Deutsche Bischöfe würdigen neue Enzyklika

"Wegmarke der Theologie"

Die katholischen Bischöfe in Deutschland haben die erste Enzyklika von Papst Franziskus als "Wegmarke der Theologie" und "großes Geschenk für die ganze Kirche" gewürdigt.

Deutsche Bischöfe (dpa)
Deutsche Bischöfe / ( dpa )

"Mit dem Text erfährt die Kirche Ermutigung, Wegweisung und Erinnerung", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch. Mit seiner intellektuellen und spirituellen Kraft könne das päpstliche Lehrschreiben "in den oft schrillen Aufgeregtheiten und bitteren Krisen unserer Tage zur Wachheit und Gelassenheit des Glaubens zugleich führen".

Zollitsch war am Vormittag erstmals mit dem neuen Papst zusammengetroffen. "Wer Papst Franziskus begegnet, erlebt einen zutiefst gläubigen Menschen, der im Gebet das Gespräch mit Gott sucht", sagte Zollitsch anschließend der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Rom.

Die Enzyklika trägt nach ihren lateinischen Anfangsworten den Namen "Lumen fidei" (Das Licht des Glaubens). Darin fordert Franziskus, der Glaube müsse Konsequenzen für das Handeln der Christen haben. Diese sollten eintreten für Menschenwürde, Schutz von Ehe und Familie, Achtung der Schöpfung sowie für Frieden und gerechte Regierungsformen.

In seinem Vorwort schreibt Franziskus, er habe dankbar auf die wertvollen Vorarbeiten seines Vorgängers Benedikt XVI. (2005-2013) zurückgegriffen. Dieser habe eine erste Fassung einer Enzyklika über den Glauben schon nahezu fertiggestellt.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx äußerte sich erfreut, dass Franziskus die Vorüberlegungen von Benedikt XVI. aufgegriffen habe. So werde die Kontinuität der beiden Pontifikate unterstrichen.

Der Erzbischof von Paderborn, Hans-Josef Becker, lobte die "sehr bodenständigen und zugleich hochtheologischen Aussagen" des Lehrschreibens. "Ich bin mir sicher, dass mit dieser Enzyklika vielen Menschen guten Willens deutlich wird, dass unser christlicher Glaube die Wirklichkeit als Ganzes zur Sprache bringt."

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck bezeichnete die Enzyklika als gelungenen Übergang von Papst Benedikt XVI. zu seinem Nachfolger Franziskus. Als programmatische Vorschau auf die künftige Amtsführung des neuen Kirchenoberhauptes wolle er sie aber nicht deuten, sagte Overbeck der KNA. "Das Regierungsprogramm von Papst Franziskus ist sein Lebensstil und seine Art der Verkündigung, und darin fügt sich alles ein."

Der Regensburger Bischof und Ratzinger-Experte Rudolf Voderholzer hält die erste Enzyklika von Papst Franziskus für einen "bemerkenswerten Ausdruck der inneren Einheit des Petrusamtes".

Franziskus habe sich einen fast vollständig vorliegenden Text seines Vorgängers zu eigen gemacht und um "einige Akzente erweitert", analysierte Voderholzer am Freitag im "Münchner Kirchenradio". Es sei müßig, über die jeweiligen  Anteile beider Autoren an der Endfassung zu spekulieren.

Voderholzer sagte, das päpstliche Lehrschreiben "Lumen Fidei" (Licht des Glaubens) bestätige seine Einschätzung, dass es zwischen Benedikt XVI. und Franziskus keinerlei inhaltlich-theologische Differenzen gebe. Formal handle es sich um einen Text von Franziskus "und so muss er auch gelesen werden". Zugleich sei das Schreiben "ein ganz außergewöhnliches Zeichen der Wertschätzung seines Vorgängers". - Der Bischof leitet auch das Papst-Benedikt XVI.-Institut in Regensburg, das die gesammelten theologischen Schriften Joseph Ratzingers herausgibt.

Als eine Brücke zwischen Kirche und Welt und im innerkirchlichen Dialog hat der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, die heute veröffentlichte Enzyklika bezeichnet. "Mit großer Dankbarkeit erleben wir heute den in der Kirchengeschichte einmaligen Vorgang, wie sich die Gedanken zweier Päpste in einem gemeinsamen Dokument verbinden", so Glück.

Enzykliken sind an die katholische Weltkirche gerichtet, gelegentlich zudem an "alle Menschen guten Willens", also auch Nichtkatholiken. Sie werden in der katholischen Kirche als Ausdruck der obersten Lehrgewalt des Papstes verstanden, sind aber keine unfehlbaren Lehrentscheidungen im dogmatischen Sinn.


Erzbischof Robert Zollitsch (dpa)
Erzbischof Robert Zollitsch / ( dpa )
Quelle:
DBK , KNA