Misereor-Bischof Burger findet Menschenwürde wichtiger als Geld

Soziale Folgen

Nach seinem Brasilienbesuch hat sich Misereor-Bischof Stephan Burger gegen die Vertreibung indigener Völker und Umweltzerstörungen im Amazonas-Gebiet gewandt. Die deutsche Politik sollte Großkonzerne in die Pflicht nehmen.

Erzbischof Stephan Burger / © Roger Koeppe (KNA)
Erzbischof Stephan Burger / © Roger Koeppe ( KNA )

"Wir müssen uns von Deutschland aus für einen Bewusstseinswandel einsetzen, damit Gerechtigkeit, Menschenwürde und Bewahrung der Schöpfung über ökonomischen Interessen der Oberschicht und der Großkonzerne stehen", sagte Burger am Dienstag in Freiburg.

Auch die deutsche Politik und deutsche Unternehmen sieht der Freiburger Erzbischof in der Pflicht: "Es reicht nicht, darauf zu verweisen, dass Brasilien eine gefestigte Demokratie ist. Vielmehr müssen die sozialen und umweltzerstörerischen Folgen von Großprojekten wie der derzeit entstehenden Mega-Staudämme beachtet werden."

Für das Bischöfliche Entwicklungshilfswerk hatte Burger in den vergangenen Tagen mehrere Hilfsprojekte im größten lateinamerikanischen Land besucht. Dabei ging es vor allem um die Folgen von Regenwaldrodungen und Wasserkraftprojekten. "Wenn die Mega-Baustellen wie geplant ohne Rücksicht auf die lokale Bevölkerung umgesetzt werden, werden die einfachen Menschen von Fortschritt, Elektrizität und Gewinnen nicht profitieren, sondern umgekehrt Zehntausende Menschen ihre seit Generationen bewohnte Heimat verlieren."

Derzeit setzt Brasilien laut Burger ein großes Wasserkraftprogramm um, mit dem die Erschließung und kommerzielle Nutzung des Regenwalds vorangetrieben werden soll. Kleinbauern hätten berichtet, sie würden von Großgrundbesitzern bedroht. Fischer verlören durch die Staudämme ihre Lebensgrundlage. Zudem werde der vom Gesetz vorgesehene Schutz von indigenem Land missachtet.

"Misereor versucht, den armen Menschen eine Stimme zu geben und Hilfe zur Selbsthilfe zu ermöglichen. Wichtig ist aber auch, von Deutschland aus internationalen Druck auszuüben, damit Wirtschaftswachstum gemeinsam mit den betroffenen Menschen und nicht auf ihrem Rücken gestaltet wird", sagte Burger.

Die vom katholischen Hilfswerk Misereor vor Ostern organisierte Fastenaktion wird 2016 die bedrohten Völker Brasiliens in den Mittelpunkt stellen. Bei der zentralen Eröffnung am 14. Februar in Würzburg werden auch brasilianische Kirchenvertreter über die Situation vor Ort berichten. Misereor ist das weltweit größte kirchliche Entwicklungshilfswerk. Zusammen mit Partnern in Afrika, Asien und Lateinamerika will die Entwicklungsorganisation Hilfe zur Selbsthilfe leisten.


Quelle:
KNA