Marx hatte es nicht leicht in Münchner Lebensgefühl einzutauchen

"Zwei-Zentner-Gestalt, die durchkommt"

Kardinal Reinhard Marx (63), seit 2007 Erzbischof von München und Freising, räumt ein, dass es für ihn nicht immer einfach gewesen sei, in das Lebensgefühl von München einzutauchen. Das sagte der gebürtige Westfale dem "Süddeutsche Zeitung Magazin".

Reinhard Kardinal Marx / © Harald Oppitz (KNA)
Reinhard Kardinal Marx / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Münchner Kardinal könne nicht unerkannt durch die Stadt laufen. "In kein Theater, kein Kino, kein Lokal kann ich gehen, ohne dass mich jemand erkennt", beschreibt Marx seine Situation. Oft würden ihn auch Leute ansprechen mit den Worten: "Schön, Herr Kardinal, dass wir Sie treffen." Er finde das aber nicht unangenehm. So würde er auch letztlich nicht von "schwierig" reden, sich auf München einzustellen, ergänzte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. "Ich bin eher so die Zwei-Zentner-Gestalt, die sagt, ich komme hier schon durch."

Foto mit Benedikt statt bayrischen Dialekts

Allerdings habe er anfangs schon gewisse Sorgen gehabt und dem damaligen Papst Benedikt XVI. auch gesagt, dass er kein Münchner sei, nie Bayrisch sprechen werde und die Leute sagen würden, der sei nicht von hier. Aus diesem Grund habe er dann ein Foto mit Benedikt zusammen haben wollen, weil der Bayer sei, und damit deutlich werde, dieser habe ihn hierher geschickt. So sei es dann auch gekommen.

Erzbischof gehört zu München dazu

Nach den Worten des Erzbischofs ist München wirklich eine Hauptstadt. Bayern habe immer eine eigene Staatlichkeit gehabt. Dieses Bewusstsein, eine Landeshauptstadt zu sein, das gebe es in anderen deutschen Städten so nicht, mit Ausnahme von Berlin. Auch an der Art und Weise, wie München gebaut sei, welche Prägung es habe, welche Leute hier wohnten, welche Internationalität da sei, merke man das. Marx verwies darauf, dass sogar die Generalkonsuln Antrittsbesuche beim Erzbischof machten und der Erzbischof auch eine Rolle spiele, die zur Stadt dazugehöre, unabhängig von der Zahl der Katholiken: "Das war mir natürlich nicht unsympathisch."

"Viele wollen doch Christen bleiben"

Statistisch betrachtet mag noch ein Drittel der Münchner katholisch sein, beim Gehen durch die Stadt habe er aber nicht den Eindruck, das Christentum sei am Ende, betonte der Kardinal. In den Kirchen der Innenstadt fänden sich immer betende Menschen. Auch wenn das mit dem regelmäßigen Praktizieren insgesamt anderes geworden sei, so sei er eher ein Mensch, der sage, "es ist eine andere Zeit, in der wir leben, und viele wollen doch Christen bleiben". Die Pfarrkirche im Viertel bleibe ein Orientierungspunkt, zeigte sich der Kardinal überzeugt.


Quelle:
KNA