22 neue Würdenträger im "Kirchensenat"

Rom feiert seine neuen Kardinäle

Wenige Feiern des Vatikan demonstrieren so sehr die Universalität der Kirche wie ein Konsistorium. Bei einem festlichen Zeremoniell im Vatikan hat Papst Benedikt XVI. am Samstag 22 Persönlichkeiten in das Kardinalskollegium, sein wichtigstes Beratergremium, aufgenommen. Darunter zwei aus Köln.

Autor/in:
Johannes Schidelko
2012: Papst Benedikt XVI. kreiert Erzbischof Woelki zum Kardinal (KNA)
2012: Papst Benedikt XVI. kreiert Erzbischof Woelki zum Kardinal / ( KNA )

Er kreierte zehn Kurienkardinäle, acht Bischöfe bedeutender Diözesen von New York über Berlin bis Hongkong, sowie vier ältere Theologen, die er für ihr Lebenswerk ehrte. Zwei Deutsche sind darunter: Der neue Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki (55) und der aus Köln stammende Jesuit Karl Josef Becker (83). Mit 213 Mitgliedern ist der "Senat" der Kirche damit auf einem Allzeithoch. Von ihnen könnten jedoch nur die 125, die das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, an einer Papstwahl teilnehmen - dem höchsten Privileg der Kardinäle.

Die Diskussionen und Dissonanzen der vergangenen Tage blieben bei dem Fest im Petersdom außen vor. Orgelklänge, Chorgesänge, aber auch die erst vor kurzen für das päpstliche Zeremoniell wiederentdeckten "Silbertrompeten" umrahmten den Gottesdienst. Gemeinsam sprachen die Kardinäle das Glaubensbekenntnis und legten den Treueeid auf Glauben, Kirche und den Papst ab. Einzeln, in der Reihenfolge ihrer Ernennung, knieten sie vor dem Pontifex nieder, der ihnen den Zucchetto (das Scheitelkäppchen) und das Kardinalsbirett aufsetzte. Danach steckte er ihnen den Ring mit dem eingravierten Bild der Apostelfürsten Petrus und Paulus an den Finger und wies ihnen nach altem Brauch eine römische Titelkirche zu. Kardinal Woelki machte er damit formell zum Pastor der "Pfarrer-von-Ars"-Gemeinde im östlichen Außenbezirk Roms. Becker wurde Diakon in der Pfarrei "Julian der Märtyrer", ebenfalls ein modernes Gotteshaus am Rand der Ewigen Stadt.

Deutsche Delegation gratuliert
Mit ihrer Ernennung seien die neuen Kardinäle in die vom Papst geführte Kirche Roms eingegliedert, "um in der Leitung der Weltkirche eng mit ihm zusammenzuarbeiten", sagte Benedikt XVI. in seiner Predigt. In besonderer Weise seien sie ebenso mit der Weltkirche verbunden, deren Angelegenheiten, Probleme und pastoralen Kriterien sie künftig in neuer Weise beobachten und beurteilen müssten. Kardinäle müssten der Kirche mit Liebe und Kraft dienen, "mit der Klarheit und der Weisheit der Lehrmeister, mit der Energie und der Stärke der Hirten, mit der Treue und dem Mut der Märtyrer". Sie müssten "herausragende Diener der Kirche" sein, die in Petrus das sichtbare Fundament der Einheit finde, unterstrich der Papst weiter. Und in diesem Dienst müssten sie sich einzig an Christus orientieren, auch wenn seine Logik und die Logik der Welt nicht immer übereinstimmten.

Erste Gratulanten der neuen Würdenträger waren die übrigen Kardinäle, die ihre Mitbrüder im exklusivsten Kreis der Kirche willkommen hießen. Aber auch die Kardinalsfamilien und die offiziellen Delegationen schlossen sich an. Neben Angehörigen, Freunden und Mitarbeitern waren auch Delegationen aus den Herkunftsländern angereist, meist auf Minister-Ebene. In der ersten Reihe des Petersdoms saß Italiens Ministerpräsident Mario Monti, aus dessen Land gleich sieben neue Kardinäle kommen. Die deutsche Delegation führte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) an.

Beginn einer Reihe von Feiern
Aktuelle Vorgänge wie die Indiskretionen oder die Spekulationen um Machtkämpfe an der Kurienspitze spielten beim Konsistorium keine Rolle, allenfalls in Gesprächen am Rand. Wer wollte, konnte die generellen Äußerungen des Papstes zum Amtsprofil eines Kardinals, zu dem Treue zum Papst und geeinte Geschlossenheit gehörten, auch in diese Richtung deuten. Und auch der Rücktritt von Bundespräsident Christian Wulff kam allenfalls in Anfragen ausländischer Mitbrüder an die deutschen Kardinäle zur Sprache.

An das Konsistorium im Petersdom schloss sich eine Reihe von Feiern an. Die Deutsche Bischofskonferenz gab einen Empfang für die beiden deutschen Purpurträger im Priesterkolleg am Campo Santo Teutonico. Botschaften überall in Rom organisierten Feiern für die Würdenträger ihrer Länder. Am Nachmittag öffnete dann der Vatikan seine Tore. Unter den Renaissancefresken oder vor der modernen Auferstehungs-Skulptur der Audienzhalle nahmen die neuen Kardinäle Glückwünsche entgegennehmen. Am Sonntag will der Papst mit den neuen Kardinälen eine Messe im Petersdom feiern. domradio.de überträgt wieder live in Bild und Ton - diesmal ab 9:20 Uhr.


Papst Benedikt XVI. kreiert Erzbischof Woelki zum Kardinal (KNA)
Papst Benedikt XVI. kreiert Erzbischof Woelki zum Kardinal / ( KNA )