Fragen und Antworten zum Vorsitzenden der Bischofskonferenz

Sprecher, Moderator, Repräsentant

Auf ihrer Vollversammlung in Münster wählen die katholischen Bischöfe einen neuen Vorsitzenden. Wie funktioniert die Wahl, was sind die Aufgaben des Konferenzvorsitzenden und wer hat die besten Chancen - die wichtigsten Fragen und Antworten vor der Wahl am Mittwoch.

Erzbischof Zollitsch (DR)
Erzbischof Zollitsch / ( DR )

Warum wählen die Bischöfe jetzt einen neuen Vorsitzenden?

Erzbischof Robert Zollitsch war im Februar 2008 relativ überraschend zum Vorsitzenden gewählt worden. Seine sechsjährige Amtszeit endet nun, also ein ganz normaler Vorgang. Zwar wurde er im August 75 und wenige Wochen später nahm Papst Franziskus den Amtsverzicht als Erzbischof von Freiburg an. Aber Zollitsch wurde "Apostolischer Administrator" der Erzdiözese und blieb bis zum Ende der Amtsperiode Konferenzvorsitzender.

Dürfen nur die Ortsbischöfe wählen?

Nein, in Deutschland ebenso die Weihbischöfe. Der Vorsitzende und sein Stellvertreter werden von der Vollversammlung gewählt, und die Weihbischöfe gehören dazu. Manche sehen deshalb die Abstimmung als "Stunde der Weihbischöfe". Genau das macht Prognosen so schwierig.

Die Stimmung dieser "Hilfs-Bischöfe" aus allen 27 Diözesen lässt sich kaum abschätzen. Dabei bilden sie sogar die Mehrheit. Von den 66 Wahlberechtigten in Münster sind rund zwei Drittel Weihbischöfe. Die Regeln schreiben allerdings vor, dass der Vorsitzende "aus dem Kreis der Diözesanbischöfe gewählt" wird.

Wie viele Stimmen braucht der neue Vorsitzende?

In den ersten beiden Wahlgängen ist eine Zweidrittel-Mehrheit der anwesenden Stimmberechtigten erforderlich, voraussichtlich also 44 Stimmen. In eventuell erforderlichen weiteren Wahlgängen genügt die absolute Mehrheit. Diese Wahlen sind geheim - im Gegensatz zu vielen anderen Abstimmungen in der Vollversammlung. Der neue Vorsitzende kann nach sechs Jahren einmal wiedergewählt werden.

Was ist diesmal das Besondere?

Zollitsch hat eine Art "Vorkonklave" angeregt und reagiert damit auf die positiven Erfahrungen der Kardinäle vor der Wahl von Papst Franziskus. Statut und Geschäftsordnung der Bischofskonferenz schreiben das nicht vor, aber es soll nun in Münster erstmals stattfinden. Kerngedanke ist, dass die Bischöfe hinter verschlossenen Türen besprechen, wo sie die größten Herausforderungen sehen. Es geht dabei auch um den Kurs der katholischen Kirche in Deutschland.

Und den bestimmt der Vorsitzende der Bischofskonferenz?

Jein. Einerseits kann er Richtung und Tempo beeinflussen; so hat Zollitsch beispielsweise den bundesweiten Dialogprozess ins Rollen gebracht. Der Mann an der Spitze kann Akzente setzen, Personalentscheidungen steuern und sein Wort hat Gewicht, gegenüber der Politik ebenso wie in Rom.

Andererseits...?

... ist innerhalb eines Bistums jeweils der Diözesanbischof verantwortlich. Daher besitzt der Konferenzvorsitzende keineswegs die Machtfülle wie der Vorstandsvorsitzende eines Konzerns. Er ist nicht der "Chef" der anderen Bischöfe, sondern eher eine Art Sprecher. Er koordiniert und moderiert nach innen und repräsentiert nach außen. Dabei ist er "an die Beschlüsse der Vollversammlung gebunden". Erzbischof Georg Gänswein benutzte im Vorfeld der Wahl die Formulierung, der Vorsitzende einer Bischofskonferenz sei "nicht der Nationalpapst seines Landes".

Will Papst Franziskus hier nichts ändern?

Franziskus hat schon angekündigt, den Bischofskonferenzen mehr Kompetenzen einzuräumen - "einschließlich einer gewissen authentischen Lehrautorität". Er könne sich Bischofskonferenzen als "Subjekte mit konkreten Kompetenzbereichen" vorstellen. Dinge, die sich auf dieser Ebene entscheiden ließen, sollten nicht dauernd in Rom vorgelegt werden müssen, so der Papst.

Zu guter Letzt - wer hat die besten Chancen?

Bei allen Spekulationen nennen die Medien an erster Stelle die beiden jüngeren Kardinäle, Reinhard Marx aus München und Rainer Maria Woelki aus Berlin. Sie stehen in der kirchlichen Hierarchie weit oben, sind aber durch die damit verbundenen Aufgaben auch stark beschäftigt. In den Gazetten tauchen daher weitere Namen auf: etwa der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick und die Bischöfe Stephan Ackermann, Franz-Josef Bode, Felix Genn, Heiner Koch und Franz-Josef Overbeck.

Oder ein Überraschungskandidat macht das Rennen.


Quelle:
KNA