In Erfurt laufen die letzten Vorbereitungen für Benedikt XVI.

Warten auf den Papst

Erfurt wartet auf den Papst. Thüringens Landeshauptstadt befindet sich dann in einer Art Ausnahmezustand. Die Schulen können am kommenden Freitag schließen und einen flexiblen Ferientag anmelden. Aus Sicherheitsgründen finden auf dem Hauptfriedhof keine Beerdigungen statt, auch die üblichen Markttage fallen aus.

Autor/in:
Birgit Wilke
 (DR)

Schon jetzt wirkt sich der Papstbesuch aus: Zwar verkaufen Markthändler auf dem Domplatz weiterhin Obst, Gemüse oder Blumen, Touristen schlendern vorbei. Doch die Marktstände sind bereits an den Rand gedrängt. Sie machen Platz für etliche Lastwagen mit der Aufschrift "Bühnentechnik". Wenige Tage vor dem Papstbesuch haben Handwerker mit dem Aufbau riesiger Podeste begonnen. Die Nebenbühnen stehen bereits, auch der Aufbau der Altarbühne geht stetig voran. Bislang laufen die Vorbereitungen auf die große Messe mit Benedikt XVI. am Samstag (24. September) reibungslos.



Für Markfrau Hildegund Stern, selbst Protestantin, ist das "nicht weiter dramatisch". Bei der Messe wird sie nicht dabei sein, für die beiden freien Tage hat sie sich einen Hausputz vorgenommen. Rund 27.900 Gläubige können sich dagegen freuen, ein Ticket für die Papstmesse ergattert zu haben. Die Nachfrage war sehr viel größer. Der Erfurter Bischof Joachim Wanke spricht mit Blick auf den ersten Papstbesuch in Ostdeutschland von einem "Jahrtausendereignis".



In Erfurt kann das Oberhaupt der Katholiken vor dem Hintergrund des Doms und der Severikirche auf einer imposanten Altarbühne die Messe feiern: Die Konstruktion umfasst eine Fläche von 425 Quadratmetern. Der Grundriss entspricht dem Hohen Chor des Erfurter Doms, ebenso die Höhe der Bühne von 18 Metern. Dahinter steht das Konzept, den Kirchenraum in der Form der Bühne wiedererstehen zu lassen, wie Generalvikar Raimund Beck erklärt. Auch die Chorfenster werden in großen Fahnen an den Rückwänden der Altarbühne aufgegriffen.



Am Tag der Papstmesse dürfen die Pilger bereits um 4 Uhr auf den Domplatz, fünf Stunden vor Beginn des Gottesdienstes. Eigens für sie werden Sonderparkplätze auf dem Messegelände und der Bundesstraße 4 eingerichtet. Um 6 Uhr beginnt dann ein Vorprogramm mit Chören und Combos. Unter den Bühnengästen ist Lothar Schmelz, der Kurator des evangelischen Augustinerklosters. Er soll seinen Zuhörern Eindrücke vom Treffen des Papstes mit Spitzenvertretern des Protestantismus in Deutschland aus erster Hand schildern, das für den Vortag geplant ist. Damit die Gläubigen auf dem Platz nicht die ganze Zeit im Stehen ausharren müssen, sind Wallfahrtsstühlchen ohne Rückenlehnen erlaubt. Zudem verteilt das Bistum Sitzkissen.



Um 9 Uhr beginnt dann der Gottesdienst. Der Papst hat keine weite Anfahrt. In Erfurt übernachtet er in einem recht einfachen Zimmer im Priesterseminar, nur einen Steinwurf entfernt vom Dom. Spätestens wenn Benedikt XVI. dann mit dem "Papamobil" auf den Domplatz fährt, richten sich die Augen der Welt auf Erfurt.



Außer Hörweite, aber noch in Erfurts Altstadt wollen sich auch Papstgegner versammeln. Auf dem Anger planen sie eine "religionsfreie Zone" - mit Diskussionen und Reden und Aktionen.

Veranstalter ist ein Bündnis mit Namen "Heidenspaß statt Höllenangst", hinter dem verschiedene Gruppierungen stehen. Eine Demonstration haben sie bereits für den ersten Tag der Papstvisite angemeldet, rechnen aber nicht mit mehr als jeweils 300 Teilnehmern.



Zurück zum Domplatz: Dort können die Gläubigen auch bleiben, wenn der Papst den Schlusssegen gesprochen hat. Auf Videoleinwänden können sie seinen Abflug vom Erfurter Flughafen nach Freiburg miterleben, der letzten Station seines Deutschlandbesuchs.