Papst ruft zu Frieden und Versöhnung im Nahen Osten auf

Vor der Abreise

Bei seiner Libanonreise will Papst Benedikt XVI. die Christen im Nahen Osten in ihren Friedensbemühungen bestärken. "Bitten wir Gott im Respekt vor den legitimen Unterschieden um den für diese Region erhofften Frieden", sagte er am Mittwoch bei der wöchentlichen Generalaudienz in Rom. Papst Benedikt XVI. besucht von Freitag bis Sonntag den Libanon.

 (DR)

Er freue sich auf das Zusammentreffen mit Katholiken diverser Riten, Christen anderer Kirchen, Muslimen und Drusen, sagte der Papst im Vatikan. Dieser "Reichtum" an verschiedenen Gruppen in der libanesischen Gesellschaft könne nur weiterbestehen, wenn man in Frieden und Versöhnung lebe. Dafür brauche es gegenseitigen Respekt, betonte das Kirchenoberhaupt. In seinem Appell in französischer Sprache äußerte Benedikt XVI. Dank und Freude über die Existenz von Christen im Nahen Osten. Sie brauchten die Solidarität aller Christen weltweit. Die Geschichte der Region zeige die "wichtige und oft entscheidende Rolle" der christlichen Gemeinschaften für den interreligiösen und interkulturellen Dialog. Der Papst sprach seinen Dank für alle Personen und Institutionen aus, die Christen unterstützten. Die Christen der Region selbst rief Benedikt XVI. auf, Friedensstifter und Akteure der Versöhnung zu sein. Vor mehreren tausend Besuchern in der vatikanischen Audienzhalle bat er um Gebet für seine Reise, die den Christen Mut geben und die Brüderlichkeit in der Region fördern solle.



Bei der dreitägigen Reise stehen unter anderem Treffen mit dem Präsidenten, dem Parlamentspräsidenten und dem Ministerpräsidenten des Libanons sowie mit den Oberhäuptern der muslimischen Gemeinschaften und eine Begegnung mit jungen maronitischen Christen auf dem Programm.



Offizieller Anlass der Papstreise ist die Unterzeichnung und die Veröffentlichung des nachsynodalen Schreibens der Sonderbischofssynode für den Nahen Osten, die im Oktober 2010 in Rom stattfand. Darin rufen die Bischöfe des Nahen Ostens und der nordafrikanischen Länder zu Frieden, Gerechtigkeit und Dialog in der Region auf. Kirchenführer vor Ort hoffen vor dem Hintergrund des Bürgerkriegs in Syrien auf ein starkes Signal für Friedensbemühungen in der gesamten Region.



Ministerin Özkan: Begegnung mit dem Papst "sehr bewegend"

Niedersachsens Integrationsministerin Aygül Özkan (CDU) hat ihre Begegnung mit Papst Benedikt XVI. als "sehr bewegend" empfunden. "Es war mir persönlich eine Ehre, den Papst zu treffen", sagte die bundesweit erste muslimische Ministerin am Mittwoch in Rom auf Anfrage. Sie war dem Papst nach der Generalaudienz vorgestellt worden. "Er hat mehrfach meine Hand gehalten, wollte mich gar nicht loslassen, insofern merkte man, dass es auch für ihn eine ganz persönliche, bewegende Begegnung war", so Özkan. Sie habe ihm in dem rund fünfminütigen Gespräch auch gesagt, dass seine am Donnerstag beginnende Reise in den Libanon ein wichtiges Signal für den Nahen Osten und für den Dialog der Religionen sei.



"Als Integrationsministerin liegt mir der Dialog der Religionen im Geiste der wechselseitigen Toleranz sehr am Herzen. Genau das wollte ich auch zum Ausdruck bringen", betonte Özkan. "Es gilt, eine Kultur des Vertrauens zu schaffen." Der Papst habe bisher sehr viel für den Dialog der Religionen getan, etwa mit dem katholisch-muslimischen Forum.



Der Leiter des Katholischen Büros Niedersachsen, Prälat Felix Bernard, nannte die Begegnung zwischen Özkan und dem Papst ein Sinnbild für die Offenheit der katholischen Kirche. Auf diese Weise werde der interreligiöse Dialog in Niedersachsen mit Muslimen, Juden und allen im Land vertretenen Religionsgemeinschaften noch weiter gestärkt.



Auf dem Besuchsprogramm der Ministerin im Vatikan stehen Gespräche mit hochrangigen Persönlichkeiten unter anderen zu den Themen interreligiöser Dialog, Flüchtlinge und Krankenhauswesen. "Hier geht es mir darum zu zeigen, was die katholische Kirche in Niedersachsen für Wohlfahrtsdienste und Krankenhausversorgung bedeutet", sagte Özkan.