Adveniat-Chef Bernd Klaschka zur Weihnachtsaktion 2016

"Indigene sind mit ihrer Lebensweise die besten Umweltschützer"

Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat setzt sich mit seiner am Sonntag beginnenden Weihnachtsaktion besonders für Menschen und Natur im Amazonasgebiet ein. Warum, erklärt Hauptgeschäftsführer Bernd Klaschka im Interview.

Prälat Bernd Klaschka / © Roland Weihrauch (dpa)
Prälat Bernd Klaschka / © Roland Weihrauch ( dpa )

KNA: Ist der Eindruck richtig, dass Lateinamerika wegen all der Krisen in Nahost in den Hintergrund unserer öffentlichen Wahrnehmung geraten ist?

Klaschka: Das glaube ich wohl. Vor allem der Krieg in Syrien und die Zuwanderung der Flüchtlinge haben die Sicht auf die Probleme in Lateinamerika verdeckt.

KNA: Warum wollen Sie mit der Weihnachtsaktion speziell das Amazonasgebiet in den Blickpunkt rücken?

Klaschka: Weil die Region für Europa und die ganze Welt von großer Bedeutung ist. Im Amazonasraum werden 20 Prozent der Luft weltweit gereinigt. Fällt dieser Anteil aus, hat das Auswirkungen auf unsere Gesundheit und unser Zusammenleben. Darum geht Amazonien auch die Menschen in Deutschland etwas an. In der Regenwaldzone sind viele Unternehmen und Interessengruppen tätig, die mit unserem Lebensstil zu tun haben.

KNA: Können Sie das näher erklären?

Klaschka: Es werden zum Beispiel riesige Areale abgeholzt, um Anbauflächen für Soja zu gewinnen. Soja wird für die Fleischzucht benötigt. Zu den größten Fleischkonsumenten zählen die USA und Europa. Aber durch die Umweltzerstörung, die damit einhergeht, schaden wir uns letztlich selbst.

KNA: Welche Auswirkungen hat das auf die indigenen Völker des Regenwaldes?

Klaschka: Der Wunsch nach einem höheren Lebensstandard führt dazu, dass viele Staaten Lateinamerikas Investitionen zulasten der Umwelt eingehen - etwa bei der Erdölförderung oder anderen Projekten.

Dadurch werden die Lebensräume vieler indigener Völker unwiederbringlich vernichtet. Wir in Deutschland tragen mit unserem Konsumverhalten dazu bei, dass solche Dinge geschehen. Darum müssen wir dringend Respekt vor den unterschiedlichen Kulturen und Lebensweisen dieser Welt entwickeln. Das ist ein wichtiges Anliegen der Weihnachtsaktion.

KNA: Was kann man konkret tun, um der Rohstoffgier internationaler Konzerne entgegenzutreten?

Klaschka: Die Förderung erneuerbarer Energien ist ein guter Weg. Das ist teuer. Aber wir sollten uns ebenso des hohen Preises bewusst werden, den unser Lebensstandard hat. Bisher ging der Preis allzu sehr auf Kosten anderer Völker.

KNA: Wohin fließt das Geld, das Sie mit Ihrer Spendenaktion einnehmen?

Klaschka: Mit dem Geld der Weihnachtskollekte unterstützt Adveniat Initiativen in ganz Lateinamerika und der Karibik. Hauptzielgruppe sind die Armen. Teile der Kollekte fließen in das panamazonische kirchliche Netzwerk REPAM (Red Eclesial Panamazonica), das sich besonders für die Rechte der indigenen Bevölkerung einsetzt. Denn Indigene sind mit ihrer Lebensweise die besten Umweltschützer. Sie versuchen, in Harmonie mit der Natur zu leben. Davon können wir einiges lernen.

KNA: Die diesjährige Weihnachtsaktion wird Ihre letzte als Adveniat-Hauptgeschäftsführer sein. Zum 1. März geben Sie Ihr Amt ab. Sind Sie schon ein bisschen wehmütig?

Klaschka: Ja, aber in dem Wort Wehmut verbirgt sich auch Mut. Ich blicke mit großem Mut und Zuversicht auf viele Dinge zurück, die wir in den vergangenen Jahren angestoßen haben. Und eines ist klar: Adveniat wird auch in Zukunft in Lateinamerika präsent sein.

Das Interview führte Alexander Pitz.

 

Quelle:
KNA