Die Titelkirchen der neuen deutschen Kardinäle

"San Giovanni Maria Vianney" und "San Giuliano Martire"

Als Titelkirche hat Papst Benedikt XVI. dem neuen Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki die römische Pfarrei "San Giovanni Maria Vianney" im östlichen Außenrandbezirk Borghesiana. Für die dem Pfarrer vor Ars gewidmete Kirche eine Premiere.

 (DR)

Die Gemeinde an der römischen Ausfallstraße Via Casilina entstand in den frühen 1950er Jahren und zählt heute 18.000 Gläubige. Offiziell als Pfarrei errichtet wurde "San Giovanni Maria Vianney" per Dekret im Jahr 1963. Das moderne Gotteshaus, das mit dem leicht geschwungenen Dach etwas an die Form eines Zeltes erinnert, wurde im Jahr 1990 anstelle eines früheren Behelfsbaus erbaut. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) hatte der Gemeinde 1983 einen Pastoralbesuch abgestattet. Die dem Pfarrer von Ars geweihte Kirche ist zum ersten Mal Titelkirche eines Kardinals.



Die Zuweisung einer römischen Titelkirche oder Titeldiakonie erinnert an die alte Praxis, nach der die Päpste früher vom Klerus der Stadt Rom gewählt wurden. Mit der Aufnahme ins Heilige Kollegium werden die neuen Kardinäle daher zugleich formell auch Pfarrer oder Diakone in Rom.



"San Giuliano Martire" für Jesuiten Becker

Dem deutschen Jesuiten-Kardinal Karl Josef Becker (83) hat Papst Benedikt XVI. ebenso wie dem neuen Berliner Kardinal eine moderne Kirche am Stadtrand Roms als Titelsitz zugewiesen. Becker erhielt als Titel-Diakonie die Gemeinde "Giuliano Martire" (Julian der Märtyrer). Die Pfarrei, die an der nach Norden führenden Ausfallstraße Via Cassia, wurde 1980 gegründet, die Kirche 1995 eingeweiht. Zwei Jahre später, am 2. März 1997, stattete Papst Johannes Paul II. (1978-2005) der jungen Gemeinde einen Besuch ab.



Der aus Dalmatien stammende Julian bekehrte sich in Italien zum Christentum und starb unter Kaiser Antoninus Pius (131-61) als Märtyrer. Während er von dem Präfekten der Campania, Flavianus, befragt und gefoltert wurde, stürzte der Legende nach der Serapis-Tempel samt dem Götzenbild ein. Julian wurde daraufhin der Magie beschuldigt und in den Ruinen des Tempels enthauptet. Sein Grab wird in der Kathedrale von Sora in Latium verehrt.



Die Bindung der Kardinäle an ihre römischen Kirchen beschränkt sich in der Regel auf gelegentliche Gottesdienste, die der Titelherr mit der Gemeinde feiert. Für die normale Seelsorgearbeit wie Messefeiern, Taufen oder Kommunionunterricht ist weiterhin der Gemeindepfarrer mit seinen Kaplänen zuständig. Pfarrer von Woelkis Gemeinde ist Msgr. Marco Gandolfo. Mitunter ergeben sich aber engere Kontakte bis hin zu Patenschaften.