Grundsätzlich einig sind sich die Bischöfe, dass es Reformen geben muss: Bei der Frage, ob wiederverheiratete Geschiedene die Kommunion empfangen dürfen und wie Sexualität verkündigt werden muss. Strittig ist aber, wie weit diese Reformen gehen sollen. Dabei spielt auch die Frage mit, ob die vergleichsweise liberalen Positionen aus Deutschland in der Weltkirche eine Mehrheit finden. Die Erwartungen sind hoch - auch die an Papst Franziskus, der ein neues Klima der Offenheit geschaffen hat. Viele hoffen, dass er Reformen bringt, andere warnen vor einer Aufweichung der kirchlichen Lehre und Disziplin.
Schon im Dezember hatte sich eine große Mehrheit der Bischöfe dafür ausgesprochen, in begründeten Einzelfällen Katholiken, die in zweiter Ehe leben, wieder zu Eucharistie und Beichte zuzulassen. Eine Minderheit will an der jetzigen Regelung festhalten, nach der wiederverheiratete Geschiedene zwar weiter zur Kirche gehören, generell aber nicht zu den Sakramenten zugelassen werden.
Marx wirbt für Reformen
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, wagt keine Prognose, wie die weltweite Debatte zum Umgang mit wiederverheiratet geschiedenen Katholiken ausgeht. Er wirbt derzeit für eine reformfreundliche Haltung - auch in den USA, wo man eine konservativere Meinung vertritt. „Wir müssen nach Wegen suchen, wie Menschen die Eucharistie empfangen können, nicht wie wir sie davon fernhalten können“, so Marx. Es dürfe nicht allein darum gehen, die Wahrheit zu verteidigen, sondern „den Menschen zu helfen, die Wahrheit zu finden“.
Kirchenlehre spielt für viele Katholiken keine Rolle
Wie sie zu der Lehrmeinung der Kirche stehen, werden auch die Gläubigen befragt: Es gibt einen Fragebogen, in dem die Katholiken sich zu den Themen der Synode äußern können. Den hatte es auch bereits im Vorfeld der Familiensynode im vergangenen Oktober gegeben. Das Ergebnis in Deutschland war eindeutig: Die kirchliche Lehre zur Sexualität spielt im Alltag vieler deutscher Katholiken kaum noch eine Rolle. Ehe und Familie genössen zwar weiterhin höchste Wertschätzung, dennoch scheitern in einer hochflexiblen Gesellschaft immer mehr Ehen. Es gibt eine „große Differenz zwischen den Gläubigen und der offiziellen Lehre“, etwa beim Thema Empfängnisverhütung. Das Verbot künstlicher Verhütungsmethoden wird nach der Umfrage „von der großen Mehrheit der Katholiken als unverständlich abgelehnt und in der Praxis nicht beachtet“. Auch das Wissen um die Bedeutung des Ehesakraments ist wenig verbreitet.