Paderborner renovieren und ergänzen Glocken der Kathedralkirche

Zwei Neue für den Dom

Sechs Glocken aus Stahl hängen im Paderborner Dom. Bis 2018 könnten zwei aus Bronze hinzukommen. Dann feiert die Kathedralkirche ihr 950--Jahr-Jubiläum. Die Chancen für eine Verwirklichung des Plans stehen gut.

Autor/in:
Johannes Schönwälder
Paderborner Dom / © Erika Rebmann (KNA)
Paderborner Dom / © Erika Rebmann ( KNA )

Es sind nur rund 100 Stufen und 33 Meter bis in den Glockenturm des Paderborner Doms. Aber dort ist es wie in einer anderen Welt. Das Gemäuer trägt noch Brandspuren aus dem Zweiten Weltkrieg. Stahl und Holz bilden ein wirres Gerüst für das Geläut. Der Wind heult kräftig und unheimlich durch die Schlitze an den Turmöffnungen. Still und starr hängt die etwa 2,30 Meter große "Libori"-Glocke hier oben, links davon eine kleinere Glocke und die anderen vier noch eine Etage höher.

Doch mit der Ruhe ist es erst einmal vorbei. Domkapitular Gerhard Best schwingt den Klöppel der rund 5.000 Kilo schweren "Libori". Der Anschlag geht durch Mark und Bein. Ein leichtes Zittern unter den Füßen wird spürbar. Unten auf dem Domhof blicken Passanten irritiert in die Höhe. "Das wird ein paar Anrufe geben", sagt Best schmunzelnd. Nicht die schlechteste Werbung für sein Vorhaben.

Restaurierung und neue Glocken

Demnächst wird das Geläut wohl für Wochen und Monate schweigen. Das Domkapitel will nicht nur die vorhandenen Glocken restaurieren. Es will - aus Anlass des 950-jährigen Weihejubiläums der Kathedrale im Jahr 2018 - auch zwei neue Glocken hinzufügen: Eine kleine von rund 1.000 Kilogramm und eine große mit einem Gewicht von 13 Tonnen.

"Wenn nicht jetzt, wann dann", ist auch Dompropst Joachim Göbel von dem Plan begeistert. Die kleine sei so gut wie finanziert. Sie soll 22.000 bis 25.000 Euro kosten. Für die rund 200.000 Euro teure große werden sich wohl Stifter finden. "Wir sind da optimistisch", so Göbel.

Gute Argumente für das Vorhaben des Domkapitels gibt es reichlich. Da ist zum einen der Zeitpunkt. Seit zweieinhalb Jahren wird der Dom umfassend saniert. Das Dach wurde neu mit Kupfer gedeckt, die Außenwände restauriert. Derzeit ist die Kathedralkirche eingerüstet, und sie wird es auch noch eine Zeit lang bleiben.

Zum anderen würde die kleine Glocke dem Geläut mit ihrem "Gis" eine helle "Klangkrone" verleihen" und die auf "E" gestimmte große einen satten "Klangteppich" bilden, schwärmt Domkapitular Best, der auch Glockensachverständiger des Erzbistums ist. Eine Glocke mit dem imposanten Bass-"E" sei sogar schon 1927 einmal geplant gewesen, damals aber nicht verwirklicht worden.

Mehr Glockengewicht

Nicht einmal die Statik des Glockenstuhls müsste erneuert werden, erläutert Best. Der sei bereits für schwerere Lasten ausgelegt. Zudem stünde dem Paderborner Dom ein bisschen mehr Glockengewicht doch auch gut zu Gesicht. Im Vergleich rangiere das Domgeläut von Paderborn in Deutschland ungefähr auf Rang 50. Schon im Erzbistum selbst gebe es acht oder neun größere.

Best lebt für die Glocken des Erzbistums. Er kennt sie alle, die im Dom und den großen Stadtkirchen sowie in den kleinsten Kapellen auf dem Land. Die Domglocken sind in seinen Augen "denkmalwert". Aus Stahl in Bochum gegossen, seien sie etwas ganz besonderes. 1949 habe der damalige Erzbischof Lorenz Jaeger auf dem Katholikentag in Bochum den Arbeitern stolz zugerufen, sie würden in den kommenden zwei Jahren für die Glocken des Domes sorgen.

1951 fertigte der "Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation" die sechs Stahlglocken. Hilde Broer, Künstlerin aus Witten, verzierte sie mit Heiligenbildnissen. An den Rändern finden sich Inschriften zum Thema Frieden. "Das war das allumfassende Thema in dieser Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg", so Best. Die Domglocken seien ein Denkmal ihrer Zeit.

Zum 950-jährigen Weihefest im Turm

Bochum gehört nicht mehr zum Erzbistum Paderborn, sondern wurde 1958 dem neu gegründeten Ruhrbistum Essen zugeschlagen. Auch den Bochumer Verein gibt es nicht mehr - und nirgendwo in Deutschland werden noch Glocken aus Gussstahl gefertigt. Die beiden Neuen werden daher aus Bronze sein, das weitaus verbreitetere Material für diesen Zweck.

Aber selbst damit kommt angesichts von 13.000 Kilogramm nicht jede Gießerei zu recht, erklärt der Dompropst. Wo die Glocken für den Paderborner Dom gegossen werden, steht noch nicht. Dass sie zum 950-jährigen Weihefest im Turm hängen, aber wohl schon.


Quelle:
KNA