Bischof Genn ruft bei Prozession zu Frieden und Versöhnung auf

Mangel an Barmherzigkeit

Der Bischof von Münster, Felix Genn, ruft dazu auf, die Lebensräume der Erde so gestalten, dass alle Menschen eine Chance haben, ihre Menschenwürde zu entfalten und zu leben. Das sagte er in seiner Predigt bei der traditionsreichen "Großen Prozession"

Bischof Felix Genn im Profil / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Bischof Felix Genn im Profil / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

Der Bischof betonte, wie sehr sich die Welt gerade heute wieder nach Frieden sehne. In vielen Ländern gebe es Kriege, unzählige Menschen hätten sich auf die Flucht begeben und ihre Heimat verlassen, weil sie sich nach einer besseren Zukunft und einem friedvollen Leben sehnten, so Genn.

Dank an Flüchtlingshelfer

"Tausende von ihnen sind mittlerweile in ein noch größeres Elend gestürzt worden, entweder, weil sie ihr Ziel nicht erreichen konnten und in ihren Booten gekentert sind, im Mittelmeer ihren Friedhof gefunden haben, ihre Familien durch dieses Elend auseinandergerissen oder weil die Grenzen in Europa dicht gemacht wurden und sie in Flüchtlingslagern elend ihr Leben fristen müssen", kritisierte der Bischof. Zugleich dankte er den vielen Menschen, die sich in Deutschland um die Flüchtlinge kümmerten.

Ein Grund für die Auseinandersetzungen unter den Völkern, für die Zerwürfnisse in Europa, für die Gefährdung des Lebens in der ganzen Schöpfung, auch in Ehe und Familie, ist nach Ansicht des Bischofs "der Mangel an Versöhnung und Barmherzigkeit". Papst Franziskus sei zutiefst davon überzeugt, dass "die Barmherzigkeit Gottes allein Frieden und Versöhnung schaffen kann für die gesamte Welt, in großen internationalen Beziehungen wie auch im Umgang mit der Schöpfung und die Heilung der Brüche in unseren Familien und Gemeinschaften", betonte Genn.

Appell zum Einsatz für Frieden

Barmherzigkeit beginne im Kleinen, ergänzte er: "Eine Frucht für das Heilige Jahr der Barmherzigkeit wäre es, wenn in unseren Familien und Gemeinden gebrochene Beziehungen wieder geheilt werden könnten, wenn jeder von uns ehrlich darum ringt, unversöhnte Wirklichkeit in den Blick zu nehmen, Feindschaften zu beenden, die Hand zum Frieden auszustrecken."

Der Bischof rief die Gläubigen auf, sich in der Nachfolge Jesu Christi im Einsatz für Frieden und Versöhnung und gegen alle Formen von Gewalt nicht beirren zu lassen, auch wenn es etwas koste oder wehtue: "Lassen wir es uns etwas kosten: Geld, Macht, Ansehen. All dies nehmen wir nicht mit ins Grab. Aber Versöhnung und Freude haben ewig Bestand."


Quelle:
KNA