Papst Benedikt XVI. besucht Deutschland - domradio.de überträgt live in Bild und Ton

Willkommen zu Hause, Heiliger Vater!

Papst Benedikt XVI. ist zum viertägigen Besuch in seiner deutschen Heimat eingetroffen. Die Sondermaschine mit dem 84-jährigen Kirchenoberhaupt landete am Donnerstagvormittag auf dem Flughafen Berlin-Tegel. Auf dem Flug nach Berlin sagte der Papst, er freue sich auf den Besuch. Zugleich äußerte er Verständnis für Proteste: "Wenn die Demonstrationen friedlich verlaufen, ist nichts gegen sie einzuwenden."

 (DR)

Die Reise ist der erste offizielle Besuch von Benedikt XVI. in seiner deutschen Heimat. 2005, wenige Monate nach seiner Wahl, hatte er den Weltjugendtag in Köln besucht. Eine Reise nach Bayern ein Jahr später galt als privater Besuch.



Auf dem militärischen Teil des Flughafens Tegel wurde der Papst unter anderem von Bundespräsident Christian Wulff mit seiner Frau Bettina und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie zahlreichen Mitglieder des Bundeskabinetts willkommen geheißen. Die offizielle Begrüßung Benedikts mit militärischen Ehren war anschließend im Berliner Schloss Bellevue vorgesehen.



Gemeinsame Aufgabe, Ideen und Wahrheiten zu verkünden

Der Papst sagte auf dem Hinflug, Opposition gegen die katholische Kirche habe in Deutschland eine lange Geschichte. Die Reformation habe Kontraste noch verschärft. Heute hätten Katholiken und Protestanten die gemeinsame Aufgabe, Ideen und Wahrheiten zu verkünden. Die Gemeinsamkeiten zwischen katholischen und evangelischen Gläubigen seien heute ein "Grundelement", auch wenn sie getrennt seien.



Sein geplantes Treffen mit Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Erfurter Augustinerkloster bezeichnete Benedikt als "bedeutendes Zeichen", für das er den ökumenischen Partnern dankbar sei. Er sei "froh, die grundlegende Einheit zeigen zu können, dass wir Brüder und Schwestern sind und gemeinsam für das Wohl der Menschheit arbeiten".



Am Beginn seiner Reise äußerte der Papst zudem Verständnis für die wachsende Zahl von Kirchenaustritten in Deutschland vor allem seit Bekanntwerden der Missbrauchsskandale. In vielen Fällen handle es sich jedoch nur um Elemente in einer langen Reihe, die zur Entfernung von der Kirche geführt hätten. Kirche sei "kein Sport- oder Kulturverein", der die Interessen seiner Mitglieder vertreten müsse, sondern ein Netz mit "guten und schlechten Fischen", in dem es auch "schreckliche Skandale" gebe.



Rede im Bundestag

Höhepunkt des ersten Besuchstages ist am Donnerstagnachmittag eine Rede im Bundestag. Zahlreiche Politiker von Linken, Grünen und SPD haben angekündigt, die Rede zu boykottieren. Wenige Stunden vor dem Auftritt gab es weiterhin nur Schätzungen, wie viele Abgeordnete der Rede fernbleiben werden. Ein Sprecher der Linksfraktion sagte dem epd, voraussichtlich würden doch mehr als die Hälfte der 76 Abgeordneten die Rede im Bundestag verfolgen. Bei der SPD-Fraktion und den Grünen hieß es, die genaue Zahl der Boykottierer sei noch nicht bekannt.



Die Oppositions-Abgeordneten sehen durch den Papst-Auftritt im Parlament das Gebot der religiösen Neutralität des Staates verletzt.Insgesamt bis zu 100 Parlamentarier wollten Schätzungen aus den vergangenen Tagen zufolge der Rede fernbleiben, hieß es bisher. Vermutlich werden es aber weniger sein.



Neben einer abendlichen Eucharistiefeier im Olympiastadion, zu der 70.000 Menschen erwartet werden, stehen in Berlin auch Begegnungen mit Vertretern der jüdischen Gemeinschaft und der Muslime auf dem Programm. Bereits vor der Rede im Bundestag trifft Benedikt XVI. mit Bundeskanzlerin Merkel zu einem Vier-Augen-Gespräch zusammen.



Weitere Stationen der Reise des Papstes sind das Bistum Erfurt und Freiburg. Zu Papstmessen haben sich bundesweit rund 270.000 Menschen angemeldet.


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