Papst-Messe mit tausenden Priestern - Benedikt XVI. bittet um Vergebung

Abschluss des Priesterjahres

Papst Benedikt XVI. hat um Verzeihung für Missbrauch durch katholische Kleriker gebeten. "Wir bitten Gott und die betroffenen Menschen inständig um Vergebung und versprechen zugleich, dass wir alles tun wollen, um solchen Missbrauch nicht wieder vorkommen zu lassen", sagte er bei einer Messe zum Abschluss des Priesterjahres am Freitag auf dem Petersplatz.

 (DR)

Mit dem Gottesdienst endet das Kampagnenjahr für den Priesterberuf, das Benedikt XVI. am 19. Juni 2009 eröffnet hatte.

Die Vergehen an Kindern hätten «das Priestertum als Auftrag der Sorge Gottes um den Menschen in sein Gegenteil verkehrt», beklagte der Papst vor rund 15.000 teilnehmenden Geistlichen. Künftig wolle man bei der Auswahl der Kandidaten und in der Ausbildung alles tun, um die «Rechtheit der Berufung» zu prüfen. Auch solle es eine stärkere Begleitung von Geistlichen geben.

"Es war zu erwarten"
«Es war zu erwarten, dass dem bösen Feind dieses neue Leuchten des Priestertums nicht gefallen würde, das er lieber aussterben sehen möchte, damit letztlich Gott aus der Welt hinausgedrängt wird», sagte Benedikt XVI. So sei es geschehen, «dass gerade in diesem Jahr der Freude über das Sakrament des Priestertums die Sünden von Priestern bekanntwurden».

«Auftrag zur Reinigung»
Die Kirche verstehe das Geschehene auch als «Auftrag zur Reinigung». In Anspielung auf die Vertuschung von Missbrauchsfällen durch Bischöfe betonte der Papst, es sei «kein Zeichen von Liebe», wenn ein unwürdiges Verhalten von Priestern geduldet werde.

Zugleich unterstrich Benedikt XVI. die Aufgabe der Kirche, den Glauben gegen Verfälschungen und Verführungen zu schützen. Sie müsse «den Stock des Hirten» gebrauchen. Als falsche Nachsicht bezeichnete es der Papst, «wenn man die Irrlehre, die Entstellung und Auflösung des Glaubens wuchern lässt, als ob wir den Glauben selbst erfänden». Allerdings müsse der «Stock immer wieder zum Stab des Hirten werden, der den Menschen hilft, auf schwierigen Wegen gehen zu können», so Benedikt XVI.

Zölibat ist der eigentliche «Skandal» der Kirche
Am Donnerstagabend hatte Papst Benedikt XVI. den Pflichtzölibat für Priester verteidigt. Die ehelose Lebensform sei das große «Skandalon eines Glaubens, der seine Existenz ganz auf Gott stellt», sagte er bei einer Gebetswache mit mehreren tausend Priestern auf dem Petersplatz. Diese Anfrage an eine rein diesseitige Gesellschaft werde jedoch verdunkelt durch «sekundäre Skandale unser Unzulänglichkeiten und unserer Sünden».

Gerade die Kritik am Zölibat zeige, dass er ein «großes Zeichen des Glaubens und der Gegenwart Gottes in der Welt» sei, unterstrich der Papst. Zugleich grenzte er die priesterliche Ehelosigkeit entschieden von einer immer stärker verbreiteten Single-Existenz ab. Der Zölibat bedeute nicht, für sich allein zu leben und eine endgültige Bindung abzulehnen, sondern stehe für ein endgültiges Ja zum Dienst für Gott.

Zusammen mit der Ehe, in ihrer «natürlichen Form» als Bund zwischen Mann und Frau, sei der Zölibat «das Fundament unserer christlichen Kultur». Wenn diese Grundlagen verschwänden, verschwänden «Wurzeln unserer Kultur», betonte der Papst.

Benedikt XVI. warnte die Priester davor, in einen «Klerikalismus» zu verfallen. Dieser sei nach wie vor «eine Versuchung». Zudem wandte sich der Papst gegen eine «Arroganz der Vernunft» in der akademischen Theologie. Diese verdunkele die Gegenwart Gottes in der Welt, so der Papst. Er rief die Priester auf, sich nicht vor dem «Gespenst der Wissenschaftlichkeit» zu fürchten und offen für Neues zu sein.

Bei der Gebetswache mit rund 15.000 Teilnehmern aus aller Welt antwortete der Papst auf Fragen, die von Priestern aus verschiedenen Kontinenten vorgetragen wurden. Zuvor hatten unter anderem ein Geistlicher aus Hollywood und ein Seelsorger aus einem Armenviertel von Buenos Aires über ihre Arbeit berichtet. Zudem schilderte eine deutsche Familie ihren Glaubensweg.