Das Arbeitsprogramm des Papstes 2008

Ausland, Enzyklika, Probleme

Die größte Kirchenveranstaltung des Jahres 2008 findet nicht im Vatikan oder in Rom, sondern auf dem Kontinent mit der geringsten Katholikenzahl statt: Eine halbe Million Teilnehmer werden vom 15. bis 20. Juli im australischen Sydney zum Weltjugendtag erwartet. Auch Papst Benedikt XVI. kommt. Und Sydney ist nicht die einzige Aufgabe im Papstkalender 2008.

 (DR)

Ob und wo er die Anreise über zehn Zeitzonen und 20.000 Kilometer zu Zwischenstopps unterbricht ist noch offen - vielleicht in Korea oder auf den Philippinen.

Das hängt wohl auch von den Kontakten zur Volksrepublik China ab.
Nach dem Papstbrief an die Katholiken des Landes 2007 bewegt sich offenbar etwas zwischen Peking und Rom. Die jüngsten Bischofsernennungen, bislang ein Hauptstreitpunkt, erfolgten auffallend einvernehmlich.

USA-Besuch im April
Im Frühjahr etwa steht die wichtigste politische Papstrede des Jahres an. Vom 15. bis 20. April reist Benedikt XVI. in die USA.
An seinem 81. Geburtstag, dem 16. April, besucht er in Washington das Weiße Haus. Am Tag danach spricht er in New York vor den Vereinten Nationen. Eine "gemeinsame Veranstaltung" mit dem Jüdischen Weltkongress kommt aber nicht zustande - zum Leidwesen beider Seiten. Die päpstliche New-York-Etappe fällt auf den Sabbat und das Pessah-Fest. Die ursprünglich für den Frühherbst geplante Reise in die USA musste wegen der Präsidentschaftswahlen vorgezogen werden.

Stattdessen fährt der Papst nun im Herbst zu den 150-Jahrfeiern des französischen Marienwallfahrtsorts Lourdes. Ob er dann auch die Einladung zu einer Rede vor dem Europa-Parlament in Straßburg annimmt oder der Einladung von Präsident Nicolas Sarkozy nach Paris folgt, ist noch offen.

Drei Reisen wird der Papst als "Primas Italiens" auf jeden Fall innerhalb seines Gastlandes unternehmen. Mitte Mai geht es nach Ligurien, nach Savona und Genua. Der Besuch ist auch als Rückenstärkung für den dort residierenden und noch etwas profillosen Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, gedacht. Einen Monat später, am 14. und 15. Juni, besucht der Papst Apulien, Anfang September Sardinien.

Große Dokumente
Außer den Italien- und Auslands-Reisen sind 2008 zwei große Dokumente aus dem Päpstlichen Appartement zu erwarten. Die lehramtliche Enzyklika über die Globalisierung - mit Aktualisierungen zur katholischen Soziallehre - war eigentlich noch vor dem jüngsten Schreiben zum Thema Hoffnung erwartet worden. Zudem soll auch der zweite Teil des eher privaten Jesus-Buches von Joseph Ratzinger erscheinen, das sicher wieder die Bestsellerlisten stürmen wird.

Neben Kirchenleitung und Glaubensverkündigung werden Benedikt XVI. und die römische Kurie auch 2008 diplomatische Akzente setzen. Für den 7. Januar hat der Papst die Botschafter der 176 beim Vatikan akkreditierten Staaten zum Neujahrsempfang eingeladen. Seine politische Grundsatzrede dürfte schon Bezug auf den UN-Besuch nehmen. Zudem gehört der Brückenschlag zur Volksrepublik China zu den großen Aufgaben der Vatikan-Diplomaten.

Diese werden mit besonderem Augenmerk auch die Entwicklung im Heiligen Land verfolgen. Mit Israel treten die schon 1993 vereinbarten Verhandlungen über Rechts- und Wirtschaftsfragen noch immer auf der Stelle. Neues Ungemach bereiten die Visa-Vorschriften, die katholischen Geistlichen die Bewegungsfreiheit im Heiligen Land erheblich erschweren. Daher wurde die ursprünglich für 2008 geplante Papstreise nach Jerusalem und Bethlehem erst einmal verschoben. Benedikt XVI. legt Wert darauf, dass seine Besuche jenseits von politischen Interessen auch Hoffnungsperspektiven für die Christen der Region beinhalten.

Von KNA-Redakteur Johannes Schidelko