Papst betont Alleinvertretungsanspruch der katholischen Kirche

"Notwendige Präzisierungen"

Papst Benedikt XVI. hat den Anspruch der katholischen Kirche bekräftigt, als einzige die Nachfolge von Jesus Christus zu vertreten. Bei einer Audienz für Mitglieder der römischen Glaubenskongregation stellte er sich am Donnerstag hinter die jüngsten entsprechenden vatikanischen Dokumente. Die eine und einzige Kirche Christi habe "ihre Subsistenz, ihre Permanenz und ihre Stabilität" in der katholischen Kirche, so Benedikt XVI. Lesen Sie hier die wichtigsten Passagen der Ansprache.

 (DR)

Die Einheit, die Unteilbarkeit und die Unzerstörbarkeit der Kirche Christi werde auch nicht durch die historischen Spaltungen und Trennungen unter den Christen annulliert, so der Papst weiter. Diese für den korrekten Fortgang der Ökumene notwendige Präzisierung habe das Dokument der Glaubenskongregation vorgetragen.

Das am 29. Juni 2007 unterzeichnete Papier der Glaubenskongregation "Antworten auf Fragen zu einigen Aspekten bezüglich der Lehre über die Kirche" hatte in den vergangenen Monaten insbesondere auf evangelischer Seite scharfe Kritik und eine streckenweise polemische Debatte ausgelöst. In Deutschland hatte seinerzeit der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, dem Vatikan vorgeworfen, dieser verweigere den Kirchen der Reformation die Anerkennung als Kirchen im eigentlichen Sinn.

Benedikt XVI. begrüßte nun in seiner Ansprache, dass die Glaubenskongregation in dem Papier den "korrekten sprachlichen Gebrauch einiger Begriffe" wieder ins Bewusstsein gerufen habe.

Wenn man den Unterschied bezüglich des Verständnisses von "Kirchesein" beachte, sei dies kein Hindernis für die Ökumene, sondern ein Ansporn, mit Realismus die trennenden Lehrunterschiede zwischen den christlichen Konfessionen zu erkennen und anzugehen. Hingegen führe die theologische Idee, wonach die Einheit und Identität der Kirche in Christus verborgen sei und erst am Ende der Zeiten verwirklicht werden könne, zwangsläufig zu einer Verlangsamung und zu einer Lähmung der Ökumene, betonte der Papst.

Er äußerte sich bei gleicher Gelegenheit auch zu einem Dokument der Glaubenskongregation vom vergangenen Dezember über einige Aspekte der Evangelisierung. Hier betonte der Papst, angesichts der Gefahr eines religiösen und kulturellen Relativismus' dürfe die Kirche auch in Zeiten des Dialogs zwischen den Religionen und Kulturen nicht auf die aktive Missionsarbeit verzichten. Vielmehr habe sie die Pflicht, allen Menschen das Heil und die Erlösung Christi zur Kenntnis zu bringen und anzubieten. Die Wertschätzung von wahren und guten Elementen in den Weltreligionen, ihr ernsthaftes religiöses Bemühen und die Zusammenarbeit zur Verteidigung von Menschenwürde und Werten dürften nicht als Einschränkung für die Missionsarbeit der Kirche verstanden werden, so der Papst.


Der Papst im Wortlaut
Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert die einschlägige Passage der Papstansprache vom Donnerstag in einer eigenen Übersetzung.

(...) Die Glaubenskongregation hat im vergangenen Jahr zwei wichtige Dokumente veröffentlicht, die einige lehrmäßige Präzisierungen zu wesentlichen Aspekten der Lehre über die Kirche und über die Evangelisierung gebracht haben. Es sind notwendige Präzisierungen für die korrekte Entwicklung des ökumenischen Dialogs und des Dialogs mit den Religionen und den Kulturen der Welt.

Das erste Dokument trägt den Titel "Antworten auf Fragen zu einigen Aspekten bezüglich der Lehre über die Kirche". Es greift auch in seinen Formulierungen wie in der Sprache auf die Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils zurück, in voller Kontinuität mit der Lehre der katholischen Tradition. Es wird so bestätigt, dass die eine und einzige Kirche Christi ihre Subsistenz, Permanenz und Stabilität in der katholischen Kirche hat, und dass somit die Einheit, die Unteilbarkeit und die Unzerstörbarkeit der Kirche Christi durch die Trennungen und Spaltungen der Christen nicht annulliert wird. Neben diesen fundamentalen lehrmäßigen Präzisierungen bringt das Dokument auch den korrekten sprachlichen Gebrauch bestimmter ekklesiologischer Begriffe in Erinnerung, die Gefahr laufen, missverstanden zu werden. Zu diesem Zweck richtet sie die Aufmerksamkeit auf den Unterschied, der noch zwischen den verschiedenen christlichen Konfessionen hinsichtlich des Verständnisses von Kirchesein - in eigentlich theologischem Sinn - besteht. Dies wird keinesfalls ein echtes ökumenisches Engagement behindern, sondern es wird vielmehr sogar zu einem Ansporn, damit die Behandlung von Lehrfragen immer mit Realismus erfolgt und im vollen Bewusstsein der Themen, die die christlichen Konfessionen noch trennen - und dies in der freudigen Anerkennung der gemeinsam bekannten Glaubenswahrheiten und der Notwendigkeit, ohne Unterlass für ein zügiges Voranschreiten in Richtung auf eine größere und am Ende vollständige Einheit der Christen zu beten. Eine theologische Sicht, die die Einheit und Identität der Kirche für ´in Christus verborgene` Gaben hielte - mit der Konsequenz, dass historisch die Kirche de facto in vielerlei ekklesiologischen Ausformungen bestünde, die nur in eschatologischer Perspektive ausgesöhnt werden könnten - würde zwangsläufig zu einer Verlangsamung und letztlich zu einer Lähmung der Ökumene führen.

Die Aussage des Zweiten Vatikanischen Konzils, dass die wahre Kirche Christi "in der katholischen Kirche subsistiert" (Dogm. Konst. Lumen gentium, 8), betrifft nicht nur die Beziehung zu den Kirchen und kirchlichen christlichen Gemeinschaften. Sie greift auch auf die Klärung der Beziehungen zu den Religionen und Kulturen der Welt über.

Das Konzil selbst hat in seiner Erklärung "Dignitatis humanae" über die Religionsfreiheit bestätigt, dass "diese einzige wahre Religion in der katholischen Kirche subsistiert, die von Jesus dem Herrn den Auftrag erhalten hat, sie unter allen Menschen zu verbreiten" (Nr.1).

Die "Lehrmäßige Note über einige Aspekte der Evangelisierung" - das andere Dokument, das von eurer Kongregation im Dezember 2007 verbreitet wurde - unterstreicht angesichts der Gefahr eines anhaltenden religiösen und kulturellen Relativismus, dass sich die Kirche in Zeiten des Dialogs zwischen den Religionen und Kulturen nicht von der Notwendigkeit der Evangelisierung und von der aktiven Mission unter den Völkern dispensieren darf. Und sie darf nicht aufhören, die Menschen aufzufordern, die allen Völkern angebotene Rettung anzunehmen. (...)