Bischof Trelle ist neuer Vize-Vorsitzender der Bischofskonferenz

Ein Mann der leisen Töne

Er gilt eher als ein Mann der leisen Töne. Doch der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle hat Gewicht unter den deutschen Bischöfen. Die 68 Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe wählten ihn bei ihrer Herbstvollversammlung zum neuen stellvertretenden Vorsitzenden.

Autor/in:
Christoph Arens
 (DR)

Der 69-Jährige wird damit zum Nachfolger des Aachener Bischofs Heinrich Mussinghoff (70), der nach 12 Jahren nicht mehr für dieses Amt kandidieren konnte. Bei der Herbstvollversammlung in Fulda wurde außerdem Medienbischof Fürst in seinem Amt bestätigt.



1992 Weihbischof im Erzbistum Köln

Trelle stammt aus Kassel. Priesterweihe in Köln 1968, Pfarrer und Stadtdechant im überwiegend protestantischen Wuppertal, dann Weihbischof im Erzbistum Köln 1992: So lautet die Abfolge der kirchlichen Positionen. Seit 2005 ist er Bischof von Hildesheim.



In der Deutschen Bischofskonferenz hat Trelle weitere Ämter: So ist er seit 2008 auch Vorsitzender des einflussreichen Verwaltungsrates des Verbandes der Diözesen Deutschlands. Außerdem meldet er sich immer wieder als Sprecher der Migrationskommission der Bischofskonferenz zu Flüchtlingsfragen zu Wort. So fordert er bessere Lebensbedingungen für illegal in Deutschland lebende Flüchtlinge. Deutlich wurde er auch mit Blick auf das Flüchtlingsproblem der EU im Mittelmeer: So kritisierte er im Frühjahr ohne diplomatische Umschweife den Umgang Italiens mit den Flüchtlingen aus Nordafrika. "Dass der italienische Staat offenbar auf Kosten der Menschen bewusst die Zuspitzung der Situation in Kauf nimmt, um politischen Druck aufzubauen, ist inakzeptabel", sagte er.



Trelle wies Sarrazin-Äußerungen zurück

Auch Thesen des Buchs von Thilo Sarrazin, nach denen alle Juden ein bestimmtes Gen teilen, wies er scharf zurück. "Solche Formulierungen sind geeignet, latent vorhandenen Rassismus mit allen darin enthaltenen Vorurteilen zu bedienen", sagte er.



Dabei hat Trelle auch in seinem Bistum, zu dem rund 620.000 Katholiken zwischen Nordsee und Harz gehören, eine Menge Probleme zu schultern. Die Diaspora-Diözese hat einen schmerzhaften finanziellen Konsolidierungsprozess durchlaufen. Kirchen wurden geschlossen, Gemeinden werden fusioniert. Im vergangenen Jahr hat das Bistum den Prozess "Lokale Kirchenentwicklung" ins Leben gerufen, um die Pfarrgemeinden vor Ort besser zu profilieren. Als Folge des Missbrauchsskandals haben die Gremien der Diözese darüber hinaus gerade einen eigenen Dialogprozess auf den Weg gebracht. Mit einem "Jahr des Hinhörens" 2012 will die Kirche neues Vertrauen aufbauen. Darüber hinaus steht 2015 das 1.200-jährige Bistumsjubiläum an.



Ein voller Terminkalender ist dem Bischof also sicher. Privat liest der Sohn eines Architekten, der immer zurückhaltend auftritt, gerne das Feuilleton seiner überregionalen Tageszeitung. Kultur ist seine Sache. Als früherer Wuppertaler mag er Pina Bausch und ihr Tanztheater. Zur Erholung arbeitet Trelle, der in sich zu ruhen scheint, im Garten oder geht in die Berge zum Wandern. Weltabgeschieden ist er allerdings keineswegs: Im Umgang mit Handy und Laptop, Internet und E-Mail zeigt sich der Bischof mehr als versiert.