Bischof Genn erinnert sich an Papstbegegnungen

"Ich bin ihm heute noch dankbar"

"Ich bin immer noch bewegt von dieser Geste einer wirklichen Größe", so Felix Genn. Im domradio.de-Interview erinnert sich der Münsteraner Bischof an seine Begegnungen mit Joseph Ratzinger und Papst Benedikt XVI.

Bischof Felix Genn im domradio.de-Interview (DR)
Bischof Felix Genn im domradio.de-Interview / ( DR )

domradio.de: Wie haben Sie die Meldung aufgenommen, Herr Bischof?

Bischof Genn: Ich bin immer noch bewegt von dieser Geste einer wirklichen Größe, eines Mutes und einer tiefen Bescheidenheit, die mir hohen Respekt abverlangt.

domradio.de: Sie haben unter Professor Ratzinger studiert. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?

Bischof Genn: Ich verbinde damit einen Professor, der mit einer einfachen Sprache luzide, komplizierte Dinge vermittelt hat. Er war von einer spirituellen Tiefe, die mir persönlich geholfen hat, meine Entscheidung, Priester zu werden, noch entschiedener zu fällen. Er hat mir geholfen, viele Fragen, die damals en vogue waren und sehr viele Unsicherheiten verbreiteten, zu klären und einer wirklichen Entscheidung zuzuführen. Dafür bin ich ihm heute noch dankbar. Man kann in der Kürze gar nicht eine solches Pontifikat und auch das was ich mit ihm erleben durfte würdigen.

domradio.de: Was bleibt nach diesen acht Jahren am eindrücklichsten hängen.

Bischof Genn: Das werden wir erst in ein paar Jahren klar sehen können. Aber die Persönlichkeit dieses Mannes, die auch eine große Heiligkeit ausstrahlte, wird in den Herzen der Menschen zurückbleiben. Aber auch das, was er durch seine Ansprachen und Bücher vermittelt hat. Aber auch die für die gesamte Welt großartige Betonung des Zusammenhangs von Glauben und Vernunft. Ich bin jetzt schon überzeugt, dass das, was er damals noch als Kardinal im Gespräch mit Jürgen Habermas gesetzt hat für das Beziehungsgefüge von Religion und Gesellschaft, einen Wendepunkt in unserer Zeit dargestellt hat.

domradio.de: Wie viel Ratzinger war denn in Papst Benedikt XVI.?

Bischof Genn: Er ist der Kirchenlehrer geblieben Er ist der bescheidene Priester geblieben, der sich als einfacher Arbeiter im Weinberg des Herrn verstand, er ist ein Mensch geblieben, der sich nicht hat beeindrucken lassen, von dem was schmeichelnd in die Ohren dringt, wie dem was Furcht einflößt. Sondern er ist dem treu geblieben, was er innerlich erkannt hat. Ich kann mich erinnern, dass er einem in einem Gespräch von der Kraft der Wahrheit gesprochen hat, die sich  in jedem Fall durchsetztt. Das bleibt nicht nur als äußerer Eindruck in meinem Herzen, sondern auch als Wahrheit.

domradio.de: Können Sie sich an eine persönliche Begegnung besonders erinnern?

Bischof Genn: Ich werde mich an alle Begegnungen erinnern, weil ich immer bewegt war, dass er immer sofort meinen Namen und Einsatzort wusste und es wurde nicht groß herumgeredet, es ging immer um zentrale Themen und man kam sehr schnell auf den Kern der Sache.

Das Interview führte Mathias Friebe.