Ein Bischof ist ein kirchlicher Amtsträger und leitet in der Regel einen kirchlichen Verwaltungsbezirk, etwa ein katholisches Bistum oder eine evangelische Landeskirche. Das Wort Bischof ist abgeleitet vom altgriechischen "episkopos" und bedeutet Statthalter, Aufseher und Hüter. In der katholischen Kirche bedeutet die Bischofsweihe die höchste Stufe des Weihesakraments.
Die Bischofsweihe verleiht nach katholischem Verständnis die Vollmacht, das Wort Gottes verbindlich zu lehren und gegen Verfälschungen des Glaubens vorzugehen. Ein Bischof an der Spitze eines Bistums leitet es juristisch und repräsentiert es. Bischöfe dürfen auch Priester weihen.
Gemäß katholischer Auffassung setzt sich in den Bischöfen der den Aposteln Jesu erteilte Auftrag bis in die Gegenwart fort. Ein Priester kann gültig nur durch einen Bischof geweiht werden, der seinerseits durch einen Bischof geweiht wurde. Alle katholischen Bischöfe sind vom Papst ernannt.
In Deutschland haben aufgrund von Staatskirchenverträgen die Domkapitel, also die Gruppe der leitenden Geistlichen, der meisten der 27 Bistümer ein Recht zur Wahl aus einer ihnen von Rom zugeleiteten Dreierliste. Für das zur Oberrheinischen Kirchenprovinz gehörende Bistum Mainz gilt das "Badische Konkordat", nach dem mindestens einer der drei Kandidaten aus dem Bistum stammen muss.
Vor der Bestätigung der Wahl durch den Papst müssen die betroffenen Landesregierungen offiziell erklären, dass es von ihrer Seite keine "Bedenken allgemeinpolitischer, nicht aber parteipolitischer Art" gibt. Für Mainz zuständig sind die Regierungen von Hessen und Rheinland-Pfalz. (kna)
18.04.2017
Bonifatius machte sie groß, die Franzosen machten sie klein: die Mainzer Kirche. Manch einer, der da auf dem Bischofsstuhl saß, war Kurfürst, war Erzkanzler. Seit bald 200 Jahren geht es bescheidener zu.
Auf dem Dachsattel des Westbaus des Mainzer Doms hoch zu Ross der Patron des Gotteshauses und des Bistums: Sankt Martin. Dass der Dom, seit jeher Kathedrale, Bischofskirche also, nicht nur etwas für fromme Kirchgänger ist, stellte der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch (1925-2005) einmal so klar: "Um den Dom kommt keiner rum. Evangelisch und katholisch, nüchtern oder alkoholisch, laut und leise oder stumm, um den Dom kommt keiner rum."
Weil der Dom, umgeben von Wohnhäusern und Geschäften, mitten im Marktgeschehen steht. Aber auch deshalb, weil Mainz von der Lebensart vieler der in seinen Grenzen lebenden Menschen her ein weltoffenes Bistum ist - mit dem Dom als geistlichem Anziehungs- und Mittelpunkt.
Weltoffen: Bistum Mainz
Für die Weltoffenheit des Bistums stand und steht nicht zuletzt Kardinal Karl Lehmann (80). Mitte Mai 2016 trat er altersbedingt nach fast 33 Jahren von seinem Bischofsamt zurück. Am Dienstag nun ernannte Papst Franziskus den Pastoraltheologen Peter Kohlgraf zu Lehmanns Nachfolger. Der Neue lehrt seit bald vier Jahren an der Katholischen Hochschule Mainz und weiß also: Um den Dom kommt keiner rum, zumal kein Mainzer Bischof.
Gemessen an der Zahl seiner rund 742.000 Katholiken rangiert das Bistum auf Rang 13 unter den 27 deutschen Bistümern. In seiner heutigen Gestalt 1821 in den Grenzen des damaligen Großherzogtums Hessen-Darmstadt errichtet, misst das Bistum 7.692 Quadratkilometer.
Geschichte des Bistums
Es gehört seit damals zur Kirchenprovinz des Erzbistums Freiburg, erstreckt sich größtenteils auf Hessen, zu einem kleineren Teil auf Rheinland-Pfalz; zudem gehört das baden-württembergische Bad Wimpfen zum Bistum. Der Errichtung vorausgegangen war der Zusammenbruch des einstigen Erzbistums Mainz im Zuge der Französischen Revolution und ihrer Folgen Ende des 18. Jahrhunderts. Das nämlich war Mainz einmal: Erzbistum. Und nicht irgendeines.
Christen gibt es seit dem späten zweiten Jahrhundert, etwa seit dem vierten Jahrhundert ist Mainz Bischofssitz. Einfälle von Vandalen und Hunnen und das Ende der römischen Herrschaft am Rhein gaben auch dem Bistum fast den Rest. Aber dann: Irgendwann zwischen 746 und 748 nahm mit dem heiligen Bonifatius der damalige päpstliche Stellvertreter und Gesandte in Germanien auf dem Bischofsstuhl Platz.
Nach Rom lange Nummer 2
Durch die Einbindung von ihm missionierter Gebiete und gegründeter Bistümer legte er die Grundlage für Mainz als eines der größten und wichtigsten Bistümer des Abendlandes. Unter seinem Nachfolger Lullus (um 710-786) wurde Mainz Erzbistum - und noch größer. In den folgenden Jahrhunderten erstreckt sich das Erzbistum zeitweise bis nach Straßburg und Prag. Mainz war zu dieser Zeit die nach Rom größte Kirchenprovinz. Seine Erzbischöfe tragen Titel wie "Primas des Reiches", sind Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, besitzen das Krönungsrecht, sind ranghöchste Kurfürsten mit entscheidender Stimme bei Königs- und Kaiserwahlen.
