte. "Wir besorgten dann einen Arzt, der ihn wieder aufpeppelte." Es gab aber auch Liebesgeschichten: Beßmann durfte seine Frau 1984 natürlich im Dom heiraten.

Große Sanierung um die Jahrhundertwende

Am schlimmsten und stressigsten war für ihn die große Sanierung rund um die Jahrtausendwende. Weil die Sonntagsgottesdienste immer noch im Dom stattfinden sollten, musste Beßmann mit seinen Kollegen jeden Samstag die gesamte Kirche putzen. "Das war ja eine riesige Baustelle, überall lagen Dreck und Staub herum."

Der Weltfriedenstag von Sant‘Egidio war seine letzte Großveranstaltung. Denn an Silvester 2018 geht Rolf Beßmann mit 65 Jahren in Rente. "Mittlerweile merke ich, dass mir alles nicht mehr so leicht fällt wie früher." Was er an seinem letzten Arbeitstag machen will, weiß er schon jetzt. "20 Sekunden vor Mitternacht schalte ich die Glocken an. Dann war`s das für mich." Ob er sich nach all den Jahren so einfach vom Dom verabschieden kann? "Wahrscheinlich nicht. Ich werde ihm immer verbunden bleiben."


Quelle:
DR