Kubas Opposition pocht auf ein Treffen mit Papst Benedikt XVI.

Jede Menge politischer Zündstoff

Kubas Regimekritiker geben nicht klein bei: Die Opposition pocht genau eine Woche vor dem Besuch von Papst Benedikt XVI. auf der kommunistisch regierten Karibik-Insel auf ihr Recht, das Kirchenoberhaupt zu treffen. Das bringt vor allem die kubanische Kirche in eine Zwickmühle.

Autor/in:
Tobias Käufer
 (DR)

Sie sieht sich nicht als Vertreter der Opposition, aber auch nicht als Kollaborateur der Regierung von Staatspräsident Raul Castro. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, besetzte eine Gruppe von 13 Oppositionellen in dieser Woche eine Kirche des Erzbistums von Havanna und gab an, das Gotteshaus erst dann verlassen zu wollen, wenn ihnen zugesagt werde, dass sie ihre Forderungen nach tiefgreifenden Reformen dem Kirchenoberhaupt persönlich vortragen dürfen. Diese Forderung schwächten sie inzwischen jedoch ab. Ein persönliches Treffen mit Benedikt XVI. sei nicht mehr das vordringliche Ziel. Es genüge, wenn sich der Papst ihren Forderungen als Vermittler annehmen würde.



Das Erzbistum Havanna verurteilte den Vorfall scharf. Niemand habe das Recht, Kirchen in Schützengräben eines politischen Krieges zu verwandeln und die spirituelle Vorfreude der Kubaner auf den Besuch von Papst Benedikt XVI. zu stören, hieß in einer Erklärung. Auch die Bürgerrechtsorganisation "Frauen in Weiß" hofft auf ein Treffen mit dem Papst. "Und wenn es nur eine Minute ist", erklärte Sprecherin Bertha Soler. In einer in dieser Woche verbreiteten Videobotschaft äußerten die Ehefrauen und Mütter politischer Gefangener die Hoffnung, dass sich Benedikt XVI. für ein Ende der Repressalien gegen die Opposition einsetzen werde. Zugleich kritisierte Soler, die kubanischen Sicherheitskräfte wollten eine Teilnahme der "Frauen in Weiß" an einem Papst-Gottesdienst mit allen Mitteln verhindern.



Ähnlich äußerte sich Sacharow-Preisträger Guillermo Farinas. In einem offenen Brief forderte er den Papst auf, "Nähe zu den Opfern des seit 53 Jahren herrschenden Systems" zu demonstrieren. Die Aufgabe des Bischofs von Rom sei es, auf der Seite der Opfer und nicht auf der Seite der Täter zu stehen, schrieb Farinas, der als einer der prominentesten Regimekritiker Kubas gilt.



Erzbistum warnt vor zu hohen Ansprüchen

Bislang gibt es aus dem Vatikan keinen Hinweis darauf, dass sich Benedikt XVI. in Kuba mit Vertretern der Opposition treffen wird. Allerdings erklärte Erzbischof Thomas Wenski von Miami, der Hochburg der Exil-Kubaner, in einem Gespräch mit der Tageszeitung "El nuevo Herald", es sei nicht besonders schlau, ein solches Treffen im Vorfeld anzukündigen. Die kubanische Regierung sei in der Lage, die Dissidenten dann innerhalb kürzester Zeit "500 Meilen weit weg" zu bringen.



Orlando Marquez, Sprecher des Erzbistums von Havanna, warnte unterdessen vor zu hohen Ansprüchen an die Kirche als Hilfsmotor der Opposition. "Es gibt sicher ein Risiko, denn das Fehlen von unabhängigen Institutionen oder Parteien kann die Kirche in eine Rolle drängen, die sie gar nicht ausfüllen kann", gab er zu bedenken.



In einigen lateinamerikanischen Medien wird spekuliert, dass das Kirchenoberhaupt bei einem möglichen Treffen mit dem mittlerweile greisen Revolutionsführer Fidel Castro dessen Exkommunizierung zurücknehmen könnte. Papst Johannes XXIII. (1958-1963) hatte wegen Castros brutalen Vorgehens gegen die Kirche in den Nachwehen der Revolution die Exkommunizierung ausgesprochen. Ein direktes Treffen des Papstes mit Castro hänge allerdings vom Gesundheitszustand des ehemaligen Staatschefs ab, heißt es. Die drei Tage auf Kuba versprechen also jede Menge politischen Zündstoff.



Papst Benedikt XVI. wird am 26. März auf Kuba erwartet. Unter anderem stehen Besuche in Santiago de Cuba und Havanna auf dem Programm. Der erste und bisher einzige Papstbesuch im sozialistischen Kuba fand im Januar 1998 durch Johannes Paul II. (1978-2005) statt.