Papst Benedikt XVI. äußert sich zu Vatileaks und kritisiert Medien

Vertrauen auf Loyalität

Nach der "Vatileaks"-Affäre hat Papst Benedikt XVI. seinen Mitarbeitern sein Vertrauen ausgesprochen. "Ich möchte mein Vertrauen in meine engsten Mitarbeiter erneuern und in alle, die mir täglich mit Treue, Opferbereitschaft und in Stille helfen, mein Amt auszuführen", sagte der Papst zum Ende seiner Generalaudienz am Mittwoch auf dem Petersplatz.

 (DR)

Die jüngsten "Ereignisse die Kurie und meine Mitarbeiter betreffend" hätten ihn traurig gestimmt, räumte Benedikt XVI. ein, der sich erstmals öffentlich zu der Affäre äußerte. Jedoch werde seine feste Überzeugung "nie getrübt", dass die Kirche trotz aller Schwäche des Menschen, der Schwierigkeiten und Prüfungen vom Heiligen Geist geführt werde und Gott sie unterstütze.



Zugleich kritisierte Benedikt XVI. unsachgemäße Darstellungen der Medien. "Von manchen Medien wurden Unterstellungen weiterverbreitet, die grundlos sind und weit über die Fakten hinausgehen". Diese hätten "ein Bild vom Heiligen Stuhl vermittelt, das nicht der Realität entspricht". Daher wolle er seinen Mitarbeitern sein Vertrauen aussprechen.



Seit Jahresbeginn waren mehrere als geheim eingestufte Vorgänge aus dem Vatikan in TV-Sendungen und Zeitungen publik geworden; der Vorgang machte als "Vatileaks" Schlagzeilen. Zuletzt erschien vor einer Woche ein Buch des TV-Journalisten Gianluigi Nuzzi mit neuen Enthüllungen und Faksimile zahlreicher Dokumente. Am vergangenen Mittwoch wurde ein Kammerdiener des Papstes, der 46-jährige Paolo Gabriele, wegen des Verdachts auf Diebstahl vertraulicher Dokumente verhaftet. Gabriele soll in Kürze vor Gericht verhört werden.



Papst betet für Erdbebenopfer in Norditalien

Bei der Generalaudienz hat Benedikt XVI. auch seine Verbundenheit mit den Opfern und Betroffenen des erneuten Erdbebens in der norditalienischen Region Emilia-Romagna bekundet. Er sei den Verletzten und allen, die unter Entbehrungen litten verbunden und wolle den Familien der Opfer sein aufrichtiges Beileid bekunden, sagte der Papst. Benedikt XVI. rief die italienische Nation zur Solidarität auf. Er hoffe, dass es zu einer baldigen Wiederaufnahme des normalen Lebens in der "so schwer geprüften" Gegend komme.



Seit Dienstagmorgen hatte eine Serie von Erdbeben die norditalienische Region zum zweiten Mal innerhalb von neun Tagen erschüttert. Bislang gibt es 16 Todesopfer und rund 350 Verletzte. Der Papst wies in seiner Ansprache darauf hin, dass unter den zahlreichen beschädigten Gebäuden auch viele Kirchen seien. Nach Zeitungsangaben sollen allein in Mantua und Umgebung rund 100 der insgesamt 300 Kirchen in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Rund Zehntausend Menschen mussten ihre Häuser verlassen.