Papst Benedikt XVI. ist Geschichte

"Ich bin ein einfacher Pilger"

Mit einer Wachablösung ist das Pontifikat von Papst Benedikt XVI. zu Ende gegangen. Mit dem Glockenschlag um 20 Uhr trat der wachhabende Hellebardier am Papst-Palast von Castel Gandolfo mit militärischem Gruß ab und hängte seine Waffe im Tordurchgang auf. Anschließend schlossen sich die Tore.

 (DR)

Kurz vor 17 Uhr begab Papst Benedikt XVI. sich aus seiner Wohnung im Dritten Stock des Apostolischen Palastes in den Damasus-Hof. Dort wurde er von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone und dessen Mitarbeitern verabschiedet. Zu Ehren des Papstes war eine große Ehrenformation der Päpstlichen Schweizergarde im Innenhaft des Renaissancepalastes angetreten. Zudem hatten sich weitere Mitarbeiter des Staatssekretariates und anderer Kurienbehörden im Hof versammelt; sie verabschiedeten den Papst mit Applaus. Auch auf dem Peterslatz hatten sich mehrere tausend Menschen versammelt; sie verfolgten die Abreise des Papstes über große Bildschirme.

An Bord einer Karosse mit dem Kennzeichen SCV-1 fuhr Benedikt XVI., begleitet von seinem Privatsekretär Erzbischof Georg Gänswein, Richtung vatikanischem Hubschrauberlandeplatz, wo bereits Kardinaldekan Angelo Sodano auf das Kirchenoberhaupt wartete. Am Portugiesischen Kolleg außerhalb der Vatikanmauern am Hubschrauberplatz hatten die Bewohner ein großes Grußtransparent für den Papst befestigt.

Am Ziel empfangen Benedikt XVI. erneut Gläubige und Glockengeläut. Der zuständige Bischof von Albano, Marcello Semeraro, hat zu einer Fußwallfahrt aufgerufen, um den Papst zu verabschieden. Anwohner aus den umliegenden Orten stiegen am Nachmittag zum päpstlichen Residenzdorf am Albaner See hinauf, hielten eine Andacht, beteten Rosenkranz auf dem Platz vor dem Sommerpalais. Es ist die Piazza della Liberta: Platz der Freiheit.

"Ich bin glücklich, mit Euch zu sein"

Mit einem letzten Apostolischen Segen hat sich Papst Benedikt XVI. dann von der Bevölkerung in Castel Gandolfo verabschiedet.  "Ihr wisst, dass dieser Besuch anders ist als meine früheren", sagte er nach seiner Ankunft am Donnerstagnachmittag. "Ab 20 Uhr bin ich nicht mehr Papst der katholischen Kirche, sondern einfacher Pilger, der die letzte Etappe seines Weges auf dieser Erde geht." Benedikt XVI.  will sich die nächsten zwei Monate nach seinem Rücktritt vom Papstamt an dem Sommersitz in den Albaner Bergen aufhalten. Zu seiner Begrüßung hatten sich zahlreiche Gläubige vor dem päpstlichen Palais versammelt.

"Liebe Freunde, ich bin glücklich, bei euch zu sein, umgeben von der Schönheit der Schöpfung und von eurer Sympathie, die mir sehr gut tut", sagte Benedikt XVI. "Gehen wir voran, zusammen mit Gott, zum Wohl der Kirche und der Welt." Der 85-Jährige wirkte bei seinem letzten öffentlichen Auftritt als Papst erschöpft. Nach dem Segen verabschiedete er sich mit den Worten: "Danke und gute Nacht."

Wachablösung

Mit einer Wachablösung ist anschließend das Pontifikat von Papst Benedikt XVI. zu Ende gegangen. Mit dem Glockenschlag um 20.00 Uhr am Donnerstagabend trat der wachhabende Hellebardier am Papst-Palast von Castel Gandolfo mit militärischem Gruß ab und hängte seine Waffe im Tordurchgang auf. Anschließend schlossen sich die Tore. Besucher vor dem Palais riefen "Viva il Papa!". Drei Kräfte der vatikanischen Gendarmerie übernahmen den Dienst.

Die Schweizergarde ist für den Schutz des amtierende Papstes zuständig. Während der Sedisvakanz übernimmt die 110 Mann starke Truppe die gleichen Aufgaben für das Kardinalskollegium.

Mit dem Rücktritt des Kirchenoberhaupts zeigten die vatikanischen Internetseiten das Zeichen für den unbesetzten Papstthron, die gekreuzten Petrusschlüssel unter einem gelb-roten Schirm, mit der Schrift «Sede Vacante MMXIII». Die Fenster des päpstlichen Arbeitszimmers im Apostolischen Palast am Petersplatz blieben dunkel.

Der Camerlengo (Kämmerer) der römischen Kirche, Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, hatte nach dem Reglement des Pontifikatswechsel um 20.00 Uhr die Gemächer Benedikts XVI. im Vatikan zu versiegeln.

In den nächsten Tagen kommen die Kardinäle in Rom zusammen, um die Wahl eines neuen Papstes vorzubereiten. Das Konklave muss an sich zwischen dem 15. und 20. Tag nach Eintritt der Sedisvakanz beginnen. Benedikt XVI. hatte aber verfügt, dass es einige Tage vorgezogen werden kann.

Benedikt XVI. ist von Freitag an Privatmann. Wie er seinen ersten Tag nach der achtjährigen Last des höchsten katholischen Kirchenamtes begeht, wissen allein er und sein engstes Umfeld. Papstschneider Gammarelli in Rom hat angekündigt, dass aus Respekt vor dem alten Papst das Schaufenster an diesem Freitag leer bleiben soll. Viele in Rom werden diese Leere fühlen.


Quelle:
KNA , epd