Papst erinnert an Sinn von Weihnachten

Nicht käuflich

Gegen eine oberflächliche Vorbereitung auf Weihnachten hat sich Papst Benedikt XVI. gewandt. "Denkt nicht nur an die Dinge, die man kaufen soll", sagte das Kirchenoberhaupt am Sonntag auf dem Petersplatz. Christen sollten sich im Advent auf die Geburt Christi vorbereiten, ohne sich zu sehr ablenken zu lassen.

 (DR)

Die derzeitige Wirtschaftskrise sollte nicht die Weihnachtsfreude der Christen trüben. Angesichts der Krise fielen die kommerziellen Weihnachtsbotschaften diesmal verhaltener aus, sagte der Papst vor mehreren tausend Besuchern auf dem Petersplatz. Die Christen sollten sich im Advent auf die Geburt Christi vorbereiten, ohne sich zu sehr von den vielen Lichtern ablenken zu lassen. Echte Freude bestehe nicht in oberflächlicher Unterhaltung und Zerstreuung, die letztlich eine Flucht vor Verpflichtungen und Verantwortung sei.



Natürlich seien in der Hektik und den Anstrengungen des Alltags Erholung, Ruhe und Entspannung wichtig. Echte Freude sei aber letztlich an die Beziehung zu Gott gebunden und "nicht ein einfaches vorübergehendes Empfinden". Man könne sie nicht mit eigenen Anstrengungen erreichen, so der Papst; es handele sich vielmehr um "ein Geschenk, das aus der Begegnung mit der lebendigen Person Jesu entsteht".



Benedikt XVI. hat am Sonntag auch die Krippenfiguren römischer Kinder gesegnet. Es waren mehrere tausend Kinder römischer Schulen und Pfarrgemeinden gekommen, die Figuren des Jesuskindes mitgebracht hatten. Zu Weihnachten werden diese Figuren in die heimische Krippe gelegt. "Liebe Kinder, erinnert euch auch an mich, wenn ihr zu Weihnachten vor eurer Krippe betet, so wie ich mich an euch erinnere", sagte der Papst unter dem Jubel der Kinder.



Papst besucht römische Pfarrei

Der Papst hat am Sonntag zudem eine Pfarrei im Nordosten Roms besucht. Zum dritten Adventssonntag feierte er mit der 1985 gegründeten Gemeinde Santa Maria delle Grazie im Außenstadtbezirk Casal Boccone den Gottesdienst. Bei seiner Ankunft wurde er von Kardinalvikar Agostino Vallini, dem Pfarrer sowie den Kindern der nahen Grundschule begrüßt. Das Viertel außerhalb des römischen Autobahnrings "Raccordo anulare" wurde in den 60er Jahren rund um einen älteren Ortskern ausgebaut. In den Neubauten leben rund 10.000 Menschen, meist junge Familien, darunter viele Ausländer. Die Gemeinde hatte erst im vergangenen Jahr eine eigene Kirche samt Pfarrzentrum bekommen.



In seiner Predigt rief Benedikt XVI. die Gläubigen auf, "im Dunkel der heutigen Zeit" Zeugen des Lichts zu sein. Die Städte schienen heute oft wie Wüsten. Gott sei jedoch immer bei den Menschen, auch wenn er abwesend scheine. Der Papst appellierte an die Christen:

"Überwindet die Grenzen des Individualismus, der Verschlossenheit auf sich selbst, den Reiz des Relativismus, der jegliches Verhalten zu erlauben scheint." Der Glauben sei ein Geschenk Gottes, aber er erwarte von den Gläubigen eine Antwort und eine Entscheidung zur Christus-Nachfolge.



Ausdrücklich forderte Benedikt XVI. die Gemeinde zur Hilfe für Menschen in schwieriger Lage auf. Viele Ausländer und Einwanderer seien in das Stadtviertel gezogen; sie bräuchten materielle, aber auch geistige Unterstützung. Insbesondere rief der Papst die Kinder und Jugendlichen auf, sich um ihre Altergenossen im Bereich der Gemeinde zu kümmern.



Media Markt weiter in der Kritik

In Deutschland sorgt derzeit eine Kampagne der Handelskette Media Markt für Kritik. Im Internet wurden Protestaktionen gestartet.

Mehrere Bischöfe forderten einen Stopp der Werbekampagne "Weihnachten wird unterm Baum entschieden". Nicht der Baum und die Geschenke seien "entscheidend für Weihnachten, sondern die Geburt Christi", sagte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick. Für viele Menschen sei die "Ware Weihnacht" nicht die "wahre Weihnacht".



Der Erzbischof nannte die Erklärung einer Media Markt-Sprecherin nicht überzeugend, wonach es dem Unternehmen fernliege, religiöse Symbole herabzuwürdigen. Die Media-Saturn-Holding habe schon mit dem Werbespruch "Geiz ist geil" eine der nach christlichem Verständnis zentralen Sünden als Werbezugpferd missbraucht.



Auch der Münchner Weihbischof Wolfgang Bischof forderte, das "unwürdige und beleidigende Schauspiel unverzüglich" zu beenden. Die Werbung reduziere eines der höchsten Feste der Christenheit auf einen Konsumwettbewerb, dessen vermeintliche Entscheidungsschlacht am Heiligen Abend geschlagen werde.



Der Pressesprecher der Evangelischen Kirche im Rheinland, Jens Peter Iven, sagte: "Weihnachten wird tatsächlich unterm Baum entschieden - da steht bei uns in der Kirche die Krippe mit dem Kind, das Freude und Liebe bringt."



Eine Facebook-Gruppe der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) sammelte unter dem Motto "Weihnachten wird an der Krippe entschieden" im Internet bislang 16.000 Unterschriften.