Papst reist zu Weltfamilientreffen in Mailand

Rückbesinnung auf den Wert der Familie

Was für die Jugend der Weltjugendtag ist für die ganze Familie das Weltfamilientreffen. Bis Sonntag findet es in Mailand statt. Auch Papst Benedikt XVI. hat sich angekündigt. Aus dem Erzbistum Köln ist Martin Dörnemann nach Norditalien gereist. Im domradio.de-Interview berichtet der Leiter des Referats für Ehe- und Familienpastoral über Austausch und Anregungen.

Autor/in:
Agathe Lukassek
Eine Million Gläubige werden zum Weltfamilientag erwartet (KNA)
Eine Million Gläubige werden zum Weltfamilientag erwartet / ( KNA )

Er erlebe die Begegnung mit Katholiken aus vielen Ländern als sehr bereichernd, sagte Dörnemann am Donnerstag. "Das Thema Familie ist ein Zukunftsthema für die Theologie", ist er überzeugt. Das Weltfamilientreffen steht unter dem Motto "Die Familie: Arbeit und Fest". Die Familie befinde sich zur Zeit in einem Spannungsbogen zwischen Arbeit und Ruhe, der Sonntagsschutz sei da ein Stichwort, erklärte Dörnemann. Er merke in Mailand, dass an einem gemeinsamen Thema gearbeitet werde. "Darüber im Austausch zu sein, auch mit anderen Nationalitäten, mit Bischöfen quasi neben sich sitzend - das macht eine Atmosphäre, das prägt auch Kirche."

Mehr als eine Million Besucher erwartet Mailand am Sonntag auf dem zum Papstfeld umgebauten Flugplatz Bresso. Anders als 2006 in Valencia kommt Benedikt XVI. nicht nur eigens zum Abschluss, sondern von Freitag an für drei Tage. Mit diesem für eine inneritalienische Reise ungewöhnlich langen Besuch wolle der Papst die Bedeutung des Themas für ihn und die Kirche unterstreichen, erklärte der Mailänder Kardinal Angelo Scola. Benedikt XVI. rief nach der Pfingstmesse am Sonntag auf dem Petersplatz alle Katholiken dazu auf, zu beten, dass Familien "die Freude ihrer Berufung in der Kirche und in der Welt" wiederentdeckten.

Motto: "Die Familie: Arbeit und Fest"
Das seit 1994 alle drei Jahre stattfindende Treffen verbindet Gottesdienste, Gesprächsrunden, Begegnungen in Pfarreien, Ausstellungen, Konzerte und eine große Abschlussmesse mit dem Papst als Höhepunkt. In diesem Jahr lautet das Motto "Die Familie: Arbeit und Fest". Dabei soll Freizeit - insbesondere der Sonntag - als Gelegenheit zum Zusammenkommen der Familie hervorgehoben werden.

Schon vor der offiziellen Eröffnung des Weltfamilientreffens hat am Dienstag die "Fiera della Famiglia", eine Art Katholikentag mit unzähligen Messeständen für Familien begonnen. Der Erzbischof der norditalienischen Stadt, Kardinal Angelo Scola, beklagte bei der Eröffnung der Messestände, dass die "rechtmäßige Familie" nicht genügend Beachtung erhalte. Diese müsse auf einer gläubigen und gegenüber dem Leben offenen Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau fußen. Zwar gebe es im gesellschaftlichen Leben derzeit viele Probleme, doch es sei gut, dass das Großtreffen die Öffentlichkeit verstärkt auf das Thema Familie aufmerksam mache.

Familienrat: Paare mit Kindern sind glücklicher
Der Präsident des Päpstlichen Familienrats, Kardinal Ennio Antonelli, bezeichnete verheiratete Paare mit zwei oder mehr Kindern als glücklicher als andere Menschen. Solche Familien hätten "reichere menschliche Beziehungen und fördern ein Humankapital mit Qualität", sagte der Kardinal, dessen Kurienbehörde die Treffen seit 1994 alle drei Jahre organisiert.

Am Mittwochmorgen wurde mit der Eröffnung eines internationalen Pastoral-Kongresses mit knapp 7.000 Teilnehmern der offizielle Startschuss für das Welttreffen gegeben. Unter den Gästen sind rund 900 Kinder. Bei einem dreitägigen Familienkongress geht es um den Austausch von Erfahrungen mit der gegenwärtigen Festtagskultur und den dem Markt unterworfenen Arbeitszeiten. Als Gesprächspartner treten unter anderem der Schweizer Wirtschaftsethiker Paul Dembinski, der Sohn der 2004 heiliggesprochenen Gianna Beretta Molla, Pierluigi Molla, Inter-Mailand-Kapitän Javier Zanetti und Ehepaare aus aller Welt auf.

Von Freitag an wird Papst Benedikt XVI. Mailand besuchen und den Weltfamilientag am Sonntag mit einem großen Gottesdienst beenden. Die Veranstalter rechnen mit rund einer Million Teilnehmern an der Abschlussmesse mit dem Papst am Sonntag auf dem Flugplatz Bresso.  300.000 werden für Samstagabend zum "Fest des Zeugnisgebens" erwartet, bei dem sich der Papst einigen von den Familien vorbereiteten Fragen stellen will.

Mailand als Schauplatz des Weltfamilientreffens ist die Finanzmetropole Italiens, Mode- und Messezentrum, die Stadt des Fußballs und der großen Kunst. Der Papst, für den es gleichzeitig ein Pastoralbesuch ist, wird sich die symbolträchtigsten Orte der norditalienischen Großstadt nicht entgehen lassen: den gotischen Mailänder Dom und dessen großen Vorplatz, das Opernhaus Scala und das Fußballstadion der beiden Erstligisten AC und Inter Mailand.

Nach seiner ersten Begegnung mit der Bevölkerung am Freitagnachmittag am Domplatz, dirigiert für ihn Daniel Barenboim die 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven in der Scala.

Die erste Weltfamilientags-Veranstaltung für Benedikt XVI. findet am Samstagvormittag in dem berühmten Stadion im "San Siro"-Viertel statt: Dort soll er mit 80.000 Kindern und Jugendlichen, die sich auf die Firmung vorbereiten, zusammentreffen. Am Nachmittag ist zunächst ein Treffen mit Politikern im Bischofspalast geplant, bevor es zu den Großveranstaltungen am Flugplatz von Bresso geht. Dort wird der Papst am Abend mit Zehntausenden Familien ein "Fest des Zeugnisgebens" feiern - auf der Bühne werden unter anderem der Filmmusik-Komponist Ennio Morricone, die portugiesische Sängerin Dulce Pontes und ihre Kollegin, der israelische Star Noa, stehen.

Italien: Voraussetzung zur Familiengründung haben sich verschlechtert
Im Gastgeberland Italien haben sich durch die Wirtschaftskrise die ohnehin schwierigen Voraussetzungen zur Familiengründung weiter verschlechtert. Die Bischöfe des Landes fordern immer wieder familienfreundlichere Bedingungen. Auch der Papst kritisierte in seinem Schreiben zu dem Treffen, dass die Arbeitswelt zu sehr an Wettbewerb und Profit orientiert sei und dazu beitrage, "die Familie und die Gemeinschaft aufzulösen". Er forderte von Kirche und Politik größere Anstrengungen, um "die Anforderungen der Arbeit und ihre Zeiten mit denen der Familie zu vereinbaren".