Geteiltes Echo auf Dialogfahrplan der Bischöfe

"Diskussion ohne Vorbehalte"

Der von den Bischöfen vorgestellte Fahrplan zum Gespräch über die Zukunft der Kirche stößt bei katholischen Laienverbänden auf Zustimmung. Kritik kommt dagegen von der Kirchenvolksbewegung und der "Initiative Kirche von unten". Zum Abschluss ihrer Frühjahrsvollversammlung in Paderborn hatten die Bischöfe am Donnerstag das Konzept für den Dialogprozess vorgelegt.

 (DR)

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) sprach von einem "wichtigen Schritt nach vorn". Zugleich mahnte Präsident Alois Glück eine Diskussion ohne Vorbehalte an: "Unser gemeinsamer Weg muss offen sein für das freie und offene Gespräch über alle Fragen, die die Menschen bedrängen."



Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) zeigte sich erfreut, "dass die Bischöfe einen strukturierten, intensiven und zukunftsorientierten Dialog beginnen". Als wichtigste Themen nannte BDKJ-Bundesvorsitzender Dirk Tänzler den Umgang mit Macht in der Kirche, Fragen zur Sexualität, Weiterentwicklung des Priesterbildes, das Miteinander von Priestern und Laien, die Förderung demokratischer Strukturen und die Stärkung von Frauen in der Kirche.



Der Dialogprozess soll in den kommenden Wochen den katholischen Gemeinden bundesweit in einem Brief erläutert werden. Kernpunkte der bis 2015 laufenden Initiative sind jährlich wechselnde thematische Schwerpunkte, die durch Großveranstaltungen begleitet werden. In diesem Jahr soll es um die Frage gehen "Im Heute glauben: Wo stehen wir?".



Nach Ansicht des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, können auch Streitfragen Themen des Gesprächsprozesses sein, etwa die priesterliche Ehelosigkeit oder die kirchliche Sexualmoral. Es werde aber keine Revolution geben: "Wir bleiben die katholische Kirche." Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck sagte, auf Ebene der Bischöfe würden "lehramtlich geklärte Themen" wie das Priestertum der Frau, die Priesterweihe erprobter verheirateter Männer (viri probati) und die Frage der Homosexualität nicht zum Thema gemacht.



Das ökumenische Netzwerk "Initiative Kirche von unten" kritisierte "äußerst ungenügende Rahmenbedingungen" des Dialogs und sprach von einer "hochglanzpolierten Imagekampagne". Das verspielte Vertrauen werde "mit Mauschelrunden von Funktionären und schönen Worten für die Öffentlichkeit" nicht zurückgewonnen. Auch die Organisation "Wir sind Kirche" äußerte sich enttäuscht über die Vorgaben der Bischöfe. Diese würden den Erwartungen nicht gerecht, die der Konferenzvorsitzende Zollitsch im Herbst geweckt habe.



Als Reaktion auf den Missbrauchsskandal und den Vertrauensverlust der Kirche hatte der Freiburger Erzbischof zu diesem Zeitpunkt erstmals einen "breiten Reflektionsprozess" von Bischöfen, Priestern und Laien angemahnt. Die Bischöfe müssten "ungeschminkt den Vorwurf ausleuchten", es gebe in der Kirche zu wenig Transparenz und zu viele Denk- und Diskussionsverbote.



Eine klare Ergebnisorientierung vermisst der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln bislang bei dem von den deutschen Bischöfen angestoßenen Dialogprozess der Kirche. Zwar markiere der auf vier Jahre angelegte Prozess wichtige Punkte und zeuge von einer inhaltlichen Offenheit. Es sei jedoch bislang nicht die Bereitschaft der Bischöfe zu erkennen, sich am Ende eines solchen Prozesses auf verbindliche Vereinbarungen mit Klerikern und Laien einzulassen, so eine Erklärung am Freitag.