Der Vatikan rechnet mit Rekordzahlen zu den Papst-Zeremonien

Sehnsucht nach Rom

Die angespannte Weltwirtschaftslage hat in diesem Jahr Auswirkungen auch auf das Weihnachtsfest in Rom. Hoteliers und Fremdenverkehrsstellen rechnen mit einem Einbruch der Besucherzahlen von bis zu 20 Prozent. Dennoch dürften zum Fest der Geburt Christi die Gottesdienste und Zeremonien mit dem Papst im Vatikan wieder überfüllt sein.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

"Seit Mitte November nehmen wir keine Anmeldungen mehr für die Mitternachtsmette an", heißt es in der vatikanischen Präfektur. "Man hätte den Petersdom viermal füllen können." Viele Besucher werden daher die Zeremonie nur über die großen Monitore auf dem Vorplatz verfolgen können. Mehrere zehntausend Menschen werden auch am ersten Weihnachtstag erwartet, wenn Benedikt XVI. von der Mittelloggia der Vatikan-Basilika seine Weihnachtsbotschaft verkündet, in fünf Dutzend Sprachen ein "frohes Fest" wünscht und den Segen "urbi et orbi" spendet. Allerdings ist die Zahl der Teilnehmer doch witterungsabhängig, wissen Insider. An einem sonnigem Wintertag kann sie doppelt so hoch sein wie bei Schmuddelwetter.

Schon seit Wochen bereitet sich der Vatikan auf Weihnachten vor.
Medienrat und Vatikan-Fernsehen planen die Mondovisions-Sendungen der Papst-Zeremonien. Für "Erstaunen" sorgte dabei, dass das französische "Tf1" die Papstmesse nicht mehr live übertragen wolle.  Unterdessen haben sich auch die päpstlichen Sicherheitsbehörden mit den italienischen Kollegen in Verbindung gesetzt. Der päpstliche Zeremoniar hat einige kleinere Änderungen für den liturgischen Ablauf vorgeschlagen.

Höchster Weihnachtsbaum aller Zeiten
Bereits seit einer Woche steht im Zentrum des Petersplatzes der Weihnachtsbaum, mit 33 Metern der höchste aller Zeiten. Er ist in diesem Jahr ein Geschenk aus dem Bundesland Niederösterreich und wurde in einem folkloristischen Festakt dem Papst übergeben. Tagelang waren Vatikan-Techniker damit beschäftigt, die Zweige mit 2.000 teils handballgroßen Christbaumkugeln und mehreren hundert Metern Lichterketten zu schmücken. Anschließend musste der Baum nochmals mit Hilfe eines Kranwagens justiert werden - immerhin prägt er für diese Tage weltweit das Bild aus der römischen Kirchenzentrale. Unterdessen verbirgt sich die Krippe neben dem Weihnachtsbaum noch unter dicker Abdeckfolie. Erst am Heiligabend wird der künstlerische Nachbau der Geburtsszene Christi von Bethlehem enthüllt.

Weihnachten ist für den Vatikan aber nicht nur ein organisatorisches Großprojekt. Am Montag gibt Benedikt XVI. vor der Kurie traditionell seinen Jahresrückblick. Er wird dabei die Auslandsreisen nennen: vor allem die Rede von den Vereinten Nationen in New York und den Weltjugendtag im australischen Sydney. Aber auch die ökumenischen und die interreligiösen Kontakte sollten zur Sprache kommen. Gerade mit dem Islam hat der Vatikan im Herbst einen vielversprechenden Neuanfang gestartet. Schließlich haben der Papst und seine vatikanischen Ministerien in vielen Äußerungen die kirchliche Position zu sozialen, politischen und ethischen Fragen beleuchtet.
Religiöse Höhepunkte waren die Weltbischofssynode zur Bibel und das Paulus-Jahr, das noch bis 29. Juni dauert.

Besucher aus dem deutschen Sprachraum klagen oft, wie wenig weihnachtliche Stimmung in Rom zu spüren ist - im Vergleich zu Weihnachtsbasaren, -konzerten, oder -ausstellungen in der Heimat. Die römische Stadtverwaltung hat hier nachgebessert. Neben dem stark kommerziellen Weihnachtsmarkt auf der Piazza Navona wird in diesem Jahr erstmals auf dem Kapitolshügel eine monumentale Krippe aufgebaut. Der städtische Weihnachtsbaum steht diesmal nicht auf der Piazza Venezia, sondern muss aufgrund von Bauarbeiten ans Kolosseum umziehen. Und einen weihnachtlichen Blickfang gibt es zum Paulus-Jahr auch vor der Pauls-Basilika. Die 25-Meter-Fichte ist ein Geschenk aus Kärnten.