Kardinal Lehmann predigt zum Spannungsfeld von Wissenschaft und Glauben

Sprengkraft der christlichen Botschaft

Theologen müssen nach Auffassung des Mainzer Kardinals Karl Lehmann einer doppelten Versuchung widerstehen. Sie dürfen die Sprengkraft der christlichen Botschaft nicht billig verschleudern, sagte Lehmann bei einem Gottesdienst während der Frühjahrsvollversammlung in Regensburg. Die Bischöfe beraten heute über den theologischen Nachwuchs in Deutschland.

 (DR)

Demut, Bescheidenheit und Dialogbereitschaft seien Grundvoraussetzungen katholischer Theologie, so der Kardinal. Dazu gehöre auch der Wille, sich von anderen korrigieren und weiterführen zu lassen. "Wo dies nicht geschieht, kann man sich leicht ins Abseits stellen." Lehmann betonte, die Kirche brauche "in vieler Hinsicht fähige, geeignete und vielfach gebildete Frauen und Männer", die Theologie vermitteln. In Deutschland bestünden gute Voraussetzungen, die elementare Spannung zwischen Glauben und Wissen, Theologie und Wissenschaft fruchtbar auszutragen.



Die Bischöfe befassen sich heute bei ihrer Frühjahrsvollversammlung in Regensburg mit der theologischen Ausbildung und Forschung. Bei einem Studientag informieren sich die 68 Mitglieder der Konferenz mit der Lage an den 20 theologischen Fakultäten in Deutschland. Dabei soll auch der Mangel an wissenschaftlichem Nachwuchs zur Sprache kommen. Kardinal Lehmann leitete mit seiner Predigt bereits den Studientag ein. Religionswissenschaft sei legitim, so Lehmann, aber Theologie frage immer auch nach der Gegenwartsbedeutung der christlichen Botschaft. "Der denkende Glaube muss dafür Sorge tragen, dass der konkrete Mensch in der Geschichte bis in alle Lebensbereiche und faktischen Aufenthalte hinein die eigene Mächtigkeit und daseinsverwandelnde Kraft des Glaubens erfahren kann."



Zum Dasein als Theologe gehöre auch die Bereitschaft, in einen Dialog mit anderen Theologen einzutreten, der den Willen mit sich bringt, sich von anderen auch korrigieren und weiterführen zu lassen. Wo dies nicht geschieht, könne man sich leicht ins Abseits stellen.



Bis Donnerstag beraten die 68 Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz in Regensburg. Themen sind unter anderen der Fortgang des Dialogprozess, den sie im vergangenen Jahr unter dem Eindruck der Missbrauchsskandale und der Vertrauenskrise beschlossen hatten und das kirchliche Arbeitsrecht.