Kardinal Woelki warnt vor "Fake News"

Nicht beirren lassen

"Fake news" und mediales "Geplapper" sind eine Gefahr für die Gesellschaft, meint der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. Das beste Gegenmittel sei oft das Schweigen und das wirkliche Sprechen zu Gott im Gebet. Das gelte auch für Kirchenvertreter.

Eucharistiefeier in Bensberg  / © Alex Foxius  (DR)
Eucharistiefeier in Bensberg / © Alex Foxius ( DR )

Vor der Verführungskraft falscher Nachrichten, sogenannter "Fake News", warnt der Erzbischof von Köln, Kardinal Rainer Maria Woelki. Diese würden die Menschen blenden und großes Unheil anrichten. In seiner Predigt anlässlich der Vollversammlung der deutschen katholischen Bischöfe in Bensberg verwies er auf die Kraft des Gebets, das heilend und stärkend wirke - im Gegensatz zu den zerstörerischen und verletzenden Worten der Demagogen.

"Sie blenden und verführen Menschen. Sie verschleiern die Realität. Sie suchen und finden Sündenböcke. Sie heizen die Stimmung an", sagte der Erzbischof am Dienstag in Bergisch Gladbach. Es seien Worte, die "in Echtzeit über unsere Bildschirme und Smartphones" kursierten und "genau das bewirken, was der Demagoge will und wozu dieser sie ausgesandt hat".

Während das Wort des Demagogen zerstöre und diffamiere, "baut Gottes Wort auf und stärkt und heilt", sagte der Kardinal."Versuchen wir, uns deshalb von nichts und von niemandem in unserem Vertrauen auf Gott beirren zu lassen – nicht von schlechten Nachrichten und nicht von falschen Nachrichten, sagte Woelki am Dienstag. "Nicht vom Geplapper um uns herum. Nicht von 'likes' und nicht von 'dislikes'; nicht von Drohungen und nicht davon, als Christen diffamiert oder lächerlich gemacht zu werden".

Unerwünschtes Geplapper?

Selbstkritisch räumte Woelki ein, auch die Kirche sende unentwegt Worte aus: "Pressestatements, Presseerklärungen, Predigten, Schriftenreihen, Interviews, Berichte von Arbeitsgruppen, Bischofs- und Hirtenworte, Protokolle, Gemeinsame Worte mit der EKD, Briefe, Glückwunschschreiben, bisweilen auch noch den einen oder anderen privaten Brief, Videobotschaften, Worte zum Sonntag." Auch die Kirchenvertreter müssten sich dabei die Frage stellen, ob überhaupt noch jemand zuhört. Vor allem dürften hinter den vielen Worten an die Öffentlichkeit nicht die zentralen Fragen zurücktreten: "Welche Worte haben wir noch übrig für Gott? Wie beten wir? Beten wir wirklich?" Es sei ja nicht so, so Woelki weiter, "dass die Hinweise Jesu heute zum Gebet nur an seine Jünger damals und später dann an die ersten Adressaten des Matthäusevangeliums gerichtet waren. Natürlich sind sie auch an uns gerichtet. Wir sind diejenigen, deren Geplapper unerwünscht ist." 

Wirklich zu Gott zu sprechen, wirklich zu beten, so Woelki weiter, bedeute deshalb: "sich permanent von Gott durchdringen zu lassen. Nicht wir sind der Mittelpunkt, sondern wir haben unseren Mittelpunkt in ihm, weil er uns ja innerlicher ist als wir uns selbst." Beten sei eben "kein Reden, kein Geplapper, kein Fake". Beten sei das, "was entsteht, wenn Gott der Mittelpunkt unseres Ichs sein darf".

Zu Flüchtlingen und Armut

Zur Vollversammlung der Bischöfe, dem obersten Gremium der Deutschen Bischofskonferenz, treffen sich alle katholischen Orts- und Weihbischöfe in Deutschland und der Apostolische Exarch der Ukrainer regelmäßig im Frühjahr und im Herbst. An vier Tagen beraten sich die Bischöfe in zahlreichen Arbeitssitzungen, koordinieren Aufgaben und treffen Entscheidungen für die Kirche in Deutschland. Die Herbstvollversammlung findet immer in Fulda am Grab des heiligen Bonifatius statt, die Frühjahrsvollversammlung an wechselnden Orten – vom 6. bis 9. März 2017 im Kardinal-Schulte-Haus in Bensberg (Erzbistum Köln). An ihr nehmen 65 Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz unter Leitung des Vorsitzenden, Kardinal Reinhard Marx, teil.

Themen der Beratungen: Zukunft und Lebensweise des priesterlichen und bischöflichen Dienstes, ein Bericht des Sonderbeauftragten für Flüchtlingsfragen, die Auswertung der bisherigen ökumenischen Ereignisse im Jahr des Reformationsgedenkens, der kommende Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung sowie neue kirchliche Formate im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.


Quelle:
DBK , KNA