Papst bekräftigt zentrale Bedeutung der Bibel für Kirche

Aufgabe aller Christen

Papst Benedikt XVI. ruft zu einer verstärkten Beschäftigung mit der Bibel auf. Es sei Aufgabe aller Christen, sich mit der Heiligen Schrift vertrauter zu machen, heißt es im am Donnerstag veröffentlichten Abschlussdokument zur Bischofssynode 2008. Daneben betont der Papst Bedeutung des Dialogs mit Judentum und Islam.

 (DR)

Die Bibel müsse eine zentrale Rolle im kirchlichen Leben, an Schulen und an Universitäten spielen, schreibt der Papst. Die Liturgie, die Feier der Sakramente sowie die Predigt seien nach dem Wort Gottes auszurichten. Zudem müssten moderne Kommunikationsmittel verstärkt zur Vermittlung biblischer Texte genutzt werden.



Die Bischofssynode 2008 befasste sich mit dem Thema: "Das Wort Gottes im Leben und der Sendung der Kirche". In das 220-seitige nachsynodale Apostolische Schreiben mit dem Titel "Verbum Domini" ist die zusammenfassende Stellungnahme der Synodenteilnehmer eingegangen, die dem Papst am Ende der Versammlung überreicht wurde.



Historisch-kritischen Auslegung von großer Bedeutung

Das Kirchenoberhaupt äußert sich in seinem Schreiben auch zu einer historisch-kritischen Auslegung der Bibel. "Für die katholische Sichtweise der Heiligen Schrift ist die Berücksichtigung dieser Methoden unverzichtbar", heißt es darin.



Zugleich warnt Benedikt XVI. vor einer Verfremdung von Theologie und Exegese. Diese sei Folge eines säkularisierten Bibelverständnisses, das alle göttlichen Elemente ausblende. Die Auslegung müsse auch selbst Theologie sein und dürfe ihre Methoden nicht verabsolutieren, schreibt der Papst. Das kirchliche Lehramt habe die Aufgabe, "in kluger und ausgewogener Weise dazu beizutragen, die richtige Haltung hinsichtlich der Einführung neuer Methoden der historischen Analyse zu finden". Ziel sei ein von einer Harmonie zwischen Glauben und Vernunft geprägtes Verständnis zur Heiligen Schrift. Auf diese Weise könne fundamentalistischen Deutungen vorgebeugt werden.



Bedeutung des Dialogs mit Judentum und Islam

In dem Dokument über die Bibel erinnerte der Papst auch daran, dass sein Vorgänger Johannes Paul II. die Juden als "unsere bevorzugten Brüder" bezeichnete. Gemeinsamkeiten gebe es auch im Hinblick auf den Islam. Er begrüßte zudem den ökumenischen Dialog, zog hier aber deutliche Grenzen.



Zum Dialog mit dem Judentum erklärte Benedikt in dem Dokument "Verbum Domini", der "tiefe und radikale Unterschied" in den Glaubensauffassungen beider Religionsgemeinschaften bedeute "keineswegs eine gegenseitige Feindschaft". Bereits das Beispiel des Apostels Paulus demonstriert nach den Worten des Papstes "eine Haltung des Respekts, der Hochschätzung und der Liebe gegenüber dem jüdischen Volk". Juden und Christen nährten sich aus den gleichen spirituellen Wurzeln.



Gemeinsamkeiten unterstrich das Kirchenoberhaupt in dem Schreiben, auch mit Blick auf den Islam. In dessen Überlieferung gebe es viele biblische Gestalten, Symbole und Themen. Benedikt äußerte die Hoffnung, dass die "vor vielen Jahren geknüpften vertrauensvollen Beziehungen zwischen Christen und Muslimen fortbestehen und sich in einem Geist des aufrichtigen und respektvollen Dialogs weiterentwickeln".



Dabei müssten jedoch die Achtung vor dem Leben, den Menschenrechten, Religionsfreiheit und die Gleichberechtigung von Mann und Frau vertieft werden. Zudem drang Benedikt in dem Schreiben auf mehr Gegenseitigkeit insbesondere bei der Achtung der Religionsfreiheit.



Im Hinblick auf die Ökumene zeigte Benedikt sich in dem Schreiben überzeugt, dass "das gemeinsame Hören und Meditieren der Schrift uns eine reale, wenn auch noch nicht volle Gemeinschaft leben lässt". Vor diesem Hintergrund begrüßte er ökumenische Wortgottesdienste "unter Wahrung der geltenden Normen und der verschiedenen Traditionen". Diese Form der liturgischen Feier nutze der Ökumene. Sie dürfe jedoch nicht als Ersatz für die Teilnahme an der Heiligen Messe angeboten werden".



Bischofskonferenz begrüßt Schreiben

Die katholische Deutsche Bischofskonferenz würdigte das nachsynodale Schreiben. "Die Lektüre dieses Schreibens lädt uns ein, auf neue Weise Hörende auf das Wort Gottes zu werden", erklärte der Bischofskonferenz-Vorsitzende, Erzbischof Robert Zollitsch. Papst Benedikt XVI. bekräftige in dem Dokument die Einzigartigkeit der Bibel und spreche über "deren rechtes Verständnis".



Es sei gut, dass Benedikt darin auch die Erforschung der biblischen Botschaft beleuchte, fügte Zollitsch hinzu. Wichtig seien für den Papst Glaube und Vernunft im Zugang zur Heiligen Schrift. Bei allem werde deutlich, so Zollitsch: "Alle Getauften tragen für die Verkündigung des Wortes Gottes Verantwortung." Das Wort Gottes sei tätige Nächstenliebe. Wenn Gottes Wort in der Welt wirksam werde, könne es Leid und Armut in der Welt lindern.