Katholische Hilfswerke tagen in Würzburg

Die Zukunft der Partnerschaftsarbeit

Die katholischen Hilfswerke Misereor, Adveniat, Renovabis, Missio, Caritas und das Kindermissionswerk beraten in Würzburg über die Zukunft von "Weltkirche und MIssion". Prälat Bernd Klaschka ist Geschäftsführer von Adveniat und Sprecher dieses Zusammenschlusses. Im Interview spricht er über die Ziele der Hilfswerke.

 (DR)

domradio.de: Herr Prälat, worum geht es in Würzburg?

Prälat Klaschka: Wir sprechen darüber, wie wir gute Partner der Menschen in den verschiedenen Erdteilen der Welt und den verschiedenen Ortskirchen sein können. Nicht nur wir Hilfswerke sprechen darüber, es sind auch Vertreter der Diözesen hier, in denen Einrichtungen die Projektförderung in einzelnen Ortskirchen unterstützen. Es sind Vertreter der Orden und Verbände dabei, so dass im Grunde genommen alle, die im weltkirchlichen Feld in der Kirche in Deutschland arbeiten, sich hier zum Austausch versammelt haben und darüber zu reflektieren, was Partnerschaftsarbeit und Partnerschaft mit den Menschen in den südlichen Ländern oder den anderen Ortskirchen für uns bedeutet.



Dabei sind wir auf einen guten Austausch gekommen, es sind z.B. auch Vertreter aus Afrika und den Philippinen da, die uns ihre Sicht von Partnerschaft deutlich machen, und das ist sehr bereichernd. Denn wir haben ja geprägt durch den Wandel der Kirche in Deutschland unsere eigene Sicht von partnerschaftlicher und weltkirchlicher Arbeit. Da ist es gut, diese Sicht um die Aspekte zu ergänzen, die uns die Kirchen aus den armen Ländern vermitteln. Und wir versuchen auch im Austausch herauszufinden, wie wir effektiv unsere Mittel einsetzen, die wir hier in Deutschland durch die Großzügigkeit von Spendern erhalten.



domradio.de: Gibt es denn eine Konkurrenz unter den Hilfswerken, wenn es um die Spenden geht?

Prälat Klaschka: Dadurch, dass wir z.B. ganz bestimmte Zeiten jeweils zur Verfügung haben um die Spenden einzuwerben, respektieren wir immer das Aktionsfeld und den Zeitraum eines anderen Werkes, um uns da möglichst wenig Konkurrenz zu machen. Dass es Spender gibt, die z.B. Adveniat oder Renovabis bevorzugen, ist verständlich, das hängt dann mit dem Profil der Werke oder mit deren Aufgabengebiet zusammen.



domradio.de: Nun wollen sie zusammen an diesem Strang Weltkirche ziehen?

Prälat Klaschka: Wir sind ja als katholische Kirche Weltkirche, wir sind eine Kirche. Das hat uns gestern der afrikanische Erzbischof von Accra noch einmal bewusst gemacht. Wir gehören alle zur einen Kirche! Das hat er uns mit dem Apostel Paulus deutlich gemacht: Die Kirche ist der Leib Jesu Christi, und wenn es einem Glied in diesem Leibe schlecht geht, dann trägt das andere Glied mit Sorge für das Glied, dem es schlecht geht. Da ziehen alle weltkirchlichen Werke und Akteure an einem Strang.



domradio.de: Vorhin hat mir ein Kollege erzählt, der Pfarrer aus Adenau ist irgendwann nach Peru gegangen um da zu arbeiten, und dann sammelte man immer für genau den, damit eben der vor Ort einen Esel kaufen konnte, um dann in verschiedenen Orten  Gottesdienste halten zu können. Ist das so was, worum es geht?

Prälat Klaschka: Es geht auch darum, dass Partnerschaft ein Gesicht hat. Dieses Beispiel zeigt ja, dass sich eine Gemeinde mit einem Anliegen identifiziert und den Akteur in Peru in die Lage versetzt hat, dass er dort weltkirchlich arbeiten kann, das ist der erste Schritt. Der zweite Schritt ist, dann zu schauen, dass, wenn er mit dem Esel in einem Dorf angekommen ist, seine Initiative unterstützt wird, z.B. für Bildung, den Bau von Sälen oder eines Brunnes. Also: Identifizierung der Menschen hier und die Steigerung der Effizienz der geförderten Projekte  dort. Und ich hoffe, dass wir dafür hier in Würzburg Impulse bekommen.



Das Interview führte Uta Vorbrodt.



Hintergrund

Erstmals findet die Jahrestagung "Weltkirche und Mission" statt, die noch bis morgen (14. Juni 2012) andauert. In Würzburg treffen sich unter dem Leitwort "Weltkirchliche Partnerschaften: inspirierend und irritierend" rund 150 Teilnehmer aus dem Bereich der weltkirchlichen Arbeit. Die Gründung der Jahrestagung Weltkirche und Mission ist ein Ergebnis des von deutschen Bischöfen angestoßenen Prozesses "Zur Zukunft der weltkirchlichen Arbeit in Deutschland", mit dem die katholische Kirche ihren bedeutenden Einsatz für Weltkirche und Mission auch unter veränderten Rahmenbedingungen zukunftsfähig machen will.--
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Zum ersten Mal kommen sämtliche Träger weltkirchlicher Arbeit aus Orden, Verbänden, Hilfswerken und Diözesen zu einer gemeinsamen Tagung zusammen. Ziel der Jahrestagung ist es, den Gedankenaustausch über aktuelle Themen der weltkirchlich-missionarischen Arbeit voranzutreiben. Als Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz nehmen der Vorsitzende der Kommission Weltkirche, Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg), sowie der Vorsitzende der Unterkommission für Missionsfragen, Weihbischof Manfred Melzer (Köln), teil. Gäste aus den Partnerkirchen des Südens sind der Erzbischof von Accra, Charles Palmer-Buckle, sowie die Priorin der Tutzinger Missionsbenediktinerinnen auf den Philippinen, Sr. Mary John Mananzan OSB.