Papst schwört Religionsführer aus Israel auf Frieden ein

Erneut ein "historischer" Religionsgipfel

Zwei Wochen nach dem großen Friedensgipfel von Assisi hat Papst Benedikt XVI. zu einem weiteren interreligiösen - und kaum weniger delikaten - Treffen in Sachen Krisenbewältigung eingeladen. In Sonderaudienz empfing er am Donnerstag die Religionsführer einer akuten Krisenregion, den Israelischen Religionsrat, den er auf einen gemeinsamen Einsatz für Frieden, Dialog und Gerechtigkeit einschwor.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Und die rund 30 Spitzenvertreter von Christen, Juden, Muslimen und Drusen äußerten anschließend die Ansicht, dass auch dies ein "historisches" Treffen gewesen sei. Mit Nachdruck forderte Benedikt XVI. die Religionsführer auf, sich für ein Klima von Verständnis und Respekt einzusetzen, das zu Freundschaft und solidem Vertrauen führe. In diesen unruhigen Zeiten hätten die Religionen die Möglichkeit und deren Führungspersonen die Pflicht, ihre Gläubigen zu Dialog und Offenheit und zur Zusammenarbeit für Gerechtigkeit, Wahrheit, Liebe und Freiheit anzuhalten. Das verlange Mut und Visionen, unterstrich der Papst - ganz besonders für das leidgeprüfte Heilige Land, wo das Leben an den Stätten mit ihren geheiligten Traditionen und Erinnerungen voller täglicher Schwierigkeiten sei.



Die Delegation war hochkarätig besetzt. Neben dem Jerusalemer Oberrabbiner Yonah Metzger saßen das Oberhaupt der Imame in Israel, Kiwan Mohammad, und Drusenführer Tarif Mouafak. Die Christen waren durch den Lateinischen Patriarchen Fouad Twal und Franziskaner-Kustos Pierbattista Pizzaballa vertreten. Auch Bischöfe der Melkiten und Maroniten, von Anglikanern und Syrern nahmen teil.



Verpflichtung zum Frieden und gegen Gewalt

In einer gemeinsamen Erklärung zum Papsttreffen bekräftigten die Religionsführer ihrerseits ihre Verpflichtung zum Frieden und gegen

Gewalt: "Wir unterstreichen unsere Verpflichtung für die Heiligkeit des menschlichen Lebens und weisen Gewalt zurück, insbesondere wenn sie im Namen der Religion verübt wird", heißt es darin. Ferner bekundeten sie ihre Pflicht, die nachfolgende Generation in diesem Sinne zu erziehen und sie von der Beleidigung religiöser Gefühle anderer abzuhalten. Sie versicherten den Schutz der religiösen Stätten; der einzigartige Charakter der Heiligen Stätten müsse garantiert und ihr Zugang für jedermann offen sein.



Die Papstaudienz für den Israelischen Religionsrat erinnerte in vielem an das Treffen von Assisi. Benedikt XVI. wiederholte seine Aussage zu den beiden Formen heutiger Gewalt: der Gewalt im Namen der Religion und der Gewalt durch die Leugnung der Existenz Gottes.



Ursprünglich waren der Rom-Besuch und die Papstaudienz des Religionsrates bereits für Februar geplant gewesen. Wegen eines Streiks im Jerusalemer Außenministerium, das die Initiative koordinierte, musste sie jedoch verschoben werden.



Der besonderen Zusammensetzung der Audienzteilnehmer trug auch das vatikanische Protokoll Rechnung. Ausnahmsweise gab es nicht nur ein Grußwort an den Papst, sondern vier: Je ein Vertreter von Judentum, Islam, Christentum und Drusen dankte Benedikt XVI. für die Einladung und stellte ihm seine Gemeinde vor - in sehr allgemeiner Form.



"Niederträchtige" Pläne Irans

Erst bei der anschließenden Pressekonferenz kamen auch konkrete Probleme zur Sprache. Oberrabbiner Metzger äußerte auf eine Frage hin die Sorge über die Bedrohung Israels durch die "niederträchtigen" Pläne Irans, die die Welt stoppen müsse. Er erinnerte daran, dass die Welt geschwiegen habe, als in der Reichspogromnacht Synagogen brannten. Ein Muslim-Vertreter verwies auf den jüngsten Brandanschlag auf eine Moschee in Nord-Galiläa. Und der melkitische Erzbischof Elias Chacour betonte, dass es Zeit nicht nur für Frieden innerhalb Israels, sondern auch für eine Aussöhnung zwischen Israel und den Palästinensern sei.



Besondere Beachtung fand schließlich die Ansprache von Imam Kiwan Mohamad. Er verband seinen Hinweis auf den Islam als Friedensreligion mit einer Einladung an den Papst zu einer zweiten Reise ins Heilige Land: "damit wir mit Ihrer Hilfe in Frieden leben, wie andere Nationen der Welt". Über eine Reaktion des Papstes wurde zunächst nichts bekannt.