Mailänder Kardinal Martini beigesetzt

Unermüdlicher Diener der Kirche

Mit einer Begräbnisfeier im Mailänder Dom haben am Montag Kirche und Öffentlichkeit von Kardinal Carlo Maria Martini Abschied genommen. Der Jesuit und Bibelwissenschaftler leitete die Erzdiözese Mailand, die zu den größten Europas zählt, von 1979 bis 2002. Seit Samstag hatten mehr als 200.000 Menschen im Dom von dem aufgebahrten Kardinal Abschied genommen.

Der frühere Erzbischof von Mailand: Kardinal Carlo Maria Martini (KNA)
Der frühere Erzbischof von Mailand: Kardinal Carlo Maria Martini / ( KNA )

Papst Benedikt XVI. würdigte den Verstorbenen als "unermüdlichen Diener" der Kirche. Mit seinem großen und offenen Geist habe Martini stets den Dialog mit allen gesucht und auf die Fragen nach dem Grund seines Glaubens geantwortet, so der Papst in einer von Kurienkardinal Angelo Comastri verlesenen Botschaft. Der Bibelgelehrte habe die Heilige Schrift zum "Licht seines Lebens" gemacht und sie Gläubigen sowie wahrheitssuchenden Menschen vermitteln können.



Der Jüdische Weltkongress würdigte Martini als einen Pionier der katholisch-jüdischen Beziehungen: "Ein mutiger Mann, der eine wichtige Rolle bei der Förderung eines besseren Verhältnisses zwischen Katholiken und Juden spielte, hat uns verlassen", so WJT-Präsident Ronald Lauder am Montag in New York. Wie keinem zweiten habe dem Kardinal das Wohl des Staates Israel am Herzen gelegen. Nach seiner Emeritierung lebte Martini für einige Jahre zeitweilig in Jerusalem.



Rund 6.000 Menschen nahmen an der vom Mailänder Kardinal Angelo Scola geleiteten Trauerfeier teil; darunter waren Ministerpräsident Mario Monti, sein Vorgänger Romano Prodi und mehrere Minister und Politiker verschiedener Parteien. Am Altar standen auch der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, sowie Martinis inzwischen emeritierter Nachfolger in Mailand, Kardinal Dionigi Tettamanzi (78).



Das Requiem wurde über Videoleinwände auch auf den Vorplatz des Doms übertragen, wo sich mehrere tausend Menschen eingefunden hatten.  Nach der Messe fand Martini im linken Seitenschiff des Mailänder Doms seine letzte Ruhestätte.



Kardinal Scola erinnerte in seiner Predigt daran, dass in den vergangenen Tagen Christen, Nichtchristen und Nichtgläubige an Martinis Grab defiliert seien, um ihm zu danken. Das geistige Erbe des Jesuiten liege nicht in Martinis Worten, sondern in seinem ganzen Leben und Wirken. Aus diesem Erbe müsse man in Zukunft schöpfen, so Scola. Stets sei der Verstorbene darauf bedacht gewesen, keinen Gläubigen und keinen Gesprächspartner "zu verlieren". Seine Beharrlichkeit habe sich auch darin gezeigt, wie er seine lange Krankheit ertragen habe.