Menschenrechtler warnen vor zunehmender Verfolgung von Christen im Iran und Ägypten

Brennende Bibeln

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte sieht eine massive Verschlechterung der Situation von Christen in Iran, Ägypten und Nigeria. Der Druck auf christliche Gemeinden im Iran wachse, beklagt Mahin Mousapour, iranischstämmige Pastorin im domradio.de-Interview. Dies betreffe vor allem Konvertiten zum Christentum. Ihnen drohe Verhaftung oder sogar die Todesstrafe wegen ihrer Abkehr vom Islam.

 (DR)

In Ägypten hätten sich Hoffnungen auf eine Verbesserung der Lage nach dem Umsturz nicht erfüllt, sagte der Sprecher der Organisation, Martin Lessenthin, am Mittwoch in Düsseldorf. Angesichts der Sorgen um das iranische Atomprogramm warnte er davor, die Menschenrechte im Iran aus dem Blick zu verlieren. Bundesregierung und EU müssten die Einhaltung von Menschenrechtsverträgen unmissverständlich einfordern. Stille Diplomatie habe beim Iran ihr Ziel verfehlt.



"Festnahmen nehmen blindwütiges Ausmaß an"

Es habe Hausdurchsuchungen und Festnahmen in vielen iranischen Städten gegeben "Die Erstürmungen und Festnahmen nehmen ein blindwütiges Ausmaß an", sagte Mahin Mousapour, die Leiterin einer evangelischen Konvertiten-Gemeinde von Iranern.



In den vergangenen zwei Jahren sind nach Angaben der Gesellschaft für Menschenrechte mehrere hundert Konvertiten verhaftet und Hunderte von Bibeln verbrannt worden. Internationale Aufmerksamkeit erregte das Todesurteil gegen den iranischen Pastor Youcef Nadarkhani. Er war 2010 wegen "Abfalls vom Islam" zum Tod durch den Strang verurteilt worden. Seitdem droht ihm die Hinrichtung. Auf sein Schicksal will auch die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte mit Mahnwachen und Protestaktionen weiter hinweisen.



In Ägypten gibt es nach Angaben des koptisch-orthodoxen Priesters Gewied Ghaly Tawadros eine wachsende Zahl von Übergriffen auf Christen. So würden christliche Geschäftsleute zu Schutzgeldzahlungen gezwungen, vertrieben oder getötet. Ein Priester sei zu sechs Monaten Haft verurteilt worden, weil sein Kirchenrohbau die vorgegebene Höhe überschritten habe. Koptische Mädchen würden immer wieder vergewaltigt und dann zum Übertritt zum Islam gezwungen, sagte der in Düsseldorf lebende Tawadros.



Mehr Schutz für Kopten in Ägypten gefordert

"Man kann sehen dass die Zeichen der Zeit für die Kopten in Ägypten auf Untergang stehen", erklärte der koptische Geistliche. Hunderttausend Kopten hätten das Land im vergangenen Jahr verlassen.



"Die Christen in Ägypten brauchen die Aufmerksamkeit der Welt zu ihrem Schutz", sagte Tawadros. Im überwiegend muslimischen Ägypten leben mehrere Millionen Christen, die mehrheitlich der koptisch-orthodoxen Kirche angehören.



Im Norden Nigerias werden Christen von der radikal-islamischen Gruppe Boko Haram systematisch verfolgt, wie der Nigeria-Experte der Gesellschaft, Emmanuel Ogbunwezeh, berichtete. Bei Anschlägen von Boko Haram starben demnach in den letzten zwei Jahren mehr als dreitausend Christen. Mehr als hunderttausend Christen sind demnach auf der Flucht in den christlichen Süden des Landes. Die Staatengemeinschaft müsse Nigeria bei der Terrorbekämpfung helfen. Im bevölkerungsreichsten Land Afrikas droht zufolge Ogbunwezeh sonst ein Bürgerkrieg.