Trauer um ehemaligen DBK-Sekretär Schätzler

Verhinderter Benediktiner mit Sinn für Kunst und Theater

Eigentlich wollte Wilhelm Schätzler im Alter noch einen Kirchenkrimi schreiben. Nun ist der frühere Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz nach schwerer Krankheit mit 89 Jahren in einem Regensburger Pflegeheim gestorben.

Autor/in:
Barbara Just
Verabschiedung von Prälat Wilhelm Schätzler (l.) als DBK-Sekretär mit Kardinal Karl Lehmann (m.) und Pater Hans Langendörfer (1966) / © Ernst Herb (KNA)
Verabschiedung von Prälat Wilhelm Schätzler (l.) als DBK-Sekretär mit Kardinal Karl Lehmann (m.) und Pater Hans Langendörfer (1966) / © Ernst Herb ( KNA )

Der Tag von Wilhelm Schätzler begann stets in aller Frühe. Um 4.30 Uhr stand der einstige Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz (1983-1996) selbst im Ruhestand noch jeden Morgen auf. "Um diese Zeit kann ich am besten arbeiten", erklärte der Prälat einmal.

Nach Gebet und Frühstück kämen ihm beim Schreiben die guten Ideen, durchsetzt mit weniger guten. Vor allem aber genoss Schätzler die Ruhe: "Da ruft noch keiner an." In den letzten Jahren war es wirklich still um ihn geworden. Nun ist er, nach langer schwerer Krankheit, am Montag in einem Regensburger Pflegeheim gestorben. 

DBK-Sekretär für Höffner und Lehmann

Der im oberpfälzischen Weiden geborene Schätzler studierte in München Theologie, Philosophie sowie Theater- und Zeitungswissenschaften. 1957 empfing er in Regensburg die Priesterweihe. Gerne hätte er Benediktiner werden wollen, denn die Vorlesungen des Münchner Abtes Hugo Lang über bayerische Kirchengeschichte zogen ihn an. Aber für einen Regensburger Diözesanpriester sei das eben nicht so einfach gewesen.

1969 übernahm der Geistliche dafür die Kirchliche Hauptstelle für Bild- und Filmarbeit in Köln. Sieben Jahre später wurde er Leiter der neuen Zentralstelle Medien der Bischofskonferenz. Einige Zeit gehörte er auch dem Beirat der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) an.

Als Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz diente Schätzler zwei Vorsitzenden, zuerst Joseph Höffner, dann Karl Lehmann. Bei seinem Abschied würdigte ihn letzterer als Mann "ohne ideologische Scheuklappen", der für die Kirche "unzählige Kastanien aus dem Feuer geholt" und nie den Bückling gemacht habe, sei es vor Politikern oder Kirchenleuten.

Die Beschäftigung mit dem Film behielt Schätzler auch im Alter bei. Hin und wieder ging er ins Kino. Mit der gleichen Begeisterung widmete er sich Kunst und Literatur, seine Privatbibliothek war umfangreich und bestens sortiert. Hier fand er Themen für Essays.

Darunter konnten Abhandlungen über den jung verstorbenen Künstler Martin Kippenberger (1953-1997) sein, dessen ans Kreuz geschlagener Frosch mehrere Skandale auslöste.

Gegen schnelle Verurteilungen

Schätzler war gegen schnelle Verurteilungen. Seine Maxime lautete: "Genau hinschauen und nicht gleich aufregen." Der Frosch diene nicht nur als Provokation. Vielmehr habe der kranke Kippenberger damit auf ein mittelalterliches Symbol für das Dämonische/Böse zurückgegriffen und die Erlösungsproblematik dazu in Beziehung gesetzt.

Vor allem das Werk von Paul Klee hatte es dem Prälaten angetan. In dessen Bildern sprach ihn das Spielerische an. Da kam der Theatermann in ihm durch, den seit Studientagen eine Freundschaft mit dem 1999 verstorbenen August Everding verband.

Der Regisseur holte den Theologen, der dafür seinen Urlaub sausen ließ, sogar 1973 als theologischen Ratgeber nach Salzburg. Galt es doch, Carl Orffs schwieriges Stück über das "Spiel vom Ende der Zeiten" uraufzuführen. Mit seinen Leistungen als Regieassistent sei Everding nicht so zufrieden gewesen, erinnerte sich Schätzler: "Zum Kaffeeholen war ich ihm zu lang unterwegs."

Mann des Wortes

Schätzler war ein Mann des Wortes und der Tat. Er konnte sich ärgern, wenn Günter Grass (1927-2015) sein spätes Bekenntnis, ab 1944 der Waffen-SS angehört zu haben, mit "allen möglichen Mätzchen" abstützte. Dessen erste Bücher seien noch sehr gut gewesen, den späteren merke man einen Qualitätsverlust an, urteilte er über den Nobelpreisträger. Aus seinem eigenen Leben hätte der Priester auch einiges zu erzählen gehabt. Verpacken wollte er es in einen Krimi, aus dem leider nichts wurde.

Dafür bleibt sein Verdienst, als Dekan des Stiftskapitels "Unserer lieben Frau zur Alten Kapelle" in Regensburg, innerhalb von sieben Jahren die Renovierung dieses Rokoko-Gotteshauses gestemmt zu haben.

Wer nicht restlos abgestumpft sei, so seine Überzeugung, könne sich der "faszinierenden Schönheit" der Kirche, die zur Ehre und zum Lobpreis Gottes entfaltet werde, nicht entziehen. Für ihn selbst gab es darin auch ein Plätzchen. Wer genau die Marmorierungen eines Seitenaltars betrachtet, kann darin Schätzlers Kopf erkennen.


Kardinal Marx (dpa)
Kardinal Marx / ( dpa )
Quelle:
KNA