Erziehungsexperte gibt Schenk-Tipps

"Rücksicht auf die Weltsicht der Kinder nehmen"

​Jedes Jahr dieselbe Frage: Was sind die richtigen Weihnachtsgeschenke für die Kinder? Was ist gut gemeint, was ist zu viel oder falsch? Andreas Engel ist Diplom-Psychologe und Erziehungsberater: Er rät den Eltern zu Gelassenheit.

Was sind die richtigen Geschenke für die Kinder? / ©  Jens Kalaene (dpa)
Was sind die richtigen Geschenke für die Kinder? / © Jens Kalaene ( dpa )

epd: Herr Engel, wie wichtig ist es für Kinder und Jugendliche, dass sie an Weihnachten ein paar Geschenke bekommen?

Andreas Engel (Diplom-Psychologe und Erziehungsberater): Geschenke gehören zu Weihnachten, das ist Teil unserer Kultur. Vor allem Kinder werden beschenkt - das hat einen traditionellen, einen symbolischen Hintergrund. Gott schenkt den Menschen das Jesus-Kind, die Kinder stehen bei diesem Fest kulturhistorisch im Mittelpunkt. Es hat aber auch eine psychologische Komponente: Was Erwachsene Kindern mit ins Leben geben, was sie ihnen sozusagen an Wissen weitergeben und schenken - das materialisiert sich an Weihnachten in Päckchen.

epd: Die Wunschzettel von Kindern sind ja oft ziemlich lang - wie wird man dieser Wunschflut Herr? Sollten Eltern selbst auswählen?

Engel: Wünsche sind grundsätzlich mal grenzenlos - man kann und darf sich alles wünschen, aber nicht alles wird in Erfüllung gehen. Das ist für Kinder eine wichtige Erfahrung. Natürlich gibt es Eltern, die kaufen dem Nachwuchs alles, egal wie viel er auf die Liste packt. Eine Beschränkung der erfüllten Wünsche hielte ich dann aber doch für angebracht. Eltern sind ja in der Regel nahe dran an den Herzenswünschen ihrer Kinder.

epd: Was, wenn der Herzenswunsch aber etwas ist, das die Eltern ganz schrecklich finden und für pädagogisch nicht wertvoll halten?

Engel: Da sollten Eltern einfach auch mal über ihren Schatten springen. Kinder sehen und erleben die Welt anders als Erwachsene - die sehen in der kleinen hageren Plastikpuppe nicht unbedingt ein erstrebenswertes Schönheitsideal, sondern es sind einfach Puppen, die man anziehen und frisieren kann. Der Geschmack von Eltern und Kindern ist unterschiedlich – hier sollten Eltern Rücksicht auf die Weltsicht ihrer Kinder nehmen.

epd: Gibt es bei dieser Rücksicht auch Grenzen? Was, wenn sich der Zweitklässler Laserschwerter und Wasser-Maschinenpistolen wünscht?

Engel: Waffen im Spielzeugbereich sind immer ein Glaubenskrieg. Ich finde das zwar auch nicht prickelnd - aber viele Erwachsene projizieren da etwas hinein, was es aus meiner Sicht nicht hergibt. Man kann auf dem Rücken der Kinder keine gesellschaftlichen Konflikte lösen. Für ein Kind hat zum Beispiel ein Plastik-Laserschwert eine andere Funktion, es ist kein Tötungsinstrument. Es ist eine Identifikation mit etwas Starkem. Pädagogisch ist das okay, wenn sich Kinder damit auseinandersetzen.

Das Interview führte  Daniel Staffen-Quandt (epd).


Quelle:
epd