Papst empfängt in Rom deutsche Lutheraner

Ökumene im Mittelpunkt

Bei dem Treffen mit dem Papst im Vatikan hat der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands, Johannes Friedrich, für Fortschritte in der Ökumene geworben. Im Interview mit domradio.de spricht er über Erreichtes, Mögliches und die Begegnung mit Benedikt XVI.

 (DR)

Bei einer Privataudienz des Papstes für die VEKLD-Kirchenleitung sagte Friedrich am Montag (24.01.2011), seine Kirche sehe mit großer Dankbarkeit, dass "wir den von unserem Herrn gebotenen Weg hin zur Einheit seit vielen Jahren gemeinsam mit unseren römisch-katholischen Brüdern und Schwestern gehen können". Das Erreichte dürfe aber nicht in Vergessenheit geraten, sondern müsse bewahrt und weiter vorangetrieben werden.



Als Beispiel nannte er insbesondere das Thema Eucharistie. "Wir sind uns bewusst, dass die römisch-katholischen Lehrüberzeugungen im Amts- und Kirchenverständnis im Moment nicht eine generelle eucharistische Gastfreundschaft zulassen. Das wollen wir respektieren", sagte der bayerische Landesbischof. "Doch gleichzeitig bleiben wir unserer eigenen Überzeugung treu, dass es bereits jetzt möglich und geboten ist, bei evangelisch verantworteten Abendmahlsfeiern alle getauften Christen zum Tisch des Herrn einzuladen." Insbesondere für konfessionsverschiedene Ehepartner sei der jetzige Zustand "sehr schmerzhaft".



Benedikt XVI. betonte, trotz weiterhin bestehender theologischer Differenzen in zum Teil fundamentalen Fragen sei ein Miteinander gewachsen, das zunehmend "zu einem Grundstock gelebter Gemeinschaft im Glauben und der Spiritualität" zwischen Lutheranern und Katholiken werde. Das bereits Erreichte stärke die Zuversicht, im Dialog weiterzugehen.



Streit um PID

Für Unruhe in der Ökumene hatte zuletzt das Thema Präimplantationsdiagnostik gesorgt. Friedrich hatte in den vergangenen Wochen immer wieder seine Ablehnung einer PID-Zulassung in Deutschland betont - anders als der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Nikolaus Schneider. Der Kölner Erzbischof, Joachim Kardinal Meisner, hatte dies Mitte Januar im Interview mit domradio.de stark kritisiert und den Prozess der Ökumene in Frage gestellt.



Einig sind sich Friedrich und Schneider bei der Frage des gemeinsamen Abendmahls: Auch die lutherischen Bischöfe in Deutschland dringen hier auf Fortschritte durch die Zulassung evangelischer Partner in konfessions-verbindenden Ehen zur katholischen Eucharistie. Außerdem kritisch: Am Sonntag hatte Friedrich Zweifel am Umgang mit Wundern bei katholischen Seligsprechungsverfahren geäußert.



Benedikt: Bedeutende Früchte

Benedikt hatte zuletzt im Dezember bei der Begegnung mit Spitzenvertretern des Lutherischen Weltbundes auf die "bedeutenden Früchte" des Dialogs zwischen Lutheranern und katholischer Kirche hingewiesen. Dabei sei es gelungen, "langsam und geduldig" Hindernisse aus dem Weg zu räumen und durch das theologische Gespräch sowie praktische Zusammenarbeit die sichtbare Einheit zu stärken.



Auf dem Programm der Reise der deutschen Lutheraner vom 20. bis 26. Januar stehen auch Gespräche mit dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen. Dabei wird es erstmals zu einem Austausch mit dem vatikanischen "Ökumene-Minister", Kardinal Kurt Koch, kommen. Der Schweizer Koch löste im Juli 2010 den deutschen Kardinal Walter Kasper ab, der nahezu zehn Jahre an der Spitze des Einheitsrates stand. Kasper unterhielt intensive Kontakte zu den lutherischen Kirchen.



Auch Beckstein dabei

Zur 19-köpfigen lutherischen Delegation gehören neben anderen der Leitende VELKD- und bayerische Landesbischof Johannes Friedrich, der Schleswiger Bischof Gerhard Ulrich und der lutherische Catholica-Beauftragte und Braunschweiger Landesbischof Friedrich Weber. An der Reise nehmen den Angaben zufolge zudem der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein sowie der Oberbürgermeister der Lutherstadt Wittenberg, Eckhard Naumann, teil.



Friedrich will während des Rom-Aufenthaltes auch in der evangelisch-lutherischen Christuskirche predigen. Zudem nimmt der Leitende VELKD-Bischof an einem Ökumenischen Vespergottesdienst mit Papst Benedikt teil. Die lutherische Kirchenleitung will in Rom auch die römisch-katholische Gemeinschaft Sant"Egidio besuchen. Zuvor ist in Mailand ein Treffen mit Kardinal Dionigi Tettamanzi geplant. Die VELKD ist ein Zusammenschluss von acht evangelisch-lutherischen Landeskirchen mit rund zehn Millionen Gemeindemitgliedern.