Katholische Frauengemeinschaft zu den Ergebnissen der Amazonas-Synode

"Wie lange soll man noch warten?"

Die Zulassung von Frauen zum Diakonat wurde auf der Amazonas-Synode mehrfach gefordert. Der Vorschlag einer Zulassung jedoch wird von der Versammlung nicht explizit unterstützt. Wie ist die Reaktion der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands?

kfd-Aktionswoche 2019 in Fulda (kfd)
kfd-Aktionswoche 2019 in Fulda / ( kfd )

DOMRADIO.DE: Mit einem Votum für die Zulassung verheirateter Priester in entlegenen Regionen ist die Amazonas-Synode im Vatikan zu Ende gegangen. Zur Zulassung von Frauen zum Diakonat hält das Dokument fest, dass dies in den Beratungen zwar mehrfach gefordert worden war, zum Vorschlag einer Zulassung konnten sich die Synodenväter aber nicht durchringen. Sind Sie enttäuscht?

Prof'in Dr. Agnes Wuckelt (Stellv. Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd)): Es ist sehr schade, dass die Synodalen sich nicht dazu entscheiden konnten, hier ein deutliches Votum auszusprechen. Ich glaube, es steht eine jahrhundertealte Angst dahinter, Frauen in den Bereich des Göttlichen zuzulassen. Das hängt auch mit dem Gottesbild zusammen. Gott wird männlich gedacht und kann nur durch einen Mann repräsentiert werden. Das ist leider immer noch das Maßgebliche.

DOMRADIO.DE: Was hatten Sie sich von der Synode erhofft in dieser Frage?

Wuckelt: Ein kleiner Schritt nach vorne ist ja dadurch erfolgt, dass die Diskussion um die Zulassung von Frauen zu einem sakramentalen Dienst von der Praxis her beleuchtet wird. Wir haben zwar in Deutschland nicht ein Bild wie am Amazonas, aber hier wurde nochmal deutlich: Frauen leiten Kirche, Frauen tragen Kirche, Frauen prägen Kirche durch ihre Spiritualität.

Wenn es um die Legitimität des Diakonats der Frau geht, muss daher von heute her gedacht werden und nicht nur von der Geschichte her, wie es in der Kommission der Fall war, die Papst Franziskus 2016 einberufen hatte. Jetzt wird auf die Not aufmerksam gemacht, die einen anderen Blickwinkel auf die Frage wirft.

DOMRADIO.DE: Es soll jetzt weiter beraten werden. Man wird einen langen Atem brauchen?

Wuckelt: Wie schon immer, es macht schon mehr als ungeduldig. Es ist unverständlich, dass all das, was bisher an Argumenten zusammengetragen wurde, ob nun historisch oder von der pastoralen Dringlichkeit her – hier hat ja 1974 die Würzburger Synode von Deutschland aus ein Votum zum Papst gerichtet – dass das einfach nicht gehört wird und immer wieder ein neuer Anlauf genommen wird. Lass uns noch mal drauf gucken, lasst uns nochmal überprüfen. Ich glaube, dass die Geduld von Frauen von daher allmählich nachlässt. Wie lange soll man noch warten?

DOMRADIO.DE: Was sind die Forderungen der KfD für die Zukunft?

Wuckelt: Die Zulassung von Frauen zu allen Diensten und Ämtern der Kirche. Damit sprechen wir auch das Priesteramt an, wenngleich wir realistisch sehen: Ein erster Schritt könnte recht bald in Zukunft der Diakonat der Frau sein.

DOMRADIO.DE: Welche Ergebnisse der Synode waren für Sie erfreulicher?

Wuckelt: Erfreulich natürlich sind all die Erkenntnisse und Ergebnisse, die die Bewahrung der Schöpfung und die Nachhaltigkeit im Umgang mit der Schöpfung in den Blick nehmen im Sinne der Enzyklika Laudato si. Darin steckt ja auch ein Stück Geschlechtergerechtigkeit.

Das ist das, was wir auch seit Jahrzehnten auf unserer Agenda haben und wo wir uns da den Synodalen im Amazonas-Gebiet und auch dem Papst ja sehr, sehr nahe sehen.

Das Interview führte Dagmar Peters.


Agnes Wuckelt / © Kay Herschelmann (kfd)
Agnes Wuckelt / © Kay Herschelmann ( kfd )
Quelle:
DR