Papst feiert erste Messe mit neuen Kardinälen

Eine noch größere Verfügbarkeit für Christus und die Weltkirche

Papst Benedikt XVI. hat am Sonntag eine erste gemeinsame Messe mit den 22 neuen Kardinälen gefeiert. Mit dem Gottesdienst im Petersdom setzte er die Feierlichkeiten des Konsistoriums zur Kreierung der neuen "Senatoren der Kirche" fort.

Autor/in:
Gregor Krumpholz
 (DR)

Die neuen Kardinäle aus 16 Ländern, unter ihnen der Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki (55) und der aus Köln stammende Jesuit Karl Josef Becker (83), stiegen vor dem Papst die Stufen zum Altar hinauf. Benedikt XVI. selbst betrat die Vatikanbasilika auf einer fahrbaren Plattform.

Das Kirchenoberhaupt unterstrich in seiner Predigt, die Berufung ins Kardinalskollegium bedeute für die neuen Purpurträger eine höhere Verantwortung, eine noch größere Verfügbarkeit für Christus und die Weltkirche. Die Ernennung sei Ausdruck der Wertschätzung für das "großzügige und weise Wirken" der Kandidaten in der Leitung wichtiger Diözesen oder vatikanischer Kurienbehörden. Zugleich sei es eine Ehrung der Gemeinschaften und Nationen der neuen Kardinäle.

Alles in der Kirche sei auf dem Glauben gegründet, betonte der Papst: auf die Sakramente, die Liturgie, auch auf Recht und Autorität. Die Kirche regele sich nicht in autonomer Weise; sie gebe sich nicht selbst ihre Ordnung, sondern empfange sie vom Wort Gottes.

Zugleich verwies Benedikt XVI. auf die Bedeutung des Papstamtes für die Kirche. Es bedeute einen "Primat in der Liebe im eucharistischen Sinn", einen fürsorglichen Einsatz für die weltweite Gemeinschaft der Kirche in Christus. Die Eucharistie sei "eine Garantie dafür, dass diese dem Kriterium der Glaubensüberlieferung treu bleibt". Somit sei der Stuhl des heiligen Petrus "der Thron der Wahrheit, der seinen Ursprung aus dem Auftrag Christi" beziehe.

Weiter betonte Benedikt XVI. die Gemeinschaftsorientierung des Glaubens. "Ein egoistischer Glaube wäre ein unwahrer Glaube", so der Papst. Wer an Christus glaube, werde seinerseits fähig, nach der "Logik des Schenkens" zu leben.

Kardinal Woelki gegen stärkere Trennung von Staat und Kirche
Der neuernannte Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki hat die Kooperation von Staat und Kirchen verteidigt. "Das starke soziale Engagement der katholischen Kirche wäre ohne die Besonderheiten des deutschen Staatskirchenrechts und des deutschen Sozialstaates nicht vorstellbar", sagte der Erzbischof am Samstagabend in Rom nach seiner Aufnahme ins wichtigste Beratergremium des Papstes.

Zwar sehe das Grundgesetz eine Trennung von Staat und Kirche vor, und beide seien in ihren Bereichen frei und unabhängig voneinander, betonte Woelki. Zugleich arbeiteten sie aber auch partnerschaftlich zusammen. Dass der Staat die Religionsgemeinschaften bei ihren gesellschaftlichen Aufgaben unterstütze, sei ein Signal, dass er "diesen Grundauftrag anerkennt und wertschätzt", so der Kardinal. Aus SPD, Linkspartei, Grünen und FDP gibt es immer wieder Forderungen nach einer stärkeren Trennung von Staat und Kirche.

Woelki bezeichnete das politische Engagement der Kirchen und ihrer Wohlfahrtsverbände als eine "unverzichtbare Aufgabe". "Die neuen gesellschaftlichen Aufgaben können wir nicht ausblenden", mahnte er. "Wir müssen uns als Kirche dafür einsetzen, dass Achtung und Ehrfurcht vor der Würde der Menschen - sei er alt oder jung, gesund oder krank, im Arbeitsleben stehend oder seine ganze Energie der Familie widmend - trotz aller ökonomischen Zwänge gewahrt bleiben". Dazu gehöre das entschiedene Eintreten für das eigenständige Lebensrecht des ungeborenen Kindes und besonders auch von Kindern mit Behinderung.

Kölner Karnevalsorden für neue Kardinäle
Der Berliner Erzbischof sprach bei einem Empfang des deutschen Botschafters beim Heiligen Stuhl, Reinhard Schweppe. Dort gab es auch höchste Kölner Karnevalsehren für die neuen deutschen Kardinäle in Rom. Die stellvertretende Bürgermeisterin der Domstadt, Elfi Scho-Antwerpes (SPD), überreichte neben den gebürtigen Kölnern Woelki und Becker auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit den Orden des Kölner Oberbürgermeisters. Wowereit nahm zu Ehren Woelkis von Freitag bis Sonntag an den Feiern der Kardinalserhebung teil.

Der Empfang des deutschen Botschafters beim Heiligen Stuhl, Reinhard Schweppe aus Westfalen, für die neuen Kardinäle und die Kardinalsfamilien war auch über die Ordensverleihung hinaus von rheinischem Brauchtum geprägt. Nach den offiziellen Reden setzte sich Woelkis früherer Musiklehrer aus Köln-Höhenhaus an den Flügel der Residenz. Zuvor überreichte er dem Kardinal einen rot-weißen Schal mit dem Kölner Motto der närrischen Saison "Jedem Jeck en Pappnas". Bei liebevoll arrangierten urkölschen Liedern stimmten zahlreiche Gäste, Rheinländer, Berliner, aber auch Römer mit ein.

Aus der Kardinalsfamilie erhielt Woelki einen weiteren rot-weißen Schal, eine rote Nase sowie Konfetti. Dass es in der Botschaft kein Kölsch, sondern lediglich, wie üblich, Memminger Bier gab, tat der Stimmung keinen Abbruch.

Der hochgebildete und polyglotte Kardinal Becker hatte bereits am Mittag nach dem eigentlichen Konsistorium darauf verwiesen, seine Muttersprache sei Kölsch. "Deutsch ist die erste Fremdsprache, die ich gelernt habe", meinte er in unverkennbarem Idiom.