Ratzinger-Schülerkreis zieht Ökumene-Bilanz

Wiedersehen mit Wegbegleitern

Benedikt XVI. genieße es im Kreis seiner früheren akademischen Schülern wieder einmal Professor sein zu können, verrät Weihbischof Jaschke. Der Hamburger Weihbischof ist in diesem Jahr ein Referent bei dem Treffen des Ratzinger-Schülerkreises. Diesmal steht die Ökumene im Mittelpunkt.

Weihbischof Jaschke (rechts) mit seinem Doktorvater (KNA)
Weihbischof Jaschke (rechts) mit seinem Doktorvater / ( KNA )

Weitere Referenten sind der Ökumene-Beauftragte des Vatikan, Kurienkardinal Kurt Koch, der Wiener Kardinal Christoph Schönborn und der emeritierte evangelische Hamburger Neutestamentler und Altbischof Ulrich Wilckens. Wilckens hat das Neue Testament übersetzt und kommentiert; von großer ökumenischer Bedeutung sind außerdem seine Auslegungen des Johannes-Evangeliums, des Römerbriefs sowie seine Theologie des Neuen Testaments.



Im Gespräch mit Luthertum und Anglikanismus

Das Thema des Schülerkreis-Treffens 2012 lautet "Ökumenische Ergebnisse und Fragen im Gespräch mit Luthertum und Anglikanismus". Studiengrundlage ist dabei Kardinal Walter Kaspers Buch "Die Früchte ernten - Grundlagen christlichen Glaubens im ökumenischen Dialog".



Die 1977 begonnenen regelmäßigen Treffen mit früheren akademischen Schülern aus Regensburg gehören zu den wenigen festen Terminen, die der frühere Professor Joseph Ratzinger auch als Papst nicht aufgegeben hat. Ab den 30. August schart Benedikt XVI. an seinem Sommersitz Castel Gandolfo mehrere Dutzend Theologen um sich, die bei ihm promoviert, sich habilitiert oder ihm als Assistenten zugearbeitet haben. Manche von ihnen sind in der Seelsorge tätig, viele als Professoren oder Bischöfe.



Wiedersehen mit Wegbegleitern

Für den 85-Jährigen, der auch nach seiner Papstwahl wissenschaftlich arbeitet und Bücher schreibt, ist das Treffen mit dem Schülerkreis ein Wiedersehen mit langjährigen Freunden und Wegbegleitern. Aber es ist auch eine kurze Rückkehr in alte Zeiten, wo er im akademischen Milieu disputiert, wissenschaftlich Themen erörtert, auf Fragen antwortet und Fragen stellt.



Die Treffen finden stets hinter verschlossenen Türen statt. In den vergangenen Jahren ging es etwa um Darwin und die Evolution, um den Islam, um das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) oder um die Neuevangelisierung. Diesmal steht die Bilanz der Ökumene 50 Jahre seit dem Konzil auf der Tagesordnung - ein Thema, das den einstigen Konzilsberater ganz besonders beschäftigt.



Im Rahmen eines früheren Treffens sagte Weihbischof Jaschke, Benedikt XVI. habe sich auch nach Jahren auf dem Stuhl Petri kaum verändert. "Er ist immer Joseph Ratzinger geblieben, so wie wir ihn

kennen: freundlich und aufmerksam." Der Papst bleibe "ein Mann der Wissenschaft mit einem hohen Aufnahmevermögen" und "bestens informiert". Nach seinem Eindruck genieße es Benedikt XVI., bei diesen Zusammenkünften wieder einmal Professor sein zu können. Die Zusammenfassungen und Einschätzungen des Papstes seien "genial".