Benedikt XVI. besucht am Montag Kuba

In heikler Mission

Ein Kardinal, der eine von Dissidenten besetzte Kirche räumen lässt, und Menschenrechtler, die sich vergeblich um ein Gespräch mit dem Papst bemühen: Bei seiner bevorstehenden Reise nach Kuba erwartet Benedikt XVI. ein heikles kirchenpolitisches Terrain.

Autor/in:
Thomas Jansen
 (DR)

Seit zwei Jahren treten die Bischöfe gegenüber dem kommunistischen Regime des Landes als Vermittler für die Freilassung politischer Gefangener auf. Und der Grat zwischen einer punktuellen Zusammenarbeit der Bischöfe mit dem Regime aus humanitären Gründen und einer Stabilisierung der bestehenden kommunistischen Herrschaft ist oft schmal.



Wie schmal, das zeigte sich zuletzt, als 13 Dissidenten am vergangenen Dienstag in Havanna die Kirche Nuestra Senora de la Caridad besetzten. Nach drei Tagen räumten Sicherheitskräfte das Gotteshaus. Der Erzbischof der Hauptstadt, Kardinal Jaime Ortega, hatte sie angefordert. Ortega ist zugleich die zentrale Figur in den Gesprächen mit der Regierung zur Freilassung politischer Gefangener.



Keine Geschenke

Dass das Regime selbst unmittelbar vor der Papstreise missliebige Bürger keineswegs mit Samthandschuhen anfasst, belegen nicht zuletzt die vorübergehenden Festnahmen von insgesamt 70 Mitgliedern der Bürgerrechtsorganisation "Frauen in Weiß". Die Gruppe besteht aus Ehefrauen, Müttern und Töchtern der 2003 während des sogenannten Schwarzen Frühlings zu teils langjährigen Haftstrafen verurteilten 75 Dissidenten. Die "Damas de Blanco" baten die Erzdiözese Havanna um ein Gespräch mit dem Papst - vergeblich. Vatikansprecher Federico Lombardi sagte am Freitag, es werde während der Reise kein Gespräch des Papstes mit Dissidenten geben. So hatte es auch schon sein Vorgänger Johannes Paul II. 1998 bei seinem historischen Besuch gehalten.



Von politischen Geschenken für den Papst spricht mittlerweile niemand mehr. Noch im Dezember war angesichts einer Generalamnestie für 2.900 Häftlinge, unter ihnen auch einige Dissidenten, von einem "Weihnachtsgeschenk" für den Papst die Rede gewesen - zumal Staatspräsident Raul Castro die Entscheidung rund zwei Wochen nach der päpstlichen Ankündigung der Reise bekanntgab. Kuba verwahrte sich damals allerdings gegen eine solche Interpretation. Es handele sich um einen normalen humanitären Akt der Regierung, so der Botschafter des Landes beim Heiligen Stuhl.



Kleine "Geschenke" oder zumindest wohlwollende Gesten waren in den vergangenen Wochen auch von vatikanischer Seite zu verzeichnen: eine kurze Notiz über den Parteitag der Kommunisten auf Kuba im "Osservatore Romano" etwa oder immerhin drei Interviews mit dem kubanischen Botschafter beim Heiligen Stuhl in vatikanischen Medien. Von Menschenrechtsverletzungen war darin keine Rede.



Trifft er Castro?

Die größten Spekulationen vor dem Besuch gelten allerdings einem anderem Treffen, das im offiziellen Programm ebenfalls nicht vorgesehen ist: einer möglichen Zusammenkunft des Pontifex Maximus mit dem "Maximo Lider", Fidel Castro. Eine solche Begegnung sei möglich, bislang aber nicht vorgesehen, teilten unisono die Kubanische Bischofskonferenz und der Vatikan mit. Der 85 Jahre alte Castro ist gesundheitlich stark angeschlagen und seit längerem nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten.



Glaubt man Kubas Botschafter beim Heiligen Stuhl, dann besitzt die katholische Kirche im Land mittlerweile alle Rechte und Freiheiten. Da das Thema Religionsfreiheit Benedikt XVI. besonders am Herzen liegt, dürfen seine Äußerungen zur Lage der Kirche auf Kuba mit Spannung erwartet werden. Bislang hatte er sich etwa anlässlich eines Besuches der kubanischen Bischöfe in Rom oder des Antrittsbesuchs des kubanischen Botschafters eher zurückhaltend zu dem Thema geäußert. Zuhören werden dem Papst auf Kuba immerhin auch die Kommunisten - und zwar mit "Respekt", wie die Zeitung "Granma", das Organ des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei, ankündigte.