Post aus Fulda - Eine Bilanz

Gedanken zur Herbstvollversammlung

Vier Tage lang sind in Fulda die Deutschen Bischöfe zu ihrer traditionellen Herbstvollversammlung zusammengekommen. Vier Tage voller abwechslungsreicher Themen. Vier Tage für domradio.de-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen und seine Post aus der Bischofsstadt. Heute die Bilanz.

Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen / © Boecker
Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen / © Boecker

Traditionelle Herbstvollversammlung der Deutschen Bischöfe in Fulda: Wenige Tage nach dem Papstbesuch galt es in erster Linie, diesen zu analysieren und richtig zu interpretieren. Nur wer in der schnelllebigen Medienwelt rechtzeitig die Richtung vorgibt, verliert nicht die wichtige Deutungshoheit. Deshalb wird die Auslegung der päpstlichen Worte jetzt auch nicht den einzelnen Arbeitskommissionen übertragen und auf den Sankt Nimmerleinstag vertagt.



Die Bischöfe wollen auf ihrem Weg durch die schwierige Zeit nach dem Vertrauensverlust durch den Missbrauchsskandal tapfer und mutig voranschreiten. Da ist es wichtig, dass man Mut und Zuversicht ausstrahlt. Hätte man sich jetzt über die Deutung der Papstworte in den Haaren gelegen, könnte man sich alle schönen Hoffnungen auf einen Neuanfang nach der Krise sofort abschminken. Also versuchten alle gemeinsam, die sonnigen Tage mit Benedikt XVI. möglichst hell und klar in Erinnerung zu rufen. Man ist dem Papst dankbar, man freut sich über die Impulse, man fühlt sich gestärkt …



Friede, Freude, Eierkuchen also. Und das, wo man doch bei der Frühjahrskonferenz in Paderborn noch heftig um die richtigen Weichenstellungen beim Dialogprozess, der dann "Gesprächsprozess" genannt wurde, gerungen hatte? Zumindest wehte durch die Klosterflure in Fulda diesmal ein neuer Wind: Der MOB treibt die Bischofskonferenz an. MOB, diesen selbstironischen Namen haben sich Erzbischof Kardinal Marx, Ruhrbischof Overbeck und der Osnabrücker Bischof Bode gegeben. Marx, Overbeck und Bode - diese keineswegs homogene Steuerungsgruppe für den Gesprächsprozess war ein kluger Schachzug des Vorsitzenden der DBK, Erzbischof Zollitsch. (Auch wenn der dies, nachdem der Papst Taktik und Strategie bei der Glaubensverkündigung gerade eine Absage erteilt hat, vermutlich so direkt nie zugeben würde.) Aber wer die MOB-Bischöfe ein wenig näher kennt, der weiß, dass sie zwar sehr unterschiedlich sind, im Glaubenskern aber dann doch sehr eng zusammenarbeiten können.



So haben sie gemeinsam im August mit Erzbischof Zollitsch den Papst auf die Kirchensituation in seiner Heimat eingestimmt und nun hier in Fulda ihre Mitbrüder im bischöflichen Amt über den Dialogauftakt in Mannheim informiert. Und so werden sie sicher auch zukünftig gemeinsam den innerkirchlichen Dialogprozess vorantreiben.



Dem Papst ist es offenbar gelungen, seinem Titel Pontifex Maximus gerecht zu werden und eine Brücke zu bauen. Alle können sich in seinen Worten irgendwie wiederfinden. Benedikt XVI. hat zwar keine konkreten Wege vorgegeben - aber vielleicht gerade so den Weg für seine deutsche Kirche frei gemacht. Wenn früher eher über Lager und Grabenkämpfe berichtet wurde, wenn von der bischöflichen Vollversammlung die Rede war, sind heute, auch durch den angelaufenen Generationswechsel, Dinge in Bewegung gekommen. Aber nicht nur der MOB treibt die Bischöfe an. Junge Amtsbrüder, wie Bischof Ackermann als Beauftragter für Fragen des sexuellen Missbrauches, Bischof Tebartz van Elst als neuer Familienbischof, oder der frischgebackene Erzbischof Woelki von Berlin als Caritasbischof, übernehmen bereitwillig Verantwortung und bringen ihre Talente und Fähigkeiten, besonders aber ihre Glaubwürdigkeit ein. Gerade diese braucht die Kirche heute vielleicht dringender, als jemals zuvor. Gestärkt durch den Papst sind 68 Bischöfe, die hier dabei waren, ernsthaft bemüht, die Kirche und ihre Frohe Botschaft nach vorne zu bringen. In Fulda im Jahr des Herrn 2011 bleibt die Zeit nicht stehen, und die Kirche bewegt sich doch.