Bischofssynode zu Ehe und Familie wartet mit Überraschungen auf

Holpriger Auftakt

Die zweite Familiensynode in Rom tagt unter noch mehr Medienaufmerksamkeit als ihre Vorläuferin vor einem Jahr. Der Erwartungsdruck ist hoch, und gleich zu Beginn gab es einige Überraschungen.

Bischöfe bei der Familiensynode / © Cristian Gennari/Siciliani (KNA)
Bischöfe bei der Familiensynode / © Cristian Gennari/Siciliani ( KNA )

Nach den Dissonanzen um einen homosexuellen Vatikan-Prälaten aus Polen, der sich am Tag vor Synodenbeginn in einer medienwirksamen Inszenierung mitsamt seinem katalanischen Liebhaber vor laufenden Kameras outete, hat die Weltbischofssynode in Rom einen eher holprigen Start hingelegt. Zwar gelang es Papst Franziskus in seiner Predigt beim Eröffnungsgottesdienst und auch in einer eindrucksvollen Rede zu Beginn der Debatte, Akzente zu setzen.

Festhalten an der Lehre mit gleichzeitiger Offenheit

Ähnlich wie zuvor bei den Begegnungen mit Schwulen und mit Schwulenverächtern in den USA hatte er auch bei der Synode sowohl für Konservative als auch für Reformer etwas im Gepäck. Er betonte einerseits das Festhalten an der Lehre der Kirche und gleichzeitig den Willen, Brücken zu bauen und Türen zu öffnen. Und er rief die Synodenväter aller Strömungen auf, sich als demütige Diener des Volkes Gottes zu begreifen und nicht ihre eigenen Meinungen, sondern das Seelenheil der Gläubigen in den Mittelpunkt zu stellen.

Rhetorisch und auch in der Sache weniger ansprechend agierten in der Eröffnungsphase die beiden "Generäle" des Papstes. Der Generalsekretär, Kardinal Lorenzo Baldisseri, tat sich sichtlich schwer damit, die neuen Spielregeln der Synode zu erklären, die sich Franziskus und seine überwiegend lateinamerikanischen Berater für die dreiwöchige Mammutversammlung ausgedacht hatten.

Dass diesmal die insgesamt 13 Sprachgruppen eine wichtigere Rolle spielen sollen als früher, wurde zwar deutlich. Doch wie genau jede Woche die Ergebnisse der Sprachgruppen in ein teilweises Abschlusspapier einfließen und diese Teile dann wieder zum Gesamtabschlusspapier zusammengefügt werden, war am Ende besonders den deutschen Teilnehmern trotz wortreicher Erklärungen des Italieners nicht wirklich klar.

Für weitere Unklarheiten und auch inhaltliche Verstimmungen sorgte der ungarische "Generalrelator", Kardinal Peter Erdö. In einem langen und wenig inspirierenden Einführungsreferat fasste er das schon vorliegende Arbeitspapier ("instrumentum laboris") in einer Weise zusammen, die den Schluss zuließ, alle inhaltlichen Debatten der vergangenen zwei Jahre seien spurlos an Dogmatik, Morallehre und Kirchenrecht vorbeigegangen. "Alles zurück auf Los, wir fangen wieder von vorne an!", dieser Stoßseufzer war von manchem Synodenteilnehmer zu hören. Das nach zum Teil stürmischen Debatten mit sehr unterschiedlichen Mehrheiten abgestimmte Schlussdokument der Synode von 2014 erschien manchen jetzt nur noch Makulatur.

Intervention des Papstes

Der Papst persönlich intervenierte daher am zweiten Synodentag und ergriff überraschend das Wort. Mit wenigen Sätzen stellte er klar, dass die diesjährige Synodenversammlung in Kontinuität zu der vom Oktober 2014 zu sehen sei, und dass als deren offizielle Dokumente die beiden Papstreden zur Eröffnung und zum Schluss sowie der Abschlussbericht (relatio finalis) zu gelten habe. Außerdem stellte er noch einmal zweifelsfrei klar, dass allen Unkenrufen zum Trotz die geltende Kirchenlehre zu Ehe und Familie durch die Synode von 2014 weder in Frage gestellt noch verändert worden sei. Implizit ließ er damit durchblicken, dass es nach seiner Auffassung durchaus möglich ist, die Lehre der Kirche ohne Brüche fortzuentwickeln.

Unklarheiten und Spannbreite

Die letzten Unklarheiten über Verfahrensfragen konnte indes auch Franziskus nicht ausräumen. Wie genau die schier endlosen Debatten in den Sprachgruppen, die bis zu 40 Stunden beraten und Formulierungsvorschläge erarbeiten sollen, in das Abschlusspapier münden sollen, war auch dann noch nicht restlos geklärt, als die 13 Sprachgruppen am Dienstagnachmittag erstmals zusammenkamen, um einander kennenzulernen und ihre "Moderatoren" zu wählen. Auch über die genaue Zusammensetzung der Gruppen herrschte lange Unklarheit.

Früh war allerdings entschieden, dass es eine eigene deutsche Sprachgruppe geben soll. In ihr treffen seither ganz unterschiedliche Gedankenwelten aufeinander: Die Spannbreite reicht vom Vordenker der Reformer, Kardinal Walter Kasper, bis hin zum Hüter der reinen Lehre, Kardinal Gerhard Ludwig Müller.

 


Quelle:
KNA