Einer der bedeutendsten von ihnen ist Willigis (um 940-1011). Insgesamt 36 Jahre, von 975 bis zu seinem Tod, hatte er den Bischofsstuhl inne - so lange wie keiner seiner Vorgänger oder Nachfolger. Und: In seiner Amtszeit wurde der Dom errichtet, am heutigen Platz der Kathedrale und im Wesentlichen auch in der heutigen Ausdehnung. In seiner Größe setzte das Gotteshaus damals neue Maßstäbe, war es architektonischer Ausdruck der Bedeutung der Mainzer Kirche als eines zweiten Rom.
Albrecht von Brandenburg und die Reformation
Zu den früheren Bischöfen gehören auch Rabanus Maurus (um 780-856), Albrecht von Brandenburg (1490-1545) und Wilhelm Emmanuel von Ketteler (1811-1877). Rabanus Maurus gilt nicht nur als Autor des wohl schönsten Heilig-Geist-Liedes "Veni creator spiritus" (Komm, Heiliger Geist), sondern auch als Sammler und Vermittler des philosophischen, theologischen und naturwissenschaftlichen Wissens seiner Zeit. Das brachte ihm im 19. Jahrhundert den Ehrentitel "Erster Lehrer Germaniens" ein.
Albrecht von Brandenburg trug mittelbar zum Ausbruch der Reformation bei. Um die mit seiner Ernennung zum Erzbischof fällige Gebühr an den Papst entrichten zu können, ließ er Ablässe, also einen Nachlass von Sündenstrafen, verkaufen, was Martin Luther auf den Plan rief. In ganz anderer Erinnerung blieb Wilhelm Emmanuel von Ketteler. Er stand und steht im Ruf eines "Arbeiterbischofs" und "Sozialreformers".
Große Namen aus dem Bistum Mainz
O-Ton Ketteler: "Gott hat die Natur erschaffen, um alle Menschen zu ernähren. Und dieser Zweck muss erreicht werden. Deshalb sollte jeder die Früchte seines Eigentums wieder zum Gemeingut machen, um, soviel an ihm liegt, zur Erreichung dieser Bestimmung beizutragen."
Mit dem Bistum verbinden sich Namen wie der des Religionsphilosophen Romano Guardini (1885-1968); er war Mainzer Diözesanpriester. Auch der Name Hildegard von Bingen (1098-1179) ist mit dem Bistum verbunden. Auf seinem Gebiet befindet sich mit Bingen eine der wichtigsten Wirkungsstätten Hildegards, die von Papst Benedikt XVI. zur Kirchenlehrerin erhoben wurde.
Erster Katholikentag nach dem Krieg
Mit Mainz zu tun hat auch die Geschichte der Deutschen Katholikentage. Hier fand 1848 das erste derartige Treffen statt. Und nachdem es in nationalsozialistischer Zeit nicht zu Katholikentagen gekommen war, weil die Organisatoren die geforderte "Treueerklärung für Führer und Reich" ablehnten, gab es 1948 in Mainz den ersten Nachkriegs-Katholikentag.
Ein Vorreiter deutsch-polnischer Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg und ein Wegbereiter des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) war Hermann Volk (1903-1988). Für seine Verdienste um die Umsetzung der Konzilsbeschlüsse erhob Papst Paul VI. ihn 1973 zum Kardinal - der erste seit Albrecht von Brandenburg. Zum Kardinal erhoben wurde auch Volks Nachfolger Karl Lehmann. Peter Kohlgraf ist nun nach offizieller, aber nicht gesicherter Zählung der 103. Bischof von Mainz und - das mit Sicherheit - der 88. Nachfolger des Bonifatius.
Von Peter de Groot
Ein Bischof ist ein kirchlicher Amtsträger und leitet in der Regel einen kirchlichen Verwaltungsbezirk, etwa ein katholisches Bistum oder eine evangelische Landeskirche. Das Wort Bischof ist abgeleitet vom altgriechischen "episkopos" und bedeutet Statthalter, Aufseher und Hüter. In der katholischen Kirche bedeutet die Bischofsweihe die höchste Stufe des Weihesakraments.
Die Bischofsweihe verleiht nach katholischem Verständnis die Vollmacht, das Wort Gottes verbindlich zu lehren und gegen Verfälschungen des Glaubens vorzugehen. Ein Bischof an der Spitze eines Bistums leitet es juristisch und repräsentiert es. Bischöfe dürfen auch Priester weihen.
Gemäß katholischer Auffassung setzt sich in den Bischöfen der den Aposteln Jesu erteilte Auftrag bis in die Gegenwart fort. Ein Priester kann gültig nur durch einen Bischof geweiht werden, der seinerseits durch einen Bischof geweiht wurde. Alle katholischen Bischöfe sind vom Papst ernannt.
In Deutschland haben aufgrund von Staatskirchenverträgen die Domkapitel, also die Gruppe der leitenden Geistlichen, der meisten der 27 Bistümer ein Recht zur Wahl aus einer ihnen von Rom zugeleiteten Dreierliste. Für das zur Oberrheinischen Kirchenprovinz gehörende Bistum Mainz gilt das "Badische Konkordat", nach dem mindestens einer der drei Kandidaten aus dem Bistum stammen muss.
Vor der Bestätigung der Wahl durch den Papst müssen die betroffenen Landesregierungen offiziell erklären, dass es von ihrer Seite keine "Bedenken allgemeinpolitischer, nicht aber parteipolitischer Art" gibt. Für Mainz zuständig sind die Regierungen von Hessen und Rheinland-Pfalz. (kna)