Kardinal Lehmann: Christen sind "keine Trottel"

"Kein blindes Hinter-Jesus-Daherlaufen"

Mit Blick auf den religiösen Pluralismus hat Kardinal Karl Lehmann von den Christen eine stärkere Orientierung an der Gestalt Jesu gefordert. Zahlreiche "erste Hilfen und lockende Einladungen" versprächen vieles und könnten "manchmal leicht die Herzen der Menschen gewinnen", sagte der Mainzer Bischof am Donnerstagmorgen in Fulda.

Karl Kardinal Lehmann eröffnete Studientag Ökumene mit Gottesdienst (KNA)
Karl Kardinal Lehmann eröffnete Studientag Ökumene mit Gottesdienst / ( KNA )

Aber nur Jesus habe Worte und Orientierungen, die sich ein ganzes Leben hindurch bewährten und auch in verzweifelten Situationen gültig blieben. Der Kardinal betonte, Nachfolge sei «kein blindes Hinter-Jesus-Daherlaufen». Wörtlich fügte er hinzu: «Wir sind keine Trottel.»

Der Mainzer Bischof unterstrich, Spott gegenüber dem Christentum habe es bereits in sehr früher Zeit gegeben - beispielsweise, indem der Gekreuzigte mit einem Schweinskopf dargestellt worden sei. Es sei kein Wunder, dass damals wie heute Menschen, die zunächst mit Jesus sympathisierten, ihm den Rücken kehrten. Dieses Thema spiele «leider in der Verkündigung eine geringe Rolle» und stelle eine große ökumenische Aufgabe dar.

In einem Gottesdienst während der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz fragte Lehmann auch nach den Ursachen für die Kirchenaustritte und stellte Fragen wie: Geht es vor allem um Geld? Wollen wir unsere eigene Religion des Glücks und des Wohlergehens zusammenbasteln? Flüchten wir vor dem Leiden und dem Kreuz? Nach am Montag veröffentlichten Zahlen erklärten im vorigen Jahr 121.155 Deutsche formell ihren Austritt aus der katholischen Kirche. Das waren rund 27.500 mehr als 2007.

An diesem Donnerstag befassen sich die 66 in Fulda versammelten Bischöfe unter anderem mit der kirchlichen Jugendarbeit und einem Textentwurf zum Selbstverständnis der Caritas. Die Vollversammlung dauert bis Donnerstagabend.