Benedikt XVI. besucht Benin

Zwischen Tradition und Moderne

Mit einem eindringlichen Appell für einen behutsamen Übergang in die Moderne hat Papst Benedikt XVI. seinen dreitägigen Afrikabesuch begonnen. Weder dürfe man die Vergangenheit und die Tradition vergessen, noch dürfe man Angst vor der Moderne haben, betonte er am Freitagnachmittag bei der Ankunft auf dem Flughafen von Benins Metropole Cotonou.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Unbedingt müsse man aber die Plagen vermeiden, unter den gerade der Schwarze Kontinent ganz besonders

leidet: Bedingungslose Unterwerfung unter die Marktgesetze, Nationalismus, blutige Stammeskonflikte, eine Politisierung interreligiöser Spannungen und die Auflösung kultureller, ethischer und religiöser Werte.



Nach dem zurückhaltend-freundlichen Empfang in Deutschland wurde Benedikt XVI. auf afrikanischem Boden mit lautstarker Freude und Herzlichkeit begrüßt. Tausende säumten die Straßen der Wirtschafts-Metropole Cotonou, als er im Papamobil zur Kathedrale fuhr. Das feuchtheiße Tropenklima, in das der Papst nach dem sechsstündigen Flug aus dem kalten Rom kam, machte ihm sichtlich zu schaffen. Aber entspannt und erfreut bedankte er sich für die Begrüßung.



Der Übergang zur Moderne müsse sich in Afrika auf sichere Kriterien und anerkannte Tugenden stützen, mahnte der Papst. Und dazu gehörten vor allem die Menschenwürde, der Wert der Familie und der Respekt gegenüber dem Leben. Die Kirche leiste ihren besonderen Beitrag zum Gemeinwohl, insbesondere durch ihre Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen, versicherte der Papst.



Dritter Papstbesuch

Es ist der zweite Besuch von Benedikt XVI. in Afrika, und es ist der dritte Besuch eines Papstes in Benin. Er habe das kleine westafrikanische Land für den feierlichen Abschluss der Afrikasynode ausgewählt, weil es in politischer wie in religiöser Hinsicht ein Vorbild für Afrika sei. Während in manchen Nachbarländern gekämpft werde und Kirchen in Flammen aufgingen, gebe es in Benin eine vergleichsweise stabile Demokratie und Religionsfreiheit, sagte der Papst vor Journalisten auf dem Flug von Rom nach Benin.



Der Papst sprach dabei auch von den Herausforderungen durch Sekten und Pfingstkirchen, denen die Katholiken ihre überzeugende Botschaft entgegenstellen müssten. Zudem kritisierte der Papst, dass den guten Absichten und großen Worten der vielen Afrika-Konferenzen nur wenig Taten folgten. Das Thema "Aids", spielte dieses Mal während der Pressekonferenz auf dem Hinflug anders das bei der ersten Afrikareise vor zwei Jahren keine Rolle.



Benedikt XVI. nannte aber auch noch einen weiteren, fast persönlichen Grund für die Wahl des Reiseziels Benin. Er wolle am Grab seines Freundes und Weggefährten Bernardin Gantin (1922-2008) beten. Beide kennen sich, seit Gantin 1977 an der Bischofsweihe Ratzinger in München teilnahm. Wenige Wochen später wurden beide gleichzeitig Kardinal. Als Ratzinger nach Rom ging, gehörten er und der Schwarzafrikaner zu den engsten Mitarbeitern von Papst Johannes Paul II. Gantin war dann Ratzingers Vorgänger als Dekan des Kardinalskollegiums. Ein enger Freund, ein vorbildlicher Kirchenmann und großer afrikanischer Bischof, hob der Papst hervor.



Großes Programm am Samstag

Nach dem anstrengenden Flug absolvierte Benedikt XVI. am Freitag in Benin nur noch ein kurzes Programm. Er besuchte die Kathedrale von Cotonou und betete dort am Grab eines anderen großen Kirchenmanns von Benin, Isidore de Souza (1934-1999). Dieser frühere Erzbischof war Anfang der 1990er Jahre als Präsident des Nationalrates maßgeblich am friedlichen Übergang seines Landes zu Demokratie beteiligt.



Nach diesem kurzen Besuch zog sich der 84-jährige Papst in die Nuntiatur zurück, wo er während seines Aufenthaltes wohnt. Am Samstag steht ein großes Programm bevor. Er stattet dem Staatspräsidenten einen Besuch ab, hält eine Rede vor Politikern, Diplomaten und Religionsführern. Anschließend reist er ins 40 Kilometer entfernte Ouidah, um das Schlussdokument der Synode zu unterzeichnen. Dieses 150-seitige Dokument ist das Programm für den Kurs der Kirche Afrikas in den nächsten Jahrzehnten.