Post aus Trier

Der Abschied naht

domradio.de-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen ist in Trier und blickt hinter die Kulissen der Bischofsvollversammlung. Seine Post lesen Sie hier täglich neu. Heute: Die Bischöfe baden nicht...

Ingo Brüggenjürgen / © Ide Lödige (DR)
Ingo Brüggenjürgen / © Ide Lödige ( DR )

"Hier gehen die Bischöfe baden!", so kommentiert ein Dönerbudenbesucher ironisch den Auflauf der hohen Geistlichkeit, der am Viehmarkt am späten Abend in Trier zu beobachten ist. Während er noch kaut, schaut er durch die großen Glasfronten, die um die alte Therme gebaut sind, auf die Bischöfe, die über eine große Treppe hinabsteigen in die ausgebuddelte und freigelegte Geschichte. Vor gut 1900 Jahren legten die Römer hier ein erstes Bad an. Heute Abend werden in diesen altrömischen Gemäuern die Bischöfe auf Kosten des Trierer Oberbürgermeisters verköstigt. Von oben ist für jedermann gut zu beobachten, dass hier heute auch kein Wasser, sondern Wein fließt. Auch zum Bad in der Menge ist es in den vergangenen Tagen hier in Deutschlands ältester Stadt und am ältesten Bischofssitz nicht gekommen. Auch eine von manchen Christen erhoffte oder sehnlich herbeigesehnte "Aggiornamento-Stimmung" einer sich der Welt öffnenden Kirche ist nicht unbedingt zu vermelden.

"Die wollen doch unter sich sein – das ist doch wie ein kleines Konklave hier", kommentiert die Geschäftsführerin eines alt eingesessenen Hotels in Tier den bischöflichen Besuch in ihrer Stadt. Ganz unrecht hat sie nicht. Natürlich wird heuer kein neuer Papst gewählt, nicht mal ein neuer Vorsitzender der Konferenz, aber die Absperrungen sind durchaus vergleichbar. Die Europäische Rechtsakademie, wo die Bischöfe tagen und beraten, wirkt schon von außen wie eine abgeschottete Wagenburg aus kühlem, grauen Beton. An allen Tagen regeln und kontrollieren Polizei und Ordner den Zugang. Der normale Trierer Bürger hat hier keinen Zutritt. Wenn die Bischöfe sich frühmorgens durch die Stadt bewegen, sitzen sie in ihrem immer von der Polizei eskortierten Bus, der sie direkt vor den jeweiligen Kirchenportalen absetzt. Heute werden die Bischöfe moselaufwärts chauffiert.

"Es ist würdig und recht, dass die katholischen deutschen Bischöfe heute hier am Grab des Heiligen Apostels Matthias zusammengekommen sind, um diesen Gottesdienst zu feiern!", begrüßt Abt Ignatius Maaß seine Gäste. Die Brüder der Benediktinerabtei St. Matthias haben heute alle ihre Türen weit zu dieser außergewöhnlichen Frühmesse geöffnet. Und erstmalig in dieser Woche sind im weiten Kirchenrund alle Plätze besetzt. Kardinal Meisner, der heute der Liturgie vorsteht, vergisst daher auch nicht, der versammelten Gemeinde zu danken: "Danke, danke – Es ist gut dass sie heute mit uns die Eucharistie feiern und uns den Rücken stärken!" In seiner Predigt betont der Kölner Kardinal den außerordentlichen Wert der Eucharistie und lädt erneut zur großen Feier des Glaubens im Juni nach Köln ein. Er spricht seine Worte auch in die konkrete Zeit hinein, und man merkt wie immer bei Meisner, hier hat einer eine Botschaft, die ihn nicht loslässt und die er weitersagen will.

Aber auch hier auf kirchlich historischem Boden sind oben im Kirchenchorraum die Benediktiner und Bischöfe unter sich – das normale Fußvolk sitzt unten in den Bänken. Die vielen Frauen und Ordensschwestern sorgen auch heute für eine sehr hohe Frauenquote. Die Frage, wie und wo die Frauen heute in der Kirche ihren geeigneten Platz finden – welche Rolle sie einnehmen, hat gestern einen ganzen Tag die Kirchenmänner beschäftigt. Verstärkt wurden sie bei den gestrigen Beratungen durch 14 katholische Frauen – mehr Frauen waren nie zuvor im Innersten der Bischofskonferenz. Es geht also voran – kleine Schritte habe man sich verordnet, stellt Bischof Bode zu dieser Frage fest.

Wenn die 66 Bischöfe heute wieder in ihre Heimatdiözesen zurückkehren, werden sie auch dort viele kleine Schritte tun, um den Glauben zu stärken. Der ganz große Sprung ist in Trier nicht gelungen. Aber das war auch nicht unbedingt zu erwarten, trotz des gesellschaftlichen Drucks im Vorfeld. Jedoch: Die Aufgabe bleibt. Und wie hieß das heute Morgen in der Fürbitte im Gottesdienst: " Wir bitten Dich für unsere Bischöfe, dass sie geeignete Mittel und Wege finden, auch den Menschen von heute die Frohe Botschaft wirksam zu verkünden!" Dem ist nichts hinzuzufügen, außer vielleicht ein lautes AMEN